Deutschrap jetzt: Zwischen „Turn up“ und „Volksschmerz“
Das vergangene Cloud- und Trapjahr
Wird hier schon solch ein offener Kunstbegriff und somit auch Rapbegriff propagiert, scheint es nur sinnvoll, zum einen auch kommerzielleren Rap und zum anderen auch zeitgenössischen Rap unter die Lupe zu nehmen. Im Falle des Jahres 2017 scheinen diese beiden Dinge Hand in Hand zu gehen, denn das meiste, was gerade mehr oder weniger neu entsteht, scheint auch eine recht große Käuferschicht zu finden.
Zwei neue Trends, die nun bewusst nicht Genres genannt werden sollen, dominierten das vergangene Jahr, obwohl sie schon zuvor einige Zeit im Entstehen waren: Cloud und Trap.
Was 2017 im Deutschrap stattfand kann natürlich nicht alles in diese Ecke gestellt werden – dennoch konzentrierte sich der Großteil des Jahres auf und um diesen Boom.
Auch wenn natürlich nie alle Künstler aufgezählt werden können, fallen spontan die bekanntesten Vertreter dieser neuen Trends ein, die zwar zuvor vielleicht bereits anderen Rap gemacht, sich in letzter Zeit aber doch vornehmlich auf von heruntergepitchten Stimmen, AdLibs, einem meist schleppenden Beat mit Elementen aus diversen Musikstilen, tiefen Bässen und schnell gespielten Teilen geprägten Sound konzentriert haben:
– Rin
– Trettmann
– Yung Hurn
– Bausa
– Ufo361
– 187 Strassenbande
– Kalim
– Fler
– Miami Yacine
– Glo up Dinero Gang
Neben all jenen, die Trap, Afrotrap und Cloud (was auch immer Cloud eigentlich ist, das weiß ja niemand so genau) einfach feiern und Spaß daran haben, von der oft eher simplen Musik gut unterhalten zu sein, werden auch hier immer wieder Stimmen laut, die diese neuen Trends kritisieren.
Auch wir, die wir uns anmaßen über Kunst zu reflektieren und sie zu bewerten und zu versuchen, sie zu verstehen, sind uns untereinander nicht immer vollkommen einig. Wenn Rin seine Liebeserklärungen an Supreme-Produkte über mehrere Tracks hinweg ausbreitet oder Money Boy und andere Kollegen ihren Hedonismus und die zu dessen voller Entfaltung nötigen Designer- und Lifestyledrogen unreflektiert verklären, kann man schon einmal bestimmte Werte vermissen, die zumindest ansatzweise in deutschen Raptexten geachtet werden sollten.
Wo wir allerdings wieder bei der Frage nach der Verantwortung von Kunst wären, bei der man sich im Kreis zu drehen scheint. Fruchtbar wird die Sache aber vor allem dann, wenn eine Analyse dessen, was eigentlich gerade stattfindet, ein Auslöser für weitere Debatten ist. Dann nämlich fungiert Deutschrap mindestens einmal indirekt als Form von Kunst, die zum Denken und Diskutieren einlädt.