Frauen im Deutschrap: Die Wegbereiterinnen (Teil 3)

Kitty Kat

Aggro Berlin läutete Anfang der 2000er eine neue Ära des Deutschraps ein. Unter anderem durch die „Aggro Ansagen“ und Bushidos Album „Vorm Bordstein bis zur Skyline“ gewann das Label an Popularität. Rap, der sich auch in Problembezirken abspielt, ist in der breiten Masse angekommen. 

Gangster Rap vermittelt oft ein herabwürdigendes Frauenbild. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indizierte sämtliche Aggro Ansagen, sowie unter anderem Alben von Fler, Sido, Bushido und Kool Savas. Aber die Verkaufszahlen und der Erfolg geben dem Label Recht, ganz nach dem Motto „Sexism sells“. 

Kitty Kat wurde in Ost-Berlin geboren, wuchs in Augsburg auf und kam nach ihrer Lehre in München wieder zurück in die Hauptstadt. Sie gewann als einzige Frau des Labels Aggro Berlin an Popularität. Vor allem durch ihre Feature-Auftritte auf Sidos Alben „Ich“ sowie „Ich und meine Maske“ wurde ihre Karriere beflügelt.

Zu Beginn hielt Aggro Berlin das Gesicht hinter dem Namen Kitty Kat geheim. Der Marketing-Move funktionierte, ganz Deutschrap munkelte, wer wohl dahinter steckt. Durch genau diese Heimlichtuerei wurde sie vom Label sexualisiert und auf das Weibliche reduziert. Das Zusammenspiel aus den anzüglichen Texten und ihrer Stimme führten zu bestimmten Erwartungen, wie Kitty Kat wohl aussieht. In ihren Texten drehte sie den Spieß um und nahm unverblümt dieselben Wörter, wie ihre männlichen Kollegen in den Mund.

„Will er mich sehn sag ich das ich grad nicht kann behandel ihn wie Dreck und er frisst mir aus der Hand
Wo ist dein Problem wer sagt ich kann die ganze Scheiße hier nicht umdrehen
Ich sag nur eins wäre ich n Mann würde dir jetzt sagen Alter lutsch mein‘ Schwanz“
(aus „Bitchfresse“)

Man wollte den Leuten ihre Fantasien lassen und zeigte Kitty Kats Gesicht erst drei Jahre nach ihren ersten Tracks. Sie selbst war damit nicht einverstanden: Rapperinnen wie Lady Bitch Ray traten in Fernsehsendungen auf und konnten dadurch Aufmerksamkeit generieren. Sie selbst durfte nicht mal ein Konzert spielen. Im Zuge ihres Coming-Outs erntete sie viel Hate – plötzlich konnte nicht mehr jeder seine Wunschphantasie auf die geheimnisvolle Stimme auf Sidos „Strip für mich“ projizieren. Ihr Körper wurde dadurch über ihre Musik gestellt, sie wurde Opfer eines Shitstorms.

Nach der Aggro Berlin Auflösung machte sie zuerst bei Universal, dann mit ihrem eigenen Label Deinemama Records und als Songwriterin, unter anderem für Glasperlenspiel weiter Musik. Ihr Debütalbum „Miyo!“ erschien 2009 bei Universal, danach veröffentlichte sie 2011 „Pink Mafia“ und 2014 bei ihrem eigenen Label „Kattitude“. Nach einer Pause feierte sie 2018 ihr Comeback als Rapperin mit dem Album „Love and HipHop“. Vor kurzem veröffentlichte sie den Song „Fuckboy“ feat. Ben Mood.