Doch ob Knast oder nicht, MOK ist aufgrund seines Wesens immer für Ärger gut und so ist eine Begegnung mit dem Neukölln Hustler immer eine lustig bis spannende Geschichte. Nicht zuletzt weil den Interviewer und den Künstler eine gmeinsame, schlagfertige Vergangenheit verbinden.
Marcus Staiger trifft MOK in dessen neuer Wohnung/Büro/Lager und unterhält sich mit ihm über… Geschäfte. Legale, illegale und über dieverse Geschichten aus längst vergangenen Zeiten.
rap.de: Du hast also mit deinen Eltern zusammengewohnt?
Mok: Erst mal. Ich war im Knast, im offenen Vollzug. Da blieb mir nichts anderes übrig, mir hätte auch keiner eine eigene Wohnung gegeben.
rap.de: Weswegen warst du im Knast?
Mok: Laptops, Beamer, Plasmafernseher. Als Flachbildschirmfernseher neu waren, haben wir LKW-Ladungen klargemacht und verkauft, wir hatten gut laufende Tagesgeschäfte auf Modus Operandi, der gleichbleibenden Tat mit wechselnden Tätern. Da wir das aber jahrelang gemacht haben, hat sich eine bundesweite Soko eingeschlichen und uns nach und nach wie ein Puzzle eingesammelt.
Mok: Ja, für überdurchschnittlich dumm. Die Generation, die jetzt zur Polizei geht, also unsere Generation, die haben das alles auch erlebt. Die sind alle beeinflusst von ihrer Umwelt. Musik, ihre Leute, ich mein, selbst ich habe Kollegen, die bei der Bullerei sind und mit mir abhängen, obwohl ich in deren Augen total kaputt bin. Aber die sind auch kaputt, weil die mit mir abhängen. Ich nehme die Polizei nicht ernst, dafür ist sie zu unkompetent. Die lassen sich auf nix ein, die sind entweder heiß oder kalt. Die größten Kripo-Typen halten mich im Auto an und ich fahre ohne Führerschein, aber die lassen mich gehen. Die Polizei will mit zu dir nach Hause, bis sie deinen Führerschein gesehen haben. Das sind Anfänger.
rap.de: Obwohl du sie für dumm hältst, wurdest du aber erwischt.
Mok: Die haben uns ja nicht bei der Tat erwischt, sondern Leute haben uns verraten unter deren Druck.
rap.de: Warum warst du in Bayern im Knast?
Mok: Die letzte Tat fand nun mal in Bayern statt. Wir hatten da Action, sind abgehauen und die Bullen haben uns auf Verdacht festgenommen, uns aber laufen lassen. Aber sie haben unsere Handys ausgelesen und die Nummern raus genommen. Ich bin ja Sprüher und alle haben Pseudonyme und das haben die gar nicht gecheckt. Zwei Wochen später waren die Jungs wieder in Bayern und hatten wieder Action. Gleiches Spiel und der Bulle von der Soko hat es dann doch gecheckt und so kam eins zum anderen. Die Freundin vom Kollegen wurde dann da festgenommen, kam in den Frauenknast und kam nicht klar. Einige Wochen später ist sie zusammengebrochen und ihr Freund hat gesungen. Die Strafe, die ich dann bekommen habe, hat sich aus Aussagen und so zusammengestellt. Einer wurde gefragt, warum er so was macht und er meinte dann, „Mok meinte, Bayern hat genug Idioten, mit denen man viel Geld machen kann“, dafür gab es schon zwei Jahre und dann auch noch in Bayern. In Berlin hätte ich Bewährung bekommen, hätte ein bisschen die U-Bahn geschrubbt und das wär’s gewesen. Aber Bayern spielt nicht.
rap.de: Hat dich das geläutert?
Mok: In einem gewissen Maß schon. Es war einfach so der letzte Stoß. Ich hatte eh keinen Bock mehr morgens aufzustehen und zu hoffen, dass sich irgendwo eine Tür öffnet. Ich will selber meine Türen öffnen. Ich hab irgendwie schon alles gesehen, was ich nicht sehen wollte.