Deutschrap zwischen Street, Consciousness und Cloud

Ist Deutschrap Kunst?

Von der Unmöglichkeit einer Kunstdefinition

Folgt man den Debatten um die Aufspaltung von Rap in diverse Genres und denen um die aktuelle Entwicklung, kristallisiert sich vor allem immer wieder die Ansicht heraus, dass es eben einfach zwei Lager gibt. Das eine Lager möchte stumpf feiern und sich berieseln lassen, sucht, als Pendant zur medialen Zerstreuung durch Apps wie Reddit, Facebook & Co. die musikalische Diffusion und hat keinerlei Ansprüche.

Das andere Lager dagegen hält an den Werten der „True School“ fest, pumpt vielleicht auch neuere Mucke, aber immer mit dem Anspruch, die ästhetischen Werte „echter Musik, echter Kunst“ zumindest ansatzweise erfüllt zu wissen. Dass dieser Debatte von vornherein wiederum eine viel ältere Debatte innewohnt, nämlich die um die Unmöglichkeit der einen Definition von Kunst, wird meist nicht thematisiert.

Und so nervig diese Debatte auch ist, weil sie ohne Antwort bleibt, muss sie erwähnt werden. Seit jeher versuchen sich Denker nämlich an der Aufgabe, „Kunst“ zu definieren und produzieren dabei Allerlei Spannendes: Allgemeinere Kunstdefinitionen, denen es immer um eine Art objektiver Umschreibung einer Sache geht, definieren Kunst oft (insofern dabei ein menschliches Kulturprodukt gemeint ist) als eine Ausdrucksform, die ein Bild, Musik, Literatur, eine Fotografie oder Ähnliches hervorbringt. Allerdings gibt es auch keine einzige, einheitliche Definition, da sie sich im Grunde stets mit der Entwicklung der Kunst verändert und doch immer auch subjektiven Kriterien unterworfen bleibt.

Weiterhin scheint es aber gewisse Eigenschaften zu geben, die Kunst mitzubringen hat, um eben als Kunst angesehen zu werden. Diese sind unter anderem:

– Kunst ist Gestaltung und daher immer künstlich und der Natur entgegengesetzt.
– Das Kunstwerk hat keinen Gebrauchswert, es soll stattdessen wirken.
– Große Kunst sollte gleichermaßen schlichte Erwartungen als auch hohe Ansprüche erfüllen.
– In jeder Epoche gibt es eigene Erwartungen an die Kunst und an ihre Definition.
– Kunst soll ästhetisieren (selbst das Hässliche), um etwas im Rezipienten zu erregen.
– Die Kunst ist weder Ethik noch Wahrheit verpflichtet.
– Kunstwirkung wird vor allem durch zwiespältige Emotionen, die das Kunstwerk hervorrufen soll, erzeugt.

Und schließlich gibt es bekannte Kunstdefinitionen großer Philosophen und Denker, von denen hier nur drei der kürzeren herausgegriffen werden sollen, da sie der folgenden Thematik zuträglich sein könnten:

„Kunst ist eine verrückte Suche nach Individualität.“
(Paul Gauguin, 1848-1903)

„Kunst scheint mir mehr als alles andere ein Zustand der Seele zu sein.“
(Marc Chagall, 1887-1985)

„Kunst ist Anklage, Ausdruck, Leidenschaft!“
(Günther Grass, 1927-2015)