rap.de: Wie bist du denn mit den anderen Wienern so connectet?
Gerard: Mit Kamp war ich vor allem früher sehr gut befreundet. Also, es gibt jetzt keinen Beef oder so. Aber er arbeitet ja jetzt. Früher war er hauptberuflich Alkoholiker. Und da ich Student bin, habe ich natürlich auch Zeit gehabt, dieser Nebenberufung zu frönen. Jetzt sehen wir uns leider viel zu selten, er hat eben für nichts mehr so richtig Zeit. Aber wir haben auch so zirka dieselben Produzenten. Ansonsten hänge ich auch ein bisschen mit dem Kayo. Und das war's eigentlich. Ich kenne natürlich alle, aber das ist mir musikalisch ansonsten einfach zu straight.
rap.de: Du meinst die Straßenrap-Fraktion?
Gerard: Die auch. Mit Nazar und so habe ich auch nix zu tun. Außer demselben Verlag, lustigerweise. Man kennt sich natürlich in Österreich, weil es sehr klein ist. Aber musikalisch arbeite ich da sonst eigentlich mit keinem zusammen.
rap.de: Österreichischer Rap wird mittlerweile insgesamt ernster genommen als noch vor ein paar Jahren – auch durch die Gallionsfigur Chakuza, oder?
Gerard: Ja, beziehungsweise jein. Ich glaube, dass der Chakuza mehr so als Berliner wahrgenommen worden ist.
rap.de: Vor allem in Österreich, wahrscheinlich.
Gerard: Genau, vor allem in Österreich. Der ist dort ja eh sehr gehatet worden, unverständlicherweise, wie ich finde. DJ Stickle und Chakuza kenne ich ja schon, seitdem ich 15, 16 bin. Lustigerweise haben wir uns gestern in dieser Konstellation zu dritt das erste Mal nach sieben Jahren wieder getroffen – ich nehme mein neues Album ja gerade in der Krabbe beim Stickle auf, genau wie Chakuza. Das letzte Mal, als wir zusammen gesessen sind, war in einem Kellerstudio in Linz, kurz bevor Bushido kam. Da war halt noch alles anders. Es war überhaupt noch nicht absehbar, dass die jemals mit Bushido in Kontakt kommen. Dann sind sie nach Berlin gezogen, dadurch haben wir uns wirklich von heute auf morgen aus den Augen verloren. Mit Chakuza gab es in Interviews dann auch teilweise kleine Sticheleien, aber das gehört ja alles dazu, ist ja auch HipHop, das passt schon. Gestern haben wir auf jeden Fall sehr viel über die sieben Jahre geredet, die dazwischen lagen. Wir hätten halt auch nie gedacht, dass wir jemals wieder in dieser Konstellation zusammenkommen, schon gar nicht in diesem Rahmen. Lustig, wie sich das entwickelt hat.
rap.de: Wie bist du denn überhaupt wieder auf Stickle gekommen?
Gerard: Wir haben einen gemeinsamen Bekannten, von dem ich gar nicht wusste, dass er den Stickle kennt. Der hat mal mit Stickle SMS geschrieben und ich meinte, ach, du kennst Stickle? Schönen Gruß. Und Stickle meinte gleich, lass uns auf ein Bier treffen. Beim Berlin-Stopp von der Pi-Tour haben wir uns dann zum ersten Mal wieder getroffen und sehr viel Bier getrunken. Dann habe ich ihn ein paar Mal besucht, wo wir uns wirklich stundenlang nur unsere Lieblingsmusik gegenseitig vorgespielt haben. Nicht unbedingt nur HipHop, sondern alles Mögliche. Hudson Mohawke, The Weeknd und was man sonst so gerade in den Blogs feiert. Da haben wir gemerkt, dass wir musikalisch echt denselben Geschmack haben. Und da ich für mein Album sowieso eine Art Executive Producer wollte – ich bin ja noch nicht so der Vollprofi und in einigen Fragen kenne ich mich noch nicht so gut aus. Es sind immer nur kleine Inputs, die er gibt, die sich aber als extrem wichtig herausstellen. Jetzt sitzen wir also an meinem Album und das funktioniert sehr gut.
rap.de: Produziert Stickle auch Beats für dein Album?
Gerard: Bisher noch überhaupt nicht, wobei wir schon wollen, dass er mindestens einen produziert. Aber grundsätzlich schaut die Arbeit halt so aus, dass wir das weiterführen, dass Mainloop und meine anderen Produzenten den Sound prägen. Durch den Verlag hätten wir zwar die Möglichkeit, mit ziemlich vielen Beatmakern zusammen zu arbeiten. Aber ich habe gleich gesagt, wir haben das zusammen angefangen und machen das zusammen zu Ende. Wir ziehen das durch, weil es schon ein eigener Sound ist. Wir bemühen uns bei den Beats auch, dass alles, was nach irgendwem klingt, gleich wieder aussortiert wird. Wenn es zum Beispiel zu Drake-ig wird oder zu Casper-isch klingt. Das kommt gleich raus, damit es wirklich was Eigenes wird. Ich glaube, man darf halt jetzt nicht den Fehler machen, der bei jedem Hype im Deutschrap immer mitgeschwungen ist: Dass es etwa vier Aushängeschilder gab und ansonsten eine graue Masse, die dieselben Produzenten hatte und alles nachgemacht hat. Ich glaube, das ist bei diesem Hype zum ersten Mal ein bisschen anders. Olson, Rockstah, Ahzumjot – wir kennen uns ja auch alle durch so Anknüpfungspunkte, wie eben den Stickle, bei dem ja Olson auch gerade sein Album aufnimmt.
rap.de: Mit Ahzumjot willst du ja auch gemeinsam Musik machen, hast du angekündigt.
Gerard: Genau, der will eh auch jetzt für mein Album mitproduzieren. Wir stehen nicht in täglichem Kontakt, weil das schon wegen der Entfernung gar nicht möglich ist, aber durch Web 2.0. Mit Olson gehen wir im April auf Tour. Das Gute ist: Wir gehen alle in völlig verschiedene Richtungen, man nimmt sich da auch gegenseitig nix weg, weil jeder seine eigene Sparte entweder schon gefunden hat oder gerade dabei ist, die zu finden und auszudefinieren. Wir sind alle keine Marionetten, wir haben alle eigene Visionen und Ideen, wobei, ich kann natürlich nur über mich sprechen.