Sookee
Ein rappendes Soziologie Grundstudium? Sookee ist empört – es sollte eine Doktorarbeit sein! Nora Hantzsch wurde in der ehemaligen DDR geboren und floh mit ihrer Familie 1986 nach Westberlin. Die Wurzeln ihres politischen Aktivismus und ihrer Musik liegen genau hier – in ihrer Familiengeschichte.
Sookee ist Teil der antifaschistischen, queeren und feministischen Szene und auch unter dem Namen Quing of Berlin bekannt. Am Anfang ihrer Karriere sah das allerdings noch anders aus: Sie ging mit dem „sexistischen Strom“ im Deutschrap. Ihr Debütalbum „Kopf, Herz, Arsch“ erschien 2006 bei Springstoff. Durch ihr Studium der Gender Studies und der Linguistik kam es dann zu einer Politisierung ihres Schaffens. Die Berlinerin interessiert sich für starke weibliche Kämpferrollen, die keine Klischees erfüllen. Daher auch ihr Name: eine Hexe aus „Die Hexen von Eastwick“ hieß Sukie, sie wandelte nur die Schreibweise ab.
Während ihres Studiums legte Sookee eine kreative Schaffenspause ein, um sich selbst und die eigene Position in der Raplandschaft zu finden. 2010 folgte dann ihr zweites Album „Quing“. Von Album zu Album lernt die Künstlerin hinzu. Begriffe, die sie vor ein paar Jahren benutzt hat, sind für sie heute ein No-Go. Deshalb lässt sie stets ein Album auf dem darauffolgendem Revue passieren, um über ihre eigenen Fehler zu reflektieren. Ihr letztes Album „Mortem & Makeup“ erschien 2017, darauf befindet sich unter anderem der Song „Queere Tiere“:
„Darwin, mein Freund, wir hatten dich unter Verdacht
Sex dient nicht nur der Fortpflanzung
Sex macht Spaß, das wirft deren Ordnung um
-Suprise!- Es gibt doch mehr als zwei Geschlechter
Wirf’ ein’ Blick in die Natur und du weißt, wer Recht hat
Männchen vögeln Männchen, Weibchen lieben Weibchen
Lasst uns die Menschen öfter mit Tieren vergleichen“
Sie ist sich ihrer Position als eine von wenigen Frauen im Deutschrap bewusst. Auch Sookee spricht den Punkt an, dass sexistischer Rap deshalb so erfolgreich ist, da das Problem in gesellschaftlichen Strukturen verankert ist. Der Aspekt, dass der Kern des Sexismus nicht unbedingt in der Musik zu finden ist, befreie HipHop aber nicht von seiner Verantwortung. Sookee erkennt keinen emanzipatorischen Wert darin, wenn Frauen sich selbst „Fotze“ nennen und den Spieß umdrehen. Den Zugang von anderen Frauen, die im Mainstream Erfolg haben, und sich nicht mit Sookees Nische befassen, da es bei ihnen selbst ja klappt, bezeichnet sie als neoliberal.
Ihre Doktor-Arbeit ließ sie zu Gunsten der Musik erst einmal ruhen. Sie gibt außerdem Workshops für Jugendliche in den Bereichen Rap, Homophobie, Rassismus und Sexismus.