„Aschenbecher“ zeichnet auf seinen elf Tracks eine Stimmung, die irgendwo zwischen Verzweiflung, Selbstkritik, Systemhass und bissigem schwarzem Humor liegt. Im Song „Kontaktanzeige“ beispielsweise, wird ein kruder Liebesbrief in Rapform vorgetragen. Eine Bitte an den Empfänger, „Jakob (84er Jahrgang)“ zu treffen, obwohl er sich primär von „Tiefkühlpizza und Zwiebelringen“ ernähre. Selbstverständlich nur, wenn der oder die Empfänger/in „reich und schön“ seien und nicht dem gleichen Lebensstil folgten.
Ein solcher Text bietet sowohl flapsige Unterhaltung als auch eine Hymne auf den asozialen Lifestyle, die mich bereits vor sechs Jahren zum Lachen brachte und es immer noch tut. Songs wie „Nie mehr zurück“ oder „Schwarze Lunge Bruderschaft“ gehen in eine ähnliche Richtung. Lines wie „Mein Abfalleimer klebt, alles ist scheiße eklig“ oder „Spuck einen Teerklumpen zum Gruß“ zeigen die Attitüde der beiden. Diese Art, im Dreck zu leben, zwischen stinkenden Abfalleimern und überfüllten Aschenkübeln, wird zwar unmissverständlich als abstoßend dargestellt, gleichzeitig ist eben diese Lebensweise auch so wichtig für die beiden, da sie als krasse Abgrenzung zum Rest der Gesellschaft benutzt wird. Das Leben mit Tiefkühlpizza und Kippenschachteln wird sowohl als lustig und erstrebenswert wie auch als erbärmlich dargestellt und genau das ist es auch. Es zeigt eine Perspektive auf, die man im Deutschrap so noch nicht gesehen hat. Ich nenne es: Die Schattenseite des Studiraps.
Kein Stylerap, kein Herzschmerzsong, keine Feel-Good-Wir-haben-uns-alle-lieb-Hymne findet man hier. „Aschenbecher“ zeigt eine andere Seite: die der jungen Leute, die kein Geld für einen Hazelnut-Creme-Macchiato haben. Die introvertierten Soziophoben, die die breite Gesellschaft verachten und sich in ihrem kleinen Kosmos zwischen dreckigen Tellern und Marlborozigaretten suhlen, obwohl es sie kaputt macht. Klassische Versager eben, aber stolz drauf.