Hammer & Zirkel

rap.de: Der Entstehungsprozess verlief ein bisschen holprig. Erst wurde "Sex Sells" als EP angekündigt, dann verschoben, dann war es plötzlich ein Album – was war da los?

Zirkel: Zuerst war es für Oktober als EP angekündigt. Das wurde dann verschoben, weil wir das ursprüngliche Cover nicht nehmen durften, diese Nirvana-Verarschung, wo wir das Baby verhunzt haben. Dann war es auf November verschoben worden, mit neuem Cover und so weiter. Da waren wir dann durchaus in Verhandlungen mit ein, zwei Menschen, wo man überlegt hat, ob sich das eventuell schon gleich kurzfristig auf dieses Album schon auswirkt. Wie so Verhandlungen und Gespräche gerade in diesem Geschäft dann aber so sind, hat es uns letztlich zu lange gedauert und dann haben wir gesagt, okay, dieses Album machen wir jetzt noch allein und dann mal weitergucken.

rap.de: Seid ihr hingehalten worden?

Zirkel: Naja, niemand sagt sofort, hier haste 10.000 und nächste Woche unterschreibste. So was zieht sich ja immer. Das Album war aber fertig und wir wollten das erst mal machen. Danach können wir immer noch weitersehen, was passiert.

rap.de: Sprich, es gibt Interessenten von Labelseite?

Hammer: Nee, das war gar nicht unbedingt in die Musikrichtung, die Gespräche, die wir da hatten. Eher in die lustige Ecke.

Zirkel: Stand-Up Comedy, genau.

rap.de: Nehmt ihr euren Rap eigentlich trotz allem Rumgealbere ernst?

Zirkel: Sehr ernst. Obwohl wir lustige Musik machen. Viele denken vielleicht, das wäre alles einfach so aus dem Arsch geschüttelt.

Hammer: Oder aus dem Ärmel.

Zirkel: Nee, aus dem Arsch. Aus deinem haarigen Hintern. Aber wir machen das ja wirklich sehr ernsthaft und in einem professionellen Rahmen. Wir sind ja auch beide berufstätig, Vollzeit, umso anstrengender ist es. Ohne jetzt rumflennen zu wollen, aber jeder Künstler weiß, wie anstrengend und zeitintensiv so ein Album ist. Wenn du dazu noch 40 Stunden Vollzeit beschäftigt bist, dann muss man es einfach ernst nehmen, sonst würden wir es gar nicht hinkriegen. Wir nehmen es also sehr, sehr ernst.

Hammer: Das gleiche kannst du auch auf den Entstehungsprozess des Albums beziehen. Auch da ist es nicht so, dass ich einen Beat picke und drauflos schreibe, was mir gerade so einfällt. Gerade bei "Futtersynthese" sieht man auch, dass ich das definitiv nicht mal eben schnell runter geschrieben habe. Da reimt sich dann doch sehr viel. Da haben wir einen Tick mehr Wert draufgelegt. Es gibt auch ein paar schnellere Passagen, obwohl das bisher nicht meine Welt war und ich mir immer dachte, ich muss hier gar keinem was beweisen. Aber ich wollte dem lieben Zirkel einen Gefallen tun und der meinte, mach mal ein bisschen mehr Technik, nicht immer nur so, als hättest du keinen Bock. Deswegen habe ich ein, zwei kurze – man muss ja im Rahmen bleiben, ich bin immer noch der Hammer – ein, zwei kurze technisch anspruchsvollere Sachen gemacht.

Zirkel: Ich finde es immer so schade in Deutschland, solange du nicht ganz krass Doubletime-mäßig auspackst, sondern technisch solide bist, was ja eigentlich wertfrei ist, on point ist, ist es für die Leute anscheinend nicht so krass spektakulär. Dann wird man sehr schnell unterschätzt. Ich glaube ohnehin, dass Hammer als Rapper unterschätzt ist.

rap.de: Deswegen hat er noch mal 'ne Schippe draufgelegt?

Hammer: Weil wir jetzt ja auch noch lustiger sind auf dem Album, weil der Fokus wieder auf lustig liegt. Da wäre der Weg für die Nicht-Hammer & Zirkel-Fans ja noch kürzer dahin, zu sagen, ja, Blödelköppe. Jetzt sindse nur noch lustig. Deswegen dachte ich, okay, muss ich reimtechnisch noch ein bisschen zulegen. Damit es trotzdem cool ist. Cool lustig. Und nicht komplett Klamauk.

rap.de: Das ist ja ohnehin eine Grenze, die es zu wahren gilt.

Zirkel: Genau. Um auch dann noch als Künstler ernst genommen zu werden. Sonst rutschst du ja schnell in so eine Blödelrichtung ab. Oder sogar in die unfreiwillig komische Richtung.