Rapper im Fernsehen: Klischees, Provokation & Toleranz

Bushido Reportage – ARD, 2004

Amüsant ist, dass in beiden Reportagen der fast identische Satz fällt: „Kritiker werfen Bushido Macho-Gehabe und Sexismus vor, doch seine Fans lieben ihn genau dafür“. In diesem Bericht zeigt sich Bushido aber nicht von seiner Macho-Seite, sondern steht dafür ein, sich zu informieren und sich selbst eine Meinung zu bilden – „weil sonst bekommt die NPD wieder zehn Prozent in Sachsen“.

Die Stimme aus dem Off sagt daraufhin: „Eine Meinung zu haben ist wichtig, noch wichtiger ist aber das Aussehen“. Zu allererst: Das eine schließt das andere nicht aus. Dass Rapper, welche nunmal in der Öffentlichkeit stehen und viele – vor allem junge – Menschen erreichen, dazu aufrufen, sich zu informieren und eine Meinung zu bilden, sollte eigentlich lobenswert sein. Weil Bushido angeblich zur damaligen Zeit jeden dritten Tag in seinen Stamm-Salon zur Rasur ging, sagt man in der Reportage jedoch lieber über ihn: „Bushido ist ein Übermacho, der sich ständig um die Länge seiner Körperhaare sorgt“.

Diese beiden Reportagen stammen aus früheren Jahren des Deutschraps. Dass Rap zur damaligen Zeit einen anderen Ruf hatte, muss an dieser Stelle nicht breitgetreten werden. Auch dass Nicht-Rapfans einen anderen Zugang zu jenen umstrittenen Texten haben, ist klar. Es geht und ging nie darum, dass Rapper seit jeher für ihr Tun gefeiert werden sollen, im Gegenteil: Man kann und sollte immer offen für einen Diskurs sein. Problematisch wird es jedoch, wenn man diese von Grund auf in die Schublade „der Bösen“ steckt.