Jaysus

rap.de: Jetzt hast du auf deiner Label-Odyssee auch mehrere Städte kennen gelernt. Warum trotzdem Stuttgart?

Jaysus: Weil ich ein Schwabe bin! Ich komme aus dem Süden, ich musste in ’ne Großstadt, es ging wegen dem Label nicht anders. Auch menschlich hat mir der Tapetenwechsel auf jeden Fall gut getan. Ich find ja auch die anderen Städte geil, ich fand’s im Ruhrpott Hammer, Berlin ist voll die interessante Stadt, Hamburg ist auch geil. Aber ich fühl mich einfach da wohl, wo man auch noch Schwäbisch hört auf der Straße. Wo du halt in nen Döner gehst, und der alte Türke nicht sagt "Wat willste auf dein Döner?" sondern "Wischu scharf wischu?". Ich mag es einfach da am liebsten. Da fühl ich mich zuhause und ich kann auch meine Mutter kurz besuchen, zwei Stunden mal runterfahren, das geh einfach schneller und jetzt, wo Stuttgart 21 durch ist, vielleicht noch schneller.

rap.de: (lacht) Bist du etwa ein Stuttgart 21-Befürworter?

Jaysus: Weder Befürworter noch Gegner, aber ich bin auf keinen Fall dagegen. Klar ist es Scheiße, wenn's teurer wird, aber ganz ehrlich: Es wird darüber ne riesenschöne Grünfläche entstehen, man wird schneller… Ich kenn schon diese ganzen Bedenken mit dem Untergrund, aber ganz ehrlich: Ich bin Rapper, ich scheiß da drauf, ich will am liebsten schnell irgendwo hinkommen und gut ist.

rap.de: Hast du gewählt?

Jaysus: Auf jeden Fall. Ich wähl immer!

rap.de: Wie findest du es, dass die Grünen jetzt den Ministerpräsidenten stellen in Baden-Württemberg?

Jaysus: Ich glaube, man muss ein bisschen warten, bis man sagen kann, wie viel es wirklich bringt. Am Ende sind die meisten Regierungswechsel voll Augenwischerei. "Ja, jetzt endlich, dies und das!" und dann nach zwei Jahren: "Hm, is irgendwie doch wie vorher". Es wird sich zeigen, wäre cool, wenn sich ein paar Sachen in Baden-Württemberg verändern, aber ich kann’s noch nicht so richtig glauben.
Aber Staiger, kann ich dich auch mal was fragen? Du hast ja bestimmt auch beobachtet, was ich gemacht hab in den Jahren, wie hast du das beobachtet als Außenstehender?

rap.de: Ich würde schon sagen, dass du ein bisschen orientierungslos gewesen bist.

Jaysus: Hat das so auf dich gewirkt? Wegen diesem Verhaftungsvideo?

rap.de: Naja, das war ja irgendwie witzig gemeint, das hat man ja schon verstanden, aber dann hast du plötzlich ein bisschen auf dick gemacht.

Jaysus: Ich bin ja auch dick (Gelächter) Naja, vielleicht war's auch zu verkrampft. Zu angestrengt. Das kann auf jeden Fall mit daran gelegen haben. Dann macht man's halt beim nächsten Album anders. Hast du die andern zwei Alben auch gehört oder nicht? Das würd mich interessieren.

rap.de: Nee. Ich hör ja ungern Alben von Leuten, die mich verlassen haben.

Jaysus: Wir haben dich ja nicht verlassen.

rap.de: (lacht dreckig) Soso.

Jaysus: Wir haben uns gegenseitig verlassen, wenn man so will. Wir sind nicht gegangen (brüllt:) "Wir gehen jetzt weg vom Bunker!" Und du hast nicht gesagt: "Rauuus!" Es ist halt einfach irgendwie auseinander gegangen.

rap.de: Wie ein altes Ehepaar.

Jaysus: Nee, aber irgendwie, vielleicht war's immer das falsche Album zur falschen Zeit. Weiß nicht. Jetzt gucken wir mal, ob dieses Album vielleicht mal das richtige Album zur richtigen Zeit ist.
 

rap.de: Ich glaube, wenn man selber Spaß daran hat, dann kann eigentlich nicht viel falsch laufen.

Jaysus: Das hab ich auf jeden Fall endlich wieder, ich schwör's dir! Das ist auch eine Sache, die ich bei mir voll geändert hab. Als ich angefangen habe, Solo-Alben zu machen, war alles voll durchstrukturiert. Ich konnte nicht anfangen, Songs zu machen, bevor ich nicht den Titel fürs Album hatte. Ich brauchte erst den Titel, "Projektname", "Songwahl" und so, aber zu viel davon macht alles kaputt! Und bei dem Album hab ich das gar nicht gemacht. Ich hab mir einfach die Beats rein gezogen, und was mir gefallen hat, darauf hab ich gerappt.

rap.de: Man sollte sich nicht ständig wiederholen, oder?

Jaysus: Ja genau! Das ist doch Scheiße! Das ist doch der Tod der Idee! Wir sind doch Künstler. Ich meine, der Tod von Kunst ist doch Stillstand. Also, vielleicht sind die bisherigen Alben nicht so angekommen, wie ich es mir gewünscht hab, aber ich hab auf jedem Album was anderes gemacht. So verhält sich ein Künstler, oder? Wenn Leonardo DaVinci tausendmal die "Mona Lisa“ gemalt hätte, dann wäre sie am Schluss nichts mehr wert gewesen.

rap.de: Aber trotzdem hat DaVinci ja einen Stil ausgearbeitet, für den er dann geschätzt wurde.

Jaysus: Ja, ich ändere meine Technik ja auch nicht. Du siehst ja, jetzt fang ich wieder an, mehr Doubletime zu machen. Also, ich besinne mich schon wieder auf meine Stärken und das, was ich besonders gut drauf hab, das lass ich schon weiter drin. Aber ich versuche halt einfach, jedes Mal mich weiter zu entwickeln. Das ist ja eigentlich Sinn und Sache von Künstlern. Also glaub ich, keine Ahnung, ich hab jetzt nicht Kunst studiert…

rap.de: Was passiert denn thematisch auf deinem neuen Album?

Jaysus: Wir hören es uns ja gleich an, vielleicht kannst du es dann einfach selber beurteilen.

rap.de: So machen wir das.