Review: Danju – Tag 1

Danju veröffentlichte am 26.07. sein zweites Studioalbum „Tag 1“ nach „Stoned ohne Grund“. Nach der EP „Hype“ ist das in diesem Jahr schon sein zweiter Release. Danju hat dafür einige Featuregäste an Land gezogen: Sierra Kidd, Baba Rico, DAZ, Izo, Middlez und Tyree Romeo geben sich auf „Tag 1“ die Ehre.

Einst im Schatten von Cro bekannt geworden, emanzipierte sich der Stuttgarter von seinem Kumpel. Dieser ist zwar nicht stimmtechnisch auf der neuen Platte vertreten, aber Producer des Tracks „Kämpfen“. Bis 2017 stand Danju bei dem Label Chimperator unter Vertrag, seitdem ist er Teil der Guzgang. Er erntete aber nicht nur Lob für seine vorangegangenen Veröffentlichungen.

Das Rezept schmeckt

Danju läutet das Album mit „Back on my Shit“ ein. In dem entspannten Song erfindet er das Rad zwar nicht neu, macht aber gute Laune und Lust auf mehr. Danju rappt über seine eigene Zukunft, in der er im Monat mehr, als ein anderer im Jahr verdient.

„In diesem Game ist kein Platz für Gefühle, man alles was zählt ist Geld, man
Das ist mein Life, nur das du weißt, das ist Tag 1, yeah“

Weiter geht’s im Flow mit „Rezept“. Dieses hat der Stuttgarter nach eigenen Aussagen nun endlich gefunden – und auch reimtechnisch schmeckt es einwandfrei! Mit Zeilen wie „Komm mir nicht in die Quere‚ verschiedene Wege/ Es geht dir an die Kehle, keiner versteht hier Spaß geht es um Knete/ Nicht reden mit jedem, ich leb durch die Seele/ In meinem Leben gibt es kaum Regeln‚ nur jeden Tag beten“ kann er überzeugen.

Glaub an morgen

So hoch wie ein „Adler“ fliegt er im gleichnamigen Song. Seine Träume sind groß, keiner kann ihn stoppen. Schließlich gelangt er zur Einsicht, dass alles zu Ende geht, was auch die melancholischen Unterton und die Nachdenklichkeit des Tracks unterstreicht.

Auf „Guap“ folgt Aufstehen muss ich sowieso“. Dafür hat sich Danju Sierra Kidd mit an Bord geholt, der mit seinem Part souverän abliefert. Danach geht’s auf dem Track „Mensch“ um weiß, schwarz, gelb und grün. Reich, jung, alt und arm. Und dass es doch letztendlich gar nicht darum geht, da wir alle nur Erdbewohner sind. Eine schöne, eingängige Message, die niemals an Relevanz oder Notwendigkeit verlieren wird.

„Why is everybody in the world fighting?“ frägt sich Featuregast Baba Rico auf dem folgenden Track „Kämpfen“. Danju kommt zu dem Schluss, dass es sich am Ende nur für die Liebe lohnt und liefert eine Hook mit Ohrwurm-Potential.

Das Leben fühlt sich manchmal so hart an

Tiefsinnig geht’s auch im nächsten Song weiter, in dem sich Danju „Zwischen Engeln und“ Teufeln befindet. Dieser soll in jedem von uns zu finden sein, womit er gar nicht so Unrecht haben dürfte. Die Beschwerlichkeit und das Gefühl, dass das Leben manchmal hart ist, spiegelt sich auch auf „Gegenteil“ wieder.

„Ich will nicht reden, mir nicht vergeben
Es hilft kein Beten, niemand sehen, nichts erleben“

Die Stimmen im Kopf zerfressen Danju, doch letztendlich wird im nächsten Track „Alles gut“. Er scheint Frieden mit seinen Stärken, wie auch mit seinen Schwächen zu schließen. „Real Ya“ wirkt beruhigend, flowt und geht schnell ins Ohr. Danju lässt auch in diesem Song tief blicken und ist authentisch.

Die Guzgang-Combo Middlez, Tyree Romeo und Danju trifft auf „GG4L“ voll ins Schwarze. Beendet wird das Album schließlich mit dem Titelsong „Tag 1“. Danju vergleicht die heutige Welt mit einem Dschungel, in dem es heißt: Friss oder sie fressen dich auf.

„Warte nicht bis das Para kommt, du hast in dir Liebe, gib was ab davon.“

„Tag 1“ ist ein stimmiges Gesamtwerk. Der Titel kann sinngemäß auf Danjus Musik übertragen werden. Im neuen Album ist nicht mehr viel von „Stoned ohne Grund“ zu finden: andere Themen, mehr Sinnhaftigkeit, mehr Reflexion. Trotz der Nachdenklichkeit schafft Danju es aber auch durch viele melodische Parts, einen nicht runter zu ziehen. Er vermittelt damit gerade über die tiefsinnigen Texte paradoxerweise ein Gefühl der Leichtigkeit.