„Das Zeckenpack wollte mich brechen, sie haben es sicher gut gemeint/ ich steckte sie alle gemeinsam in den nächsten Zug nach Buchenwald“
„Wir schreiben ein Buch, wie wir Deutschland befreien/ und nennen es mein Kampf Teil 2“
„Vergiss die Baumwollplantagenmusik/ Mann, ich befrei keine Sklaven, das hier ist weißer Rap“
„Seht her ich bin rechts/ setzt mich auf den Index“
Na, schon ein bisschen Kotze im Hals? Keine Sorge, rap.de wurde nicht von der AfD gekapert. Das sind alles Zitate sogenannter deutscher NS-Rap-Größen.
Moment mal, was bitte? NS-Rap? Ja. In dem folgenden Artikel will ich mich einmal mit einem Phänomen beschäftigen, welches vielen Lesern gar nicht bekannt sein sollte: Dem Genre des deutschen Rechts-Rap. Vorab schon mal ein kleiner Disclaimer: Ich werde keine Namen von Künstler oder deren Labeln nennen und werde auch keines ihrer Videos verlinken. Ich möchte diesen „Rappern“ keinerlei Bühne bieten. Wer sich dafür interessiert, findet die selbsternannten „Legionäre“ mit Leichtigkeit im Internet.
In Vorbereitung auf diesen Artikel habe ich mir (zu) viele Videos aus der rechten Rap-Szene angesehen und es wäre so erleichternd zu sagen: Alle rappen unterirdisch, die Videos sind grauenhaft und genau so die Audio. Stimmt leider nicht ganz. Natürlich hat man lange nicht die hohe Qualität von Top Ten-Rappern, aber aus einigen Videos wurde schon möglichst viel rausgeholt. Viele von ihnen rappen sehr, sehr schlecht, keine Frage, aber der ein oder andere ist zumindest so im Takt, dass man ihn als Mittelmaß bezeichnen kann. Im Prinzip ist das aber völlig egal. Es geht den Rechten nicht um die Qualität, sondern um den Inhalt. Ein schön provokanter Text ist für einen Nazi Rapper eigentlich schon die halbe Miete. Nein – die ganze. Man will Aufsehen schaffen, um von Leuten Zustimmung zu gewinnen.
So gibt es in der Szene selbst noch Abstufungen. Aussagen zum Beispiel, die rechtlich unbedenklich sind, und Aussagen, die klar gegen das Grundgesetz verstoßen. Einige Songs sind eindeutig nur für ein eingefleischtes Nazi-Publikum vorgesehen, andere Lieder sollen ködern. Die oben genannten Zitate findet man zum Beispiel kaum noch auf YouTube. Solche Songs werden (Gott sei Dank) relativ konsequent von der Plattform gebannt und sind meist nur noch unter der Hand erhältlich. Wer solchen Aussagen zustimmt, ist eh verloren. Meist folgt dem Bann der Tracks auch gleich noch eine Anzeige wegen Volksverhetzung.
Die in meinen Augen für die Allgemeinheit gefährlichen Lieder sind eher patriotisch-völkischer Natur. Songs in denen Verschwörungstheorien hoch gehandelt werden und viel gegen den Staat und dessen Gesetze gehetzt wird. Es werden Suggestivfragen gestellt wie: „Ist die Homo-Ehe von der Natur vorgesehen? Leben wir in einer GmbH? Ist es falsch, sein Land gegen Fremdinvasionen zu schützen?“ Viele besorgte Bürger können mit solchen Ansätzen auch etwas anfangen. Die „Das wird man wohl noch sagen dürfen“-Attitüde zieht sich durch diese Tracks. Es ist der dümmste gemeinsame Nenner, auf den sich viele einigen können.
Dabei sind die Unterschiede zu den unleugbar rechtsextremen Songs auf den ersten Blick groß. Es gibt zum einen die Videos, in denen von den „Schwarzköpfigen Affen“ und den „EU-Zionisten“ gerappt wird, während man freudig erregt auf dem Holocaust-Mahnmal tanzt. Der Qualität des Videos nach zu urteilen war die Kamera aller Wahrscheinlichkeit nach eine Kartoffel. Müll vom aller Feinsten.
Jedoch gibt es eben auch die hunderttausend Klicks auf die Songs der „stolzen deutschen“ Rapper. So findet man auch die hochwertigen Videos, den einigermaßen passablen Rapskill und die Themen, auf die sich viele, sehr viele Leute einigen können. Es wird von Liebe gegenüber dem Vaterland gesprochen. Man müsse wieder stolz sein können auf seine deutsche Heimat und die Nazi Zeit? Naja, siebzig Jahre ist schon lange her, oder? Man „kämpft mit Deutschland im Herzen“ während im Video die Flaggen wild geschwenkt werden, zusammen mit einer Worst-of-Pegida-Montage. Da geht so manchem doch glatt sein schwarz-rot-goldenes Herz auf. Ideologisch ist diese Fraktion nicht sonderlich weit entfernt von den verkappten Völkermord-Freunden. Sie verpacken es nur deutlich geschickter. Um es mit einem K.I.Z.-Zitat zusammen zu fassen:„Keine Nazis, ihr seid brave Deutsche.“ Pseudo-Fragen stellen, statt gegen das Gesetz zu verstoßen.