Review: BHZ – 2826

 

BHZ sind längst kein Geheimtipp mehr. Established 2013, haben sich die Schöneberger zunächst im Berliner Untergrund einen Namen gemacht. Nun droppen sie – nach einigen Singles und drei EPs  – ihr erstes gemeinsames Album „2826“.

Hinter BHZ steht kein Label, das sie pusht. Dead Dawg, Monk, Ion Miles, Big Pat, Longus Mongus, Max on the Beats und Samy produzieren vom Artwork bis zu den Beats alles selbst im Homestudio. In den letzten Jahren hat sich das Kollektiv besonders durch Singles einen Namen gemacht, die sich schwer nur einem Genre zuordnen lassen. Moderner Trap mischt sich mit smoothem BoomBap. Ihre erste EP „Banana Shake“ zeugt von genau dieser Vielfalt. Dass sie trotzdem am Zahn der Zeit sind und sich ständig weiterentwickeln beweisen die Jungs nun mit ihrem Debütalbum: Die Beats bestehen vor Allem aus cloudigen Beats mit langen, flächigen Synths.

Schon beim Intro wird das Leitmotiv von „2826“ klar: Aufrichtigkeit. Authentizität zieht sich durch das gesamte Album. Kein übertriebenes Waffengelaber, sondern Lines, mit denen man sich identifizieren kann. „2826“ vermittelt das planlose Lebensgefühl der Generation Y und wirkt dabei so, als wäre es spontan aus dem Bauch geflowt:

„Ich bleibe tiefenentspannt/ weiß nicht mehr weiter wo lang“ („Outro“)

„Meine Mum stellt mir Fragen/ ich warte und antworte erst nach drei Tagen“ („Outro“)

Zeilen wie „Sechs Mann in ’nem Car2go, Open-Air Richtung Adlershof“ („Intro“) erinnern außerdem an Abende, die diese Generation genau so selbst erlebt haben könnte. Beim Hören kann man sich gut vorstellen, mit BHZ einen Abend in einer Kneipe zu verbringen:

„Tyskie wird genossen, aber Sterni wird geext, kaufe mir Pilsator guter Preis und viele Facts“ („Intro“)

„Sonntagmorgen kaltes Radler statt Café au Lait/ Samstagnacht, sehr viel Schnaps, statt einem heißen Tee“ („Intro“)

Es geht weiter mit Tracks, die sich gut im Mainstream machen würden. „Blink Links“ und „Red Eye“ erinnern durch ihre einprägsamen Beats kombiniert mit Adlibs durchaus an aktuelle Sachen, die sich in den Charts finden lassen. Trotzdem merkt man, dass die Jungs noch vor ihrem großen Karrieredurchbruch stehen – und gerade das macht sie so sympathisch.

„​In meinem Polo fresh ya, rauche einen Back ya, irgendwann im Tesla, ay“ („Drop Top“)

Auch bei „Lass Sein“ thematisieren sie ihre Herkunft aus dem Underground.

„Keine Ahnung, was der Plan ist/ doch ganz sicher nicht verlieren/ nein, sie sind nicht ready ya/ criusen auf ’nem Emmy ya/ Schöneberger Jungs, doch mir egal/ wir holen einen Grammy ya.“ 

„Zwischen Vollrausch und Hektik/ ja, das war schon immer so/ von drei Zimmern aufwärts/ bis wir endlich in ’ner Villa wohnen.“ 

Tracks wie „Drop Top“ und „Wellen“ reißen dann endgültig alles raus – Big Pats Organ ist so außergewöhnlich wie bedeutsam für das Album. Seine tiefe Stimme kombiniert mit Beats, die an synthesizer-lastigen Südstaaten-Rap erinnern, fetzt einfach. BHZ stehen aber nach wie vor für Wandlungsfähigkeit. Auch auf „2826“ finden sich Songs für jede Stimmung. Von energievollen Songs bis hin zu ruhigeren Tracks, wie „Vitamin D“, welcher die Hassliebe zu durchgemachten Nächten thematisiert:

„Ich erzähl ihr von Träumen, die nicht greifbar sind/ sie fragt:“Warum?“, doch ich weiß es nicht/ kann nicht nur chillen, weil es Freitag ist/ doch niemand wird einfach so weise, shit/
Glühwein hält warm, nimm noch einen Sip/ leb unter Druck, weil der Zeiger tickt/ Körper zu lang nicht geschont/ schweif ab und fliege zum Mond“

Beim Outro wird es zum Ende des Albums dann etwas deeper. Von einem langsamen Beat untermalt stehen hier das Gefühl des Scheiterns und das Unverständnis der Familie im Fokus.

„Wollen mich unten sehen, doch ich werde niemals untergehen/ mein Bauch ist mein Rettungsring“

Durch den innovativen, abwechslungsreichen Stil überzeugt das Album auf ganzer Linie. BHZ liefern mit „2826“ den Startschuss für eine möglicherweise steile Karriere – zumindest aber für den wohl endgültigen Durchbruch.