PA Sports: Ich dachte, dass Erfolg auf jeden Fall etwas ist, was einen befreien kann. Aber an dem Punkt kommen andere Krisen und andere Probleme. Vielleicht stimmt dann mal eine Zeit lang das Geld in der Tasche und man wird begehrt, aber schon an meiner Musik konnte man ja erkennen, dass ich eigentlich gar kein Typ bin, der danach sucht. Wenn ich von Glück rede oder vom Ist-Zustand rede, an dem ich irgendwann mal ankommen will, möchte ein solides Leben zuhause und eine Frau an meiner Seite haben und keine 14 Frauen überall verstreut. Bei uns ist das alles noch in kleinen Rahmen, aber wenn man hört, dass irgendwelche Super-Rockstars in Amerika Drogen nehmen und abstürzen und sich am Ende einen Kopfschuss geben, kann ich sehr gut nachvollziehen, wie ein Mensch psychisch an diesen Punkt kommt. Früher konnte ich das nicht verstehen. Ich dachte, diese Menschen haben doch alles.
rap.de: So: Denen geht's doch gut.
PA Sports: Wie kann man unglücklich sein, wenn man all das hat? Früher hab ich das nicht verstanden, jetzt versteh ich das. Wenn man als Mensch jemand ist, der irgendwo auch Normalität im Leben braucht und dann in diesem Film drin ist und da nicht mehr raus kommt, dann ist das sehr schwierig für einen. Trotzdem muss ich sagen, das all das auch etwas ist, was man sich selber aussucht. Man steuert das am Anfang selber, wenn der Trubel um einen losgeht, man entscheidet selber, ob man in dieses Leben rein will oder ob man sagt, okay, ich mach Musik und ich bin auch ein Star, aber das ist mein Job. Ich geh ins Studio, ich mach am Abend mein Konzert, danach gehe ich ins Hotel und lege mich schlafen. Aber wir Straßenkids feiern das am Anfang so sehr, dass wir dem total verfallen, aber eben auch irgendwann nicht mehr zurück finden. Und das ist das Ding.
rap.de: Aber du hast zurück gefunden?
PA Sports: Noch nicht ganz, ich bin mittendrin, deshalb das Fazit, das ich auf dem Album ziehe: Ich habe erkannt, dass dieses unendliche Glück im dem Sinne nie im Leben gibt. Ich definiere Glück mittlerweile mehr als Ruhe. Meine Ruhe will ich finden, weil das Glück das man wirklich keine Probleme hat, das alles geil ist, das gibt's nicht. Auch wenn mal die Krisen bewältigt hat und das Problem gelöst ist – es gibt immer wieder Rückschläge, mit denen man im Leben zu kämpfen hat. Ich war, seitdem ich 12 Jahre alt bin, nicht mehr im Urlaub, weil da ging die Pubertät los, man wird erwachsener und die Probleme gehen los, und ich hab immer gesagt, ich will erst dann in den Urlaub, wenn ich mal einmal alles abgeschlossen habe, alles fertig ist.
rap.de: Und an diesem Punkt bist du bisher nicht angekommen?
PA Sports: Genau. Aber dieses Jahr werde ich auf jeden Fall in Urlaub fliegen, egal wie viele Probleme ich hier habe, weil ich eingesehen habe, diesen Punkt erreicht man in diesem Leben nicht. Aber es ist cool, wenn man irgendwann seine Ruhe hat.
rap.de: Ruhe heißt einfach, dass man innerlich ausgeglichen ist?
PA Sports: Genau, dass man die innere Ruhe hat. Dass man einfach mal nachhause kommt und sich auf die Couch setzt. Das hab ich sehr lange nicht mehr gemacht, einfach auf die Couch setzen. Ich guck keine Filme mehr, ich bin so unruhig. In den letzten drei Wochen habe ich das nachgeholt. Ich hab so viele Filme geguckt die in den letzen fünf Jahren raus gekommen sind, die ich einfach nicht gesehen habe, weil mir diese Ruhe gefehlt hat, mich einfach mal abends zuhause hinzusetzen, mir was zu essen zu machen, mir was zu trinken einzugießen, mich auf die Couch zu setzen, mir einfach einen Film reinzuziehen und zwei Stunden ruhig sitzen zu bleiben. Weil ich mir dachte, boah, in diesen zwei Stunden hättest du wieder das regeln können und das machen können und dieses Problem, was machst du hier zwei Stunden lang, steh auf!
rap.de: Du warst also auf einem richtigen Workaholic-Film?
PA Sports: Ja, genau.
rap.de: Bestand schon akute Burn-Out Gefahr?
PA Sports: Ich sag dir ganz ehrlich, ich hab mir mal den Begriff Burn-Out mal von Joshimixu vor drei Tagen definieren lassen, weil ich ihn gefragt habe, was das ist. Er hat gesagt, Burn-Out ist, wenn man soviel Stress hat, dass man depressiv wird. Und vor einer Woche bin ich ausgerastet, wir waren gerade am Mastern unseres Albums. Auch, wenn ich ein Management an meiner Seite habe, bin ich trotzdem immer noch der Typ, der sehr viel selber macht und ich kann auch nichts komplett aus meiner Hand geben, weil ich das jahrelang selber gemacht hab und deswegen ich muss immer mit koordinieren und mitdenken. Ich arbeite an den Drehbüchern von meinen Videos mit, ich arbeite am Marketing mit, wie das ganze Album raus gebracht wird und das sind so viele Sachen. Letzte Woche ist mein Kopf geplatzt, da bin ich ins Studio gekommen und das gesamte Master war verkackt Ich war drei Tage richtig down. Aber Stress ist ja eigentlich nichts, was mich down bringt. Down bringen mich Sachen, die mich traurig machen, wenn jemanden was passiert, jemand ins Krankenhaus muss, jemand verstirbt. Aber ich war auf einmal richtig depressiv. Ich hatte gar keinen Bock mehr. Ich wollte dieses Album nicht mehr hören. Ich hab im Studio angerufen und gesagt, dass sie das Ding fertig machen sollen und es mir scheißegal sei, ich wollte es nicht mehr hören. Ich war wirklich am Ende angekommen. Ich hatte drei Tage mein Handy ausgemacht und war einfach nur noch zuhause. Da bin ich echt an so einem Bourn-Out-Punkt angekommen, glaube ich. Ich überfordere mich selber sowieso immer sehr krass. Es gibt Leute, die können ruhig schlafen gehen, auch wenn etwas noch nicht fertig ist. Ich kann das nicht. Morgen zum Beispiel liegt das Master endgültig beim Vertrieb, dann ist schon mal eine riesige Last von meinen Schultern weg, aber dann warten schon wieder die nächsten drei Videos auf mich, um die ich mich kümmern muss. Auch in meiner Musik bin ich sehr perfektionistisch, das ist etwas, was ich zurückschrauben will. Perfektionistisch sein ist gut, aber man kann sich dadurch auch sehr krass selber den Kopf ficken.
rap.de: Weil irgendwann nichts mehr fertig wird.
PA Sports: Ja, genau.