MOK

rap.de: Und du machst das jetzt alles alleine?

Mok: Ich habe Mitarbeiter, weil ich nebenbei auch noch Business mache. Ich verkaufe Laptops und dies und das, legale Ware. Da arbeite ich mit einem Multimedia-Großhandel zusammen und mache mit denen Action. Das ist viel cooler als Texte schreiben und Kiffen. Kiffen ist cool, aber Texte schreiben ist Abturn.
 

rap.de: Du hast ja aber trotz der Tatsache, dass du keine Lust hast, eine hohe Veröffentlichungsfrequenz. Alles halbe Jahr kommt auf jeden Fall so ein Release.

Mok: Weil es mir ja doch noch Spaß macht. Du musst es immer so sehen: Ich habe Julian Kunz kennen gelernt, der war mein Manager. Im Knast habe ich eine deutsche Pop-CD gehabt, die war von Robud Styles. Die habe ich von einem Kumpel geschenkt gekriegt, der entlassen wurde. Beim Training haben wir immer Fifty gehört, der kam damals raus und ich wusste noch nicht mal, wie der aussieht, weil ich im Knast war. Ich habe mir immer gedacht „Wer nennt sich denn Fifty Cent? Was ist das für ein Opfer?“ Diese ganzen Hits auch mit Lil Jon sind alle raus gekommen, als ich im Knast war. Ich habe die ganze Zeit beim Training nur englischen Hip Hop gehört und dann habe ich die CD von meinem Kumpel reingepackt und habe Robud Styles gehört, mit Mike Fiction glaube ich.

rap.de: Mit Michael Mic.

Mok: Ja genau und Big Bud Productions. Den Namen hatte ich davor schon im Kopf, weil die das große 32-Spur-Mischpult von Aggro abgekauft hatten Auf jeden Fall habe ich diesen Robud Styles krass gefeiert, weil der echt gut gerappt hat. Zu der Zeit als ich "Muzik Oder Knast“ raus gebracht habe, hatte ich Freigang und zweimal in der Woche fünf Stunden frei. Ich bin aus Moabit nach Neukölln ins Aggro-Studio gefahren, hatte die Tracks halt schon vorgeschrieben, in diesen fünf Stunden drei Songs aufgenommen und dann wieder zurück. Da hatte ich schon alle mit drauf. Die ganze Sekte zum Beispiel. Am Abend habe ich dann die CD gehört und zu meiner Freundin gesagt, sie soll mal ausfindig machen, wer mit denen hängt.

rap.de: Mit Robud Styles?

Mok: Ja genau. Dann habe ich von Julian, meinem ehemaligen Manager, den Kontakt bekommen, bin dann halt ins Studio und habe gerappt. Mir blieb halt nichts übrig außer "Muzik Oder Knast“. Die ganzen Alben sind aus dem Knast entstanden, ganz komisch. Da ging es auch nicht, dass man mal zehn Minuten zu spät wieder zurückkam, weil die mich dann einen ganzen Monat gesperrt haben. Das musste immer on Point sein. Ich habe auch deshalb so viel raus gebracht, weil ich es musste. Ich hatte ja nichts, wovon ich leben konnte, ich war im Knast im offenen Vollzug. Ich hatte meine Abschiebung in der Hand, konnte draußen nicht wie die anderen arbeiten, weil man mit der Abschiebung ja keinen Aufenthaltsstatus hat, und da gab es nur die Gesetzeslücke, dass man sich seine Ausbildung selber finanzieren muss. Durch meine Albenverkäufe habe ich die dann auch selbst bezahlt, habe mich bei der SAE eingetragen und da 17.000 Euro abgedrückt. Da ist mein gesamter Verdienst von "Muzik Oder Knast“, "Neukölln Hustler“ und "Bad Boys“ draufgegangen. Ich musste ja auch jeden Tag das Taxi zum Studio zahlen, 25 Euro hin und 25 Euro zurück. Taxi musste nicht sein, aber das war ok.

 
rap.de: Wieso bist du nicht mit dem Fahrrad gefahren?

Mok: Ne, da war ich ja noch fit. Ich hatte zwischenzeitlich mal wieder 30 Kilo zugenommen, weil ich zu faul geworden bin, aber jetzt trainiere ich wieder und mir geht es einigermaßen gut. Ich trinke auch keinen Alkohol mehr. Ich habe zu viel Party gemacht, weil ich bin ja entlassen worden und die Leute sagen „Er rappt nicht mehr“. Ey ihr Wichser, ich war sieben Jahre im Knast und in der Zeit habe ich alles halbe Jahr was raus gebracht und lauter Features gemacht. Ich habe doch auch das Recht auf Urlaub. Ich will eigentlich mal abschalten und das Rapding gehört ja mit zum Knast dazu. Jede Nacht auf dem Bett zu liegen und Texte zu schreiben hat mein Leben beeinflusst. Mucke ist ja auch Stress. Ich kann zwar im Auto mal ein bisschen Musik hören, aber da muss ich dann sofort wieder ans Arbeiten denken. Ich versuche so wenig wie möglich Neues zu hören, weil es bei einem Beat bei mir dann gleich „klick“ macht und ich mir denke, ich müsste jetzt "Bad Boys 3“ herausbringen. Ich höre halt Mobb Deep und solche Sachen.

rap.de: Altes Zeug also.

Mok: Talib Kweli, Mos Def… Die Leute denken das immer gar nicht von mir, aber ich bin ein riesengroßer Fan davon, weil das noch richtig cooler Rap ist. Das hat nichts mit dem Scheiß zu tun, den wir machen. Das sind ganz andere Rapper.