rap.de: Denkst du, du kannst mit dem Album endgültig aus Sidos Schatten treten?
Alpa Gun: Ja, darum gehts mir auch. Irgendwie hab ich das Gefühl gehabt, Sido hätte in mir eine Konkurenz gesehen. Vielleicht wollte er nicht, dass ich richtig voran komme. Damals, als "Ausländer" rauskam, hat das jeder Zweite auf der Straße krass gefeiert, aber komischerweie hab ich nie 'ne eigene Tour gekriegt, obwohl die Rapper, die nach mir neu gekommen sind, dann alle auf Tour gegangen sind. Jeder hat sein Ding gemacht – wieso hat es bei mir nicht so funktoniert? Mir war es sehr wichtig, dass ich mit "Ehrensache" aus diesem Schatten heraustrete und den Leuten klar mache: Ich kann es auch alleine.
rap.de: Hat sich Sido in irgendeiner Form auf deine Äußerungen in einer auflagenstarken Jugendzeitschrift bei dir gemeldet?
Alpa Gun: Eigentlich nicht, aber indirekt schon. Er meinte, wer jetzt noch in der Bravo stattfände, hätte das halt nötig. Sido war doch der erste in der Bravo! Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Er ist derjenige, der HipHop in die Bravo gebracht hat und Sido ist auch aufgestiegen durch die Bravo. Er ist auf jeden Fall talentiert, aber dieses Talent hat ihm Gott gegeben. Egal, wie talentiert du bist, keiner schafft es allein nach oben und Sido ist so ein Mensch, der es auch nicht alleine nach oben geschafft hat. Sprich Bravo, sprich Aggro Berlin, sprich Alpa Gun. Leute, die ihm die Tür öffnen, die ihm den Weg frei halten. Also nochmal: Wer im Glaushaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Er hat's uns vorgemacht, er war der erste. Ich war der letzte.
rap.de: Wartest darauf, dass er sich bei dir meldet?
Alpa Gun: Ich hab damit abgeschlossen. Der Zug ist abgefahren.
rap.de: Was müsste Sido denn tun, damit ihr euch wieder vertragt?
Alpa Gun: Bei mir zählen die menschlichen Werte und ich hab bei denen echt gemerkt, dass sie nicht immer ehrlich zu mir waren. Hauptsache, es hat funktoniert bei ihnen – das war zu oberflächlich für mich. Sido soll erst mal ein Mensch werden, er soll sich selbst nicht belügen. Er soll in den Spiegel gucken und sagen: "Ja es stimmt, ich hab hier und da Fehler gemacht. Ich will jetzt ehrlich hingehen und das zugeben". Man kann über alles reden. Außerdem verzeiht der liebe Gott den Menschen auch. Wieso sollen wir nicht verzeihen? Ich weiß ja auch gar nicht, ob er so krass geblendet ist von seinem Erfolg oder so krass hängen geblieben ist auf seinen Drogen, dass er überhaupt nicht versteht, was ich ihm vermitteln will. Das ist mir auch sehr wichtig. Wenn er das jetzt als Diss aufnimmt und mir morgen einen Disstrack macht, dann hab ich halt recht gehabt: Er hat's nicht verstanden. Und mit solchen Leuten will ich nichts zu tun haben. Ich hab hier meine eigene Familie, meine eigenen Freunde. Die sind mir sehr wichtig, weil sie auch ehrlich zu mir sind. Sie würden hinter meinem Rücken für mich ins Feuer springen, nicht nur vor meinen Augen zum Schein.
rap.de: Kürzlich hast du mit Fler und Savas auf dem Cover bereits erwähnter Jugendzeitschrift "Das neue Berlin" ausgerufen. Was soll das sein?
Alpa Gun: Das neue Berlin sind wir drei, wir sind die Berliner Rapper. Die Loyalen, die Wahren, die Echten. Nicht die, die rumheucheln, oder sich hochblasen. Die, die auf eigene Faust, auf eine ehrliche Art und Weise ihr Ding durchziehen. Das ist das neue Berlin. Dazu gibts natürlich auch einen Song auf meinem Album und der wird auch die nächte Single nach "Alles war die Sekte" sein. Da geht es darum, was sich in Berlin alles geändert hat, dass es nicht mehr so hart und so Ghetto wie früher ist. Hier in Schöneberg und Kreuzberg, was früher Klein Istanbul war, haben jetzt mehr die Yuppies das Sagen, die sind in Überzahl. Du siehst nicht mehr BMX-Fahrer, du siehst jetzt nur noch diese Frauen-Radfahrer mit ihren Trödelanzügen.
rap.de: Gerade Fler und Savas sind ja schon mehr als zehn Jahre am Start. Was ist an der Konstellation also neu?
Alpa Gun: Dass wir zusammen sind, dass wir das neue Berlin zusammen bilden. Wir sind die Berliner Rapper, die wahren Berliner Rapper. Nicht Sido oder Bushido, wie die Leute denken. Die haben mit Berlin nichts zu tun. Guck mal: Savas, ich, Fler – wir sind die Jungs, die auf der Straße noch Laufen Können. Die beliebt sind. Wo die Leute mit dem Finger auf uns zeigen und sagen "Oh geil, Savas ist da, oh geil Fler ist da – lass Foto machen". Nicht wie bei den anderen, bei denen sie sagen "Ihh, guck mal, der Hund von dem und dem". Das ist das neue Berlin. Um klarzumachen: Berlin ist nicht so, wie die Leute denken, dass jeder uns dissen kann. Wir sind ehrlich und loyal – das neue Berlin halt.
rap.de: Die beiden sind also auch auf deinem Album vertreten. Ist darüber hinaus eine weitere Zusammenarbeit mit ihnen geplant?
Alpa Gun: Warum nicht – ich bin für alles offen. Es gibs zwar keine genauen Pläne, aber bei Savas und Fler würd' ich mich freuen… ein "Carlo Cokxxx Nutten 3", oder so! (lacht)