Rapper im Fernsehen: Klischees, Provokation & Toleranz

Cro Reportage, Das Erste 2017

Jaja, Cro ist durch seine gutgelaunten Songs und seine nette, eines Schwiegersohns würdige Art für Medien viel weniger angreifbar sind als Gangsta-Rapper. Außerdem steht er hier im Vergleich zu Bushido, Sido und Haftbefehl eher als Außenseiter da. Andererseits: Genauso wie man Bushido oder Sido vorwerfen könnte, frauenverachtende Texte zu verfassen, könnte Cro zum Vorwurf gemacht werden, dass seine Texte meist keine inhaltliche Tiefe mit sich bringen. Aber tut man das? Eher nicht.

Die Reportage enstand für „ttt – titel thesen temperamente“, einem seit 50 Jahren bestehendem Format von Das Erste.

„Weiß eigentlich jemand, der kein Musiker ist, was 120 Tonspuren in einem Song bedeuten? Sie bedeuten Arbeit, Ehrgeiz, noch mehr Ehrgeiz, noch mehr Arbeit. Wenig Schlaf, zu viele gerauchte Zigaretten, Rausch, Whisky, Wahnsinn. Es geht nicht um die Maske – den Pandabär – es geht um die 120 Tonspuren, darum sich weiter, anders, besser zu erfinden. Es geht um Cro“.

Man könnte von der Kultursendung erwarten, dass „das Phänomen Cro“ – so wie Carlo im Titel bezeichnet wird – auf die klassische Weise versucht wird zu erklären. Aber anstatt zum x-ten Mal seine Maske zu thematisieren, setzt man sich in der Reportage viel mehr mit Cros Sound und der dahinter steckenden Arbeitsweise auseinander: 120 Tonspuren in einem Track, das aufwändige Video zu „Unendlichkeit“, das laut Cro ganz schön kritisch ist.

Ein kurzer Beitrag, der Cros damaliges neues Album „tru.“ thematisiert und zwar so, wie es vollkommen legitim ist. Gut recherchiert, weder seine Musik noch seine Kunstfigur werden be- oder verurteilt und auch Carlo selbst kommt zu Wort. Warum nicht gleich so?

https://www.ardmediathek.de/tv/ttt-titel-thesen-temperamente/Der-Rapper-Cro-ein-Ph%C3%A4nomen/Das-Erste/Video?bcastId=431902&documentId=45173318