Deutschrap hat bereits einen weiten Weg hinter sich gebracht. Seit den Anfängen der frühen 90er Jahre mit Torch, den Fantastischen Vier, Cora E. und Advanced Chemistry ist einiges passiert. Eine Vielzahl von Rappern veröffentlichten seitdem Musik, die sich sowohl wirtschaftlich als auch künstlerisch in diverse Richtungen bewegte. Doch der Ursprung – der ließ sich jeweils an demselben Entstehungspunkt lokalisieren – dem Untergrund.
So erhoben sich in den letzten 30 Jahren verschiedenste Releases aus den Tiefen des Deutschrapkosmos. Die Werke unterschieden sich sowohl in Qualität, Machart, Soundbild und künstlerischem Anspruch.
Doch obwohl die wirtschaftlichen Mittel zu Beginn einer Karriere überschaubar sind, brennt das Feuer der Künstler meist um ein vielfaches stärker als am späten Abend ihres Werdegangs. Dies könnte ein Faktor sein, weshalb eine solch große Menge an hochqualitativen Untegrundveröffentlichungen existiert.
Die 10 wegweisenden Untergrund-Klassiker bieten einen Überblick über die frühen Werke einiger Rapgrößen, welchen das Kunststück gelang, bereits zu Beginn ihres Deutschrap-Abenteuers Meisterwerke zu schaffen.
Respekt vor nichts und niemandem
Westberlin Maskulin – „Hoes, Flows, Moneytoes“ (1997)
King Kool Savas und Taktloss veröffentlichten 1997 „Hoes, Flows, Moneytoes“. Rapper wie Prinz Pi und Fler betonten Jahre später, dass die Veröffentlichungen Westerberlin Maskulins zu ihren wichtigsten Einflüssen gehörten. Damit stimmen sie mit einer ganzen Generation von Rapfans überein, die die harten, skurrilen und wahnwitzigen Texte von Savas und Taktloss vergöttern:
„Nutte steig auf meine Latte. Ich hab‘ tighte Hoes mit 20 Kilo Titten, kein Problem, wenn ich spritze, holen Kinder ihren Schlitten“ – rappte Savas auf „Hoes, Flows, Moneytoes“ und gab damit eine Kostprobe des überdreht-dreckigen Humors der beiden Berliner.
„Hoes, Flows, Moneytoes“ bedeutete Tabubrüche, Skills, Battleattitüde und Respekt vor nichts und niemandem. Rap sollte danach nie wieder so sein wie davor. Mit dem Mixtape ebneten sie den Weg für Battlerapper und den provokanten und harten Rap, der in den 2000ern mit dem Erfolg von Aggro Berlin und Co. die Massen begeisterte:
„Eisenschwanz Taktloss pimpt die Hoes / Mein Penis hat Rostschutz, bei den vielen feuchten Fotzen ist das vernünftig.“ (Westberlin Maskulin – „Horror“)
„Kool Savas ist Power pur / Ich brauch‘ ’nen extra Bus für meinen Schwanz bin ich auf Tour / Ich lager‘ Flows im Flur und wenn der voll ist auch im Keller / Ich such Nutten aus der Luft mit Sonnenbrille und Propeller.“ (Westberlin Maskulin – „Maskulin = Krieg“)
Mit „Battlekingz“ aus dem Jahr 2000 folgte eine weitere Veröffentlichung. Danach trennten sich die Wege von Savas und Taktloss. Savas trat jedoch letztes Jahr bei dem vermeintlichen Abschiedskonzert von Taktloss auf. Wer weiß, was die Zukunft bringt – eine weiteres Westberlin Maskulin-Album würde mit Sicherheit für ähnliche Beisterungsstürme sorgen wie damals.