Separate eröffnet das dritte Mal „Die Jagd auf den König“ und droppt ein Mixtape in klassischer Battle-Manier. Auf großteils exklusiven und einigen US-Anleihen macht Separate das, was er am besten kann: rappen. Dann noch ein paar Remixe dazu und der König kann sein eigenes Grab schaufeln, so in der Theorie. Aber mit hauptsächlich Battle- und Representertracks über 26 Anspielstationen hinweg zu überzeugen, ohne Langeweile aufkommen zu lassen, ist wohl die größte Hürde zwischen Separate und dem Kopf des Monarchen. Gerade wenn man bedenkt, dass „Wahrheit“ , das letzte Album des Hessen, eher dahinplätscherte und nichts wirklich im Gedächtnis blieb.
So richtig hängen bleibt bei „DJADK3“ auch nichts, besondere Highlights bleiben aus – aber das ist okay, denn die einzelnen Songs bewegen sich konstant auf hohem Niveau. Separate battlet halt und das liegt ihm. Ein guter, routinierter Rapper mit krasser Stimme und versiertem technischen Können, das auf Klang, nicht auf möglichst lange, eindrucksvolle Rhymes ausgelegt ist. Einzelne Lines stechen durchaus hervor und lassen einen auflachen oder ein anerkennendes „uff“ ausstoßen – aber insgesamt ist des eben einfach guter, selbstbewusster Battlerap mit einer Prise Rap-über-Rap, der die eigene Reputation untermauert. Etwas fehl am Platz wirkt es lediglich, wenn Separate vereinzelt mit seinem Reichtum protzt. Der Fake-it-till-you-make-it Beigeschmack bleibt an dieser Stelle nicht aus. Umso angenehmer sind da Tracks, die aus dem Rahmen fallen – etwa „Nicht dein Ernst“ , auf dem Separate den Bullshit mit dem er konfrontiert wird persifliert.
„Ich frag‘ mich, warum ihr Toony nen Wichtigtuer nennt / In Wirklichkeit ist der Dude n richtig guter Mensch // Von so Sprüchen musst‘ ich zu viele hören / Und am Ende sagen alle immer ‚Bruder ich schwöre‘“ („Nicht dein Ernst„)
Separate nimmt sich – entgegen dem ersten Eindruck – selbst nicht zu wichtig und droppt pointierte Punches, die unaufdringlich zünden. Wenn er erzählt, jedes Mal lachen zu müssen, wenn er einen Skoda sieht oder auf „Unikate“ berichtet, „Morddrohungen damals schon per Telefax“ erhalten zu haben und damit zwischen den Zeilen durchblitzen lässt, wie lange er bereits im Game mitmischt, ist das durchaus stilsicher. Wenige Lines später eine abgestandene „Rapper sollten nicht mit mir ficken, wie mit AIDS-kranken“ – Line bringt, ist das weniger originell. Dennoch spittet Separate bis auf diese faden Ausnahmen stets souveräne, anständige Bars und verteilt ebenso zielsichere Seitenhiebe an die Szene, ohne dabei großartig Namen zu nennen. Technisch findet das alles auf technisch hohem Niveau statt und dass Separate einen kraftvollen, interessanten Flow hat ist ohnehin klar.
Während „Wahrheit“ durch die schiere Anzahl an Features stark an Stringenz einbüßte, stehen die meist eher unbekannten Gastbeiträge „DJADK3“ hervorragend zu Gesicht und lockern das Tape auf. Insbesondere Ced Awsm und Adas, die ziemlich häufig vertreten sind, liefern verdammt stark ab. Ersteren hatte ich bis Dato nicht einmal auf meiner Karte, wurde aber vollends überzeugt. Die MCs passen stets zu Seppos Style und dem jeweiligen Instrumental, die Beiträge wirken nicht hinein gezwängt und sind auch im Tracklisting gut platziert. Der Track mit Fler hingegen hätte nicht sein müssen, klingt er ohnehin eher wie ein Fler-Track mit Separate-Feature, als andersherum. Songs über Autos braucht einfach kein Mensch mehr. Nie wieder. Wirklich.
Die Produktion, die zu einem großen Teil von Loopkingz Instrmntls stammt, klingt passend zur Jahreszeit düster, kalt und bedrohlich. Teilweise orchestral, teilweise synthetisch aber stets druckvoll wummernd, werden Separates aggressive Flows stets passend und eindrucksvoll untermalt, kein Beat ist zu mächtig für Seppo, keiner zu langweilig. Das sichere Tracklisting gibt dem ganzen eine Art roten Faden, die Produktionen greifen aber ohnehin stimmig ineinander. Ausfälle gibt es keine, da ist alles hervorragendes Handwerk, wenn auch die eigene Handschrift fehlt. Auch die Remixe sind stets auf Augenhöhen mit den Originalsongs. Nicht unbedingt besser, schlechter aber auch keinesfalls. Etwas extravaganter vielleicht.
„Die Jagd auf den König 3“ ist ein gutes, battlelastiges Mixtape. Ist es etwas Besonderes? Nein. Ist das schlimm? Nein. Separate ist einfach ein sau guter Rapper, der ein paar krasse Beats zerlegt und dabei hungrig Punches ins Mic rotzt. Kein Song sticht durch Originalität hervor, bis auf „Chromfelgen“ fällt aber auch nichts negativ auf. Separate versteht sein Handwerk und beweist das eindrucksvoll – einen König stürzt er damit zwar nicht, aber einige zusätzliche Wachen werden mit Sicherheit postiert.