Rap ist immer auch Straße
Denn obwohl sich Rap in immer mehr Genres aufspaltet und unzählige neue Künstler dazu kommen, muss niemand sich Sorgen um die ursprünglichen Werte oder um das machen, was Rap einst war. Denn all das gibt es noch lange und wird es immer geben. Abseits vieler junger Künstler, die vielleicht mehr unterhalten, statt zu kritisieren, bleibt Rap auch stets ein Produkt der Straße und wird diese, zumindest teilweise, wohl immer repräsentieren. Diese Funktion des Raps ist dem Genre ganz einfach eingeschrieben, es ist Teil dessen Identität, die sich nicht einfach auswaschen und neu bemalen lässt.
Angefangen mit „Work-Songs“ der afro-amerikanischen Feldarbeiter, über Bürgerrechtsbewegungen der 60er Jahre und schließlich den Blockpartys in den New Yorker Ghettos der 70er Jahre, erfüllte Rap bereits zu Entstehungszeiten die Funktion, „kleinen“ Leuten eine Stimme zu verleihen. Er half ihnen dabei, sich zu mobilisieren, sich auszutauschen, sich gegenseitig Kraft zu spenden und politische und soziale Anliegen zu verbreiten.
Der deutsche Rap heute erfüllt noch immer diese Funktion. Dass Leute wie etwa Nimo, die 187er, Xatar uvm., aber auch inzwischen Urgesteine, wie zum Beispiel Sido und Bushido ohne Musik eventuell auf die schiefe Bahn geraten wären, ist nicht unwahrscheinlich. Bietet Rap diesen Leuten einen Ausweg in die Kunst und von der Straße weg, wird es diese Leute im Rap auch immer geben.
Und wenn sie von ihrem Leben auf der Straße und von Drogen und Gewalt sprechen, dann ist das vielleicht immer das Gleiche und es mag oberflächlich scheinen, aber es ist deshalb eben auch immer ein Aspekt der Realität und ein Abbild ihres Alltags. Verlagert sich die Brutalität dieses Alltags von der Realität in fiktionale Videos und in Textform, leistet Kunst damit doch immerhin etwas nicht Unbedeutendes.