Interview mit Haze: „Alles Gute kommt gut zurück, alles Schlechte schlecht“

Ein inhaltlicher roter Faden auf dem Album ist definitiv deine Hündin. Ist sie wirklich so gefährlich, wie sie in den Texten beschrieben wird?

Sie ist nicht nur ein roter Faden auf meinem Album, sondern auch in meinem Leben. Als der vorhin erwähnte Einbruch passiert ist, hat sie mir maßgeblich geholfen … Zum Schutz für ihr Rudel, unsere Familie. Ich habe ihr das niemals beigebracht, sie hat einfach agiert, hat den bösen Willen und die negativen Energien des Einbrechers und mein Adrenalin gespürt und mich unterstützt. Das habe ich in den Texten thematisiert. Ansonsten ist sie aber so lieb und gut erzogen, dass ich mir in der Zwischenzeit sogar noch eine zweite Hündin besorgt habe, auch einen Pitbull Terrier. Ich habe es mit ein bisschen zur Aufgabe gemacht, das schlechte Image dieser besonderen Rasse, die zu Unrecht auf der Rassenliste steht, etwas zu verbessern und mit gutem Beispiel voran zu gehen. Pitbulls sind Hunde, die du fördern musst, weißt du? Aber wenn du das machst, sind sie die besten Weggefährten, die man sich vorstellen kann. Wenn du nicht durch’s Fenster reinkommst oder mich aus dem toten Winkel angreifst, wird dir definitiv nichts passieren …

Die Gäste, die einem in der Tracklist der „Zwielicht LP“ ins Auge stechen, sind vor allem Nate57 und Sido. Beschreib‘ doch mal deine Verbindung zu den beiden, Haze.

Nate habe ich in der Entstehungsphase seines letzten Tapes „Unter Deck“ kennengelernt, auf dem ich mit einem Part vertreten war. Wir verstehen uns gut und ich finde, dass unsere Musik gut zusammenpasst, weil wir sehr ähnliche Denkweisen haben … Auch was die politische und sozialkritische Dimension in den Texten angeht. Trotzdem klingt unsere Musik nicht zum verwechseln ähnlich. Es war mir eine große Ehre, ihn dabei zu haben, allein weil Nate in der Sparte Rap, die wir machen, schon vor Jahren ein ganz Großer war. Ähnlich ist das mit Sido. Sein Track „Steig ein“ war damals mein erster bewusster Zugang zu deutschem Rap. Vorher hatte ich viel auf Englisch gerappt, erst seit diesem Tag dann auch auf Deutsch. Neben den beiden sind übrigens noch Bozza aus Hamburg, Rap-Legende Amar aus Freiburg und Svaba Ortak und Eazyono aus meinem Label „Alte Schule Records“ vertreten. Alle haben extrem abgeliefert.

Ein basslastig-knisternder Sound samt klatschender Snares zieht sich durch alle deine bisherigen Releases, insbesondere durch das neue. Gab es jemals einen Zeitpunkt, an dem du darüber nachgedacht hättest, das Klangbild zu verändern?

Nein, nicht grundlegend … Aber wir haben trotzdem nochmal etwas am Sound verändert, indem wir einfach ältere Maschinen rausgeholt haben. Um diesen knisternden Sound in den Beats zu optimieren, haben wir analoge Mischpulte ausgegraben und die Verstärker teilweise selbst zusammengebaut. Parallel dazu haben wir mit einem speziellen Mikrofon aufgenommen, dem V4 von der Karlsruher Firma Schoeps, ein Geheimtipp sozusagen. Dieses Mic hat eine unheimliche Klarheit. Die Beats und das Mixing waren so roh und dreckig, dass wir für meine Stimme den Kontrast gesucht haben …

Immer wieder betonst du, dass der perfekte Beat in deinen Augen aus vier simplen Spuren besteht. Die am Album beteiligten Beatmaker haben sich weitgehend an diese Rezeptur gehalten, oder?

Naja, ich meinte das immer eher im übertragenen Sinne, rede da vom Grundgerüst eines Beats. Wenn er aus fünf oder acht Spuren besteht und ein paar Adlips drin stecken ist das noch kein Grund, ihn rauszukicken. Wichtig ist mir eine gewisse Dynamik, die ein Beat haben muss … Ein Grund dafür, warum wir uns beispielsweise dieser alten Geräte bedient haben. Trotzdem verschließe ich mich nicht vor modernen Elementen, wir leben ja schließlich im Jahr 2018.

In der Box findet sich unter anderem der Film „Tugend oder Ruhm – der Weg zur Zwielicht LP“. Warum sollte man ihn gesehen haben?

Der eigentliche Ursprung des Films war, um zum Anfang des Interviews zurück zu kommen, dass ich nicht vor hatte, Interviews zu geben und Hintergründe meines Albums zu erklären. Ich versteh‘ es aus jetziger Perspektive, aber: Auch wenn ich keine Interviews gegeben hätte, könnte man das komplette Album durch den Dokumentarfilm verstehen. Alleine deshalb ist er einfach geil und war in der Box allemal sinnvoller als ein Poster oder so.

Danke dir für das Gespräch, Haze.