Interview mit Verrückte Hunde: „Wenn der Mensch Macht hat, wird er ekelhaft.“

Interview: Fede & Yannick
Transkription: Fede & Yannick

Verrückte Hunde, rund um die Mitglieder Foxn, Scu, Geraet, Da Kid & Kova, sind eine HipHop-Crew der alten Schule. Seit fast zehn Jahren machen sie gemeinsam Musik und melden sich aktuell mit ihrem dritten Studioalbum VH“ zurück. Wir trafen Scu und Da Kid zum Interview und sprachen mit ihnen ausgiebig über ihr Album, Promo-Beef und die Grundpfeiler des HipHops. Dabei reden die beiden Veteranen über den eigenen musikalischen Anspruch, den verloren gegangenen Jam-Gedanken und beklagen die fehlende Courage innerhalb der Gesellschaft.

Euren zweiten Track auf dem Album „Golden Rapreaver“ widmet ihr der Golden Era des HipHops. Allgemein ist euer Sound ja eher klassisch. Vermisst ihr diese Zeit?

Da Kid: Ich für meinen Teil nicht. Damals mussten wir extrem strugglen, nur um einen Club zu finden, wo HipHop aufgelegt wurde. Wir mussten schauen, wo wir überhaupt HipHop-Klamotten herbekamen. Es war schon schwieriger, im Vergleich zu heute, wo HipHop überall ist. Auf jeder Party kannst du mittlerweile HipHop hören, anders als früher. Was ich vermisse, sind die Leute, die diesen Sound machen. Hör dir zum Beispiel mal eine Spotify-Playlist an: Klingt alles gleich! Es gibt immer einen Vorreiter, der einen gewissen Sound macht, und 50 andere die dem hinterherrennen. Und das passiert die ganze Zeit im Deutschrap. Und nur, weil BoomBap aktuell bei der Jugend nicht so viel Aufmerksamkeit genießt, macht das auch keiner mehr. Du kannst an einer Hand abzählen, wer noch BoomBap macht.

Es gibt aber durchaus noch einige, die die Fahne hochhalten, Haze zum Beispiel.

Scu: Haze ist cool!

Da Kid: SSIO ist ja eigentlich auch noch BoomBap.

Scu: Aber was ist bei diesen Leuten besonders? Die sind alle originell. Deren Style bitet keiner. Und das war früher wichtig und ist auch das, was mir heute fehlt. Ich mache seit 93 Rap-Musik und damals war es wichtig, kein Fake zu sein. Wenn du auf die Bühne gegangen bist, und kein Original warst, bist du aus dem Jugendzentrum rausgeflogen. Ansonsten vermisse ich jedoch nichts. Wenn wir uns treffen, haben wir das ja, wenn wir unseren Sound machen und auf Tour gehen. Und bei unseren Auftritten geht es derbe ab, die Leute haben eine Menge Spaß.

Da Kid: Leider werden die Leute, die biten, auch nie damit konfrontiert. Hast du kein schlechtes Gewissen, wenn dein Sound klingt wie jede RAF-Poduktion? Solche Fragen stellt ihr ja auch nicht.

Scu: Es wird ihnen auch nicht in die Wiege gelegt. Der Each-One-Teach-One-Gedanke ist völlig verflogen. Und wenn dann so Leute wie wir mit solchen Phrasen daherkommen, denken sich die Kiddies auch nur „Die alten Säcke – was wollen die denn von uns?“ Wir waren doch damals genauso. Du verbindest halt einen gewissen Sound mit Erlebnissen aus deiner Jugend und deshalb ist das dann der Sound deines Lebens.