Drei Krieger mit bitterem Schmerz und Leidenschaft
Kinder des Zorns – „Rap Art War“ (2004)
Die Kinder des Zorns – das waren Casper, Separate, Abroo und der Produzent Fadee. 2004 wurde das Album über das Mainzer Label Buckwheats Music veröffentlicht. Noch bevor Casper mit „XOXO“, „Hinterland“ und „Lang lebe der Tod“ die Stadien füllte und hunderttausende von Alben verkaufte, setzte er auf diesem Werk mit seiner Lyrik und Raptechnik sowie viel Leidenschaft ein Zeichen.
Separate lieferte ebenfalls starke Parts und Hooks ab, während Abroo mit seinem Untergrund-Charme und bitterbösen und ehrlichen Lines einen erfrischenden Flavour beifügte.
„Kauf dir Kinder des Zorns, kauf dir die besten Songs / Lauf in den Laden, du musst das Album gekauft haben / Um über die Zukunft deutschen Raps was zu sagen“ – prophezeite ein bestens aufgelegter Prinz Porno zu Beginn von „Wie kann es sein“.
Er sollte recht behalten: Mit „Rap Art War“ schufen die drei ambitionierten Rapper einen Klassiker. (Kinder des Zorns feat. Prinz Porno – „Wie kann es sein“)
Doch die Diamanten von „Rap Art War“ stellen die nachdenklicheren, ehrlichen Songs dar. Casper beweist seine lyrische Gewandtheit, gleichzeitig verleiht er dem Release eine Tiefe, die man von einem Newcomer so nicht erwarten würde. Das herausragende Talent des Benjamin Griffey blitzt hier bereits auf:
„Bleib eisern du selbst, als Weise der Welt, zerreiße die Welt / Zerstör‘ Negatives, werd‘ eins mit der Welt / Denn du hast dich verloren um wiederzukehr’n / Hast Tode durchlebt um aus Krisen zu lern‘ / Flüchtest mit gebrochenen Flügeln aus der Wiege des Herrn / Schaust zum Himmel, wunderst dich wie fliegen wohl wär‘ / Viele biegen und zerr’n, lass dir Zeit und reif‘, ergreif‘ dein Leid, schmeiß‘ es weit weg, reiß in zwei was dich aufhält, bleib dabei / Diese Hürde ist Anfang und Ende vom Kreis in einem.“ (Kinder des Zorns – „Schlechtes Gewissen„)
Bei „Kinder des Zorns (Wieder ans Licht)“ handelt es sich um die Sternstunde des Albums. Casper steigt mit Lyrics ein, die einem beinahe das Blut in den Adern gerfrieren lassen. Die drei Rapper beschreiben bildhaft hochemotionale Momente des Schmerzes und Verlusts. Abroos ist so ehrlich, dass man sich als Hörer zwischen Faszination, Mitgefühl und Mitleid gefangen fühlt:
„Während er im BMW durch die Straßen fährt, in Geld badet wie Dagobert /
Wird meine Mum mit Spritzen betäubt, gefüttert und ihr Darm und Blasen entleert / Verklagen schwer, aber nicht für ihn, verbringe Tag und Nerven im Gerichtstermin / Er sitzt da und lächelt, macht Witze und rechnet / So ein Vater hab‘ ich nicht verdient / Zahl die Alimente, du bist schließlich reich / Quäl uns weiter, du geniest den Scheiß / Mach’s wie Marvin Gays Vater und erschieß mich gleich / Du weißt, was Ruhe in Frieden heißt / Bei diesem Text flossen ’n Haufen Trän‘ / Auch, wenn sie meiner Mum in den Augen stehen / Weil sie weiß, ich würde beide Beine geben / Nur um sie noch einmal in meinem Leben laufen zu seh’n.“ (Kinder des Zorns – „Kinder des Zorns (Wieder ans Licht)“)
Damals ging Rapdeutschland noch davon aus, dass Porno mit diesem Gastbeitrag sein Mikrophon an den Nagel hängen würde. Jedoch feierte er 2005 mit dem „Guess who’s Back“-Mixtape sein Comeback. Direkt danach berappte er auf einem Teil der „Teenage Mutant Horror Show“ Beats des KDZ-Albums. Ein Ausdruck seiner Wertschätzung für „Rap Art War“. Doch genug der Worte – höre selbst rein!