Deutschrap zwischen Street, Consciousness und Cloud

Die ewige Debatte um die Verantwortung von Kunst

Auch Subgenres lassen sich also nicht einheitlich definieren. Vielleicht aber lässt sich sagen, ob alle Genres Kunst sind und ob ihnen allen etwas gemein ist?

Die vorläufige These lautet: Nicht nur alle Produzenten, die unter jegliches Genre von Rap fallen, produzieren Kunst, auch alle Musiker produzieren Kunst. Lediglich die Beurteilung davon, ob es sich dabei um gute oder schlechte Kunst handelt, ist wirklich diskutierbar. Denn im Grunde lassen sich alle Eigenschaften, die Kunst im Allgemeinen so attestiert werden auf jeden Rapper anwenden.

Und auch die meisten Definitionen großer Künstler scheinen passend. Das kann jeder selbst ausprobieren und prüfen, indem er sich irgendeinen Rapper und seine Musik vorstellt und die im Punkt „Von der Unmöglichkeit einer Kunstdefinition“ erwähnten Eigenschaften und Vorschläge jener Definition auf eben diesen Rapper anwendet.

Selbst die kommerziellsten und unbeliebtesten „Mainstreamrapper“ machen im weitesten Sinne Kunst, sind sie doch auch nur auf der Suche nach Individualität oder drücken sie ihren Seelenzustand über die Musik aus – und sei dieser auch nur der oberflächliche Wunsch nach Geld, Frauen und Autos.

Interessanter scheint der Aspekt der Verantwortung von Kunst, der vielen Künstlern und insbesondere Rappern, die in Deutschland inzwischen auch eine große Reichweite haben, am Herzen liegt (oder eben nicht). Muss Kunst Verantwortung übernehmen? Muss sie etwas leisten?

Bereits zwei der erwähnten Eigenschaften von Kunst lassen es erahnen: Das Kunstwerk hat keinen Gebrauchswert, es soll stattdessen wirken und die Erwartungen an das Werk werden von jeder Epoche auf eigene Weise definiert.

Wenn es allerdings eine Verantwortung gibt, dann vielleicht eine, auf die sich der Großteil aller Produzenten und Konsumenten einigen kann: Rap als Kunstform sollte ihr Potenzial immer bestmöglich ausschöpfen – sei das nun in Form von einer Provokation, einer Inspiration, einer Kritik, dem Erzeugen von Freude, Angst, Hoffnung, Trauer, der Abbildung einer Lebenswirklichkeit oder einer Fantasie oder vielleicht sogar eines Extrems. Hauptsache, sie wirkt und sorgt dabei für Auseinandersetzungen mit ihr.