Warum wir alle mehr Zugezogen Maskulin hören sollten

Ich bin dagegen

Jeder Mensch strebt nach Individualität und sucht Gleichgesinnte. Eine komplizierte Mischung. In „Alle gegen alle“ geht es um Zugehörigkeit und Abspaltung: „Zersplittert in Atome / Sowas wie Gesellschaft gibt es nicht.“ Die Bildung von Gruppen und Szenen gab es schon immer. Egal ob Punks, Hippies, Rocker oder Hip Hopper – Subkulturen definieren sich über die Kleidung, den Musikgeschmack, die politische Einstellungen und gemeinsame Interessen.

Um sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen, muss man sich meistens von anderen Gruppen distanzieren, sei es optisch oder sprachlich. Ein Iro-tragender Punk wird es höchstwahrscheinlich schwer haben, in eine Gruppe Gucci-tragender Fashion Victims zu kommen. Das trifft selbst dann zu, wenn die Interessen und Meinungen sich gleichen sollten.

Die beiden kritisieren, dass sich die einzelnen Gruppen immer mehr aufspalten und sogar „untereinander“ Reibungen entstehen. Ost wegen West, Fleischesser gegen Veganer, links gegen rechts, links gegen noch mehr links, Biggie gegen 2Pac, alle gegen Hipster. Der nächste Schritt ist ganz klar: „Alle gegen alle“ – der Name ihres Albums. Durch die Suche nach Individualität und das verlangen, sich abzugrenzen, geraten die entscheidenden Werte, die wir vielleicht sogar alle unwissentlich miteinander teilen, in Vergessenheit. Wir hängen uns an Details auf, anstatt für das Wesentliche zusammen zu arbeiten.

Männlich, weiß, am Boden

Außerdem kommt die vorschnelle Verurteilung zur Sprache. Diese wird durch ein paar Studierende verkörpert, die über einen Obdachlosen sprechen: „Er ist uns fremd / Wie er da lag im Weg / mit seinem Doppelprivileg / sicher wählt der AfD.“ Die Studenten können sich mit dem Mann am Boden nicht identifizieren und fällen, ohne ihn zu kennen, ein Urteil: AfD-Wähler, Penner.

Mit seinem „Doppelprivileg“ ist wahrscheinlich gemeint, dass er sowohl männlich als auch weiß ist und dadurch rein theoretisch gute Chancen in der Arbeitswelt haben könnte – aus ihrer Sicht müsse er also nicht auf der Straße leben. Die Studierenden tun genau das, was sie selbst an der AfD verurteilen. Sie schließen jemanden aus der Gesellschaft aus, führen sich so auf, als wären sie etwas besseres und bemerken ihre Doppelmoral nicht mal.