Rapper im Fernsehen: Klischees, Provokation & Toleranz

Haftbefehl Reportage – Spiegel TV, 2013

Fast zehn Jahre später ist vieles anders. Nicht nur der Status diverser Rapper, sondern auch ihre mediale Präsenz. Eine kleine Reportage über Haftbefehl aus dem Jahre 2013 trägt den Titel „Man spricht ‚kanackisch‘. Der Gangsta-Rapper Haftbefehl“. Darin wird er zwar zu Beginn als „der neue Star der dunklen Seite der Musik“ betitelt, denn er sei ein „übler Junge mit böser Vergangenheit und schmutzigen Texten“. Jedoch lässt man hier Fans und Haftbefehl selbst öfters zur Wort kommen und hält sich mit Kommentaren aus dem Off eher zurück. Diese sollen viel mehr dazu dienen, die Zuseher über Haftis Vergangenheit und seinen Werdegang zu informieren.

Dabei erweist sich die Spiegel TV Redaktion sogar als humorvoll: „Bevor er Platten verkaufte, dealte der ehemalige Wettbürobetreiber mit Kokain. Doch der Schnee von gestern interessiert ihn nicht mehr“. Haha.

Haftbefehl berichtet von seinem eher bürgerlichem Leben, welches er heute führt – keine Puff-Besuche, keine Drogen. „Aber Sie rappen ja ganz oft über Kokain“ entgegnet daraufhin der Redaktuer. Daraufhin erklärt ihm Haft, dass dies an seiner Vergangenheit als Dealer liege, er dieser Tätigkeit heute aber nicht mehr nachgehe, denn „ich hab mich als Mensch geändert“.

Irgendwie bemerkt man, dass hier die beiden Seiten harmonieren, denn Hafti erzählt auf offene und ehrliche Art und Weise von seiner Jugend und der Kriminalität. Man versucht hier nicht, den Rapper auf klischeehafte Weise zu präsentieren, ihn bloßzustellen oder sich über seinen Slang lustig zu machen. Der Bericht basiert viel mehr darauf, Einblicke aus Haftbefehls Welt – welche für viele Zuseher befremdlich wirken mag – zu geben. Dabei fallen keine negativen Bemerkungen, sondern man begegnet sich auf Augenhöhe mit ausreichendem Respekt und journalistischem Abstand.