Statt der zugekoksten Bitch auszurichten, dass Bausa sein Blow will, fordert der Edelmetall-behängte Bietigheim Bissingener auf „Powerbausa“ nun, man solle der zugekoksten Bitch doch sagen, dass Baui seinen Schnee im Sommer will. Ja, diese Selbstreferenz zeigt, dass auch auf Bausas zweitem Release einiges gleich geblieben. Vieles hat sich aber auch verändert, Bausa hat an Facettenreichtum zugelegt.
Die Unterstellung, dass Bausa aufgrund des durchschlagenden Erfolges von „Was du Liebe nennst“ nun zum weichgespülten Popsänger mutieren würde, bleibt jedenfalls unbestätigt – im Gegenteil. „Powerbausa“ kommt noch ungeschönter, dreckiger und kantiger daher als der Vorgänger, der mit Hochglanz zu punkten vermochte.
Bereits das Intro „Stoff“ eröffnet das Mixtape mit einem dreckigen Chopped-and-screwed Trap-Banger, der mit aggressiven Bässen und verdrogten, straight gerappten Lyrics denkbar wenig mit Chart-Pop zu tun hat. Im Anschluss tritt „Unterwegs“ mit Capital Bra direkt erbarmungslos nach. Dass es mit diesem Gastbeitrag nicht gerade ruhig zugeht, liegt auf der Hand.
Das heißt nicht, dass „Powerbausa“ sich nun auf laut dröhnende 808-Eskapaden beschränkt. Erwähntes „Was du Liebe nennst“, das bereits vorab veröffentlichte „FML“ und „Was kostet mich deine Liebe“ mit Joshi Mizu füllen die Balladen-Waagschale ebenso, wie „Szenen im Hotel“ und „Belle Etage 2.0“ den gewohnt eingängigen Gesang mit HiFi-Untermalung liefern.
Dabei tritt Bausa aber nie als biederer Schwiegersohn auf. Stattdessen changiert sein Auftreten irgendwo zwischen zugekokstem Superstar und ungeduschtem Nuttenpreller. Der kantige Charakter ist authentisch und charismatisch, wenn auch nicht sonderlich sympathisch. Der spannende Kontrast zwischen melodischer, wohlklingender Musik und schmutzigen, unverblümten Erzählungen gestaltet sich aber packender denn je.
Das abschließende „Kleines Rad“ ist zwar verdammt lässig gerappt, fügt „Powerbausa“ mit seiner kurz gedachten und polemischen Gesellschaftskritik aber eher einen faden Beigeschmack hinzu, als einen weiteren Themenkomplex zu eröffnen. Spannender sind dann doch die Erkenntnisse im kleinen, die man so nicht vorhergesehen hätte.
Auf dem überaus tanzbaren Ratchet-durchzogenen „Pillen im Club“ etwa, wenn Bausa in einem Dialog mit seinem zugedröhnten Kumpel feststellt: „Er sagt ‚Bruder, das ist Liebe“ – ich sag ‚Bruder, das sind E’s‘.“ und einen so abrupt aus der bunten, trippigen Parallelwelt auf den Boden der Tatsachen zurück schmettert.
Überhaupt: Die Themen auf „Powerbausa“ mögen nicht besonders tief schürfen, dennoch gelingt es Bausa stets, lebendige Bilder zu kreieren und die Stimmung eines Songs mit seiner punktgenauen Wortwahl enorm zu verdichten. Die Reime sind blitzsauber, wirken aber nie an den Haaren herbei gezogen oder konstruiert, sondern kommen lässig und kontextbezogen aus der Hüfte geschossen.
„Im Sterne-Restaurant mit Rauschgift
Finger auf der Karte, keiner weiß, wie man das ausspricht“
Die Jammer-Fraktion, die regelmäßig feststellt, dass Bausa ja gar nichts mit HipHop zu tun habe, sollte sich „Powerbausa“ einfach mal in Ruhe anhören. Der Tausendsassa mit der markanten Stimme punktet nämlich auf sämtlichen Ebenen, ohne dass die zwölf Songs – sogar trotz Mixtape-Format – zu einem wahllos zusammengewürfelten Haufen verkommen. Bausa rappt stark, singt sicher und eingängig, nennt hervorragende Produktionen sein Eigen und bannt einen mit seinen Erzählungen. Das Genre-Gemecker ist hier eindeutig fehl am Platz.
Bausa feat. Capital Bra – Unterwegs (prod. The Cratez) [Video]