rap.de: Die Fans, die Ihr habt, sind ja auch sehr loyal und jagen nicht gleich dem nächstbesten Hype hinterher.
Kno: Ja, das stimmt. Ich sage folgendes über unsere Fans: Ihnen wurde von niemandem gesagt, dass sie uns mögen sollen. Kein Blogger, kein Schreiber, kein Magazin, kein berühmter Rapper hat jemals gesagt: "Ihr müsst die Cunninlynguists mögen!" Unsere Fans mögen uns, weil sie uns tatsächlich mögen.
Natti: Und wenn Du herkommst und sagst, dass Du uns NICHT magst, werden Dich unsere Fans schnappen! Die werden Dich im Internet lebendig auffressen! Die finden Deine E-Mail-Adresse heraus, die finden heraus, wo Du wohnst… they go hard! (Gelächter) Die haben ein Mädchen von mtvU (College-Fernsehsender von MTV, Anm. der Red.) zum Weinen gebracht!
rap.de: Echt? Was hat sie denn gesagt?
Natti: Sie hat sich abfällig über ein Video von unserem Partner Substantial geäußert.
Kno: Ich hab einen Song für Substantial produziert, der lief auf MTV. Sie arbeitet für MTV und hat gesagt, dass sie lieber etwas über Knarren und Pistolen hören würde und sein Song zu positiv wäre. Also haben unsere Fans sie attackiert. Sie war sehr präsent im Internet, und natürlich war sie auf Facebook und Twitter. Unsere Fans haben ihr dann einfach geschrieben:…
Natti: "FICK DICH, ALTE! WIR ERWÜRGEN DICH MIT DEINEN CHUCK-T-SCHUHEN!"
Kno: Und sie dann so: "WIESO TUT IHR SO WAS?", heul, heul. (Gelächter) Worte haben eben Konsequenzen, weißt Du.
Natti: Außerdem hat mich der Kommentar alleine schon geärgert. Zu sagen, man würde lieber etwas über Knarren hören als etwas Positives, vor allem, wenn man selbst noch nie jemanden wegen Waffengewalt verloren hat… Menschen, die mir sehr nahe standen, sind ermordet worden. Insofern ist das für mich ein Schlag ins Gesicht.
rap.de: Fühlt Ihr Euch von Gangsta Rap beleidigt?
Natti: Nein, gar nicht. Es beleidigt mich nicht, weil sie berichten ja von der Straße. Es beleidigt mich nicht, wenn es von echten Gangstern kommt, aber Leute, die von draußen hereinschauen, können sich keinen Kommentar darüber erlauben, was drinnen vor sich geht. Ich wohne in einer Gegend, in der abends der Pizzamann nicht mehr vorbeikommt. Ich will also nicht von jemandem im Fernsehen mit seinen kleinen Hipster-Schuhen hören, dass er einen Rapper lieber von Knarren und Pistolen sprechen hört. Denn mir wäre es lieber, wenn meine Kinder so etwas nicht hören müssten.
Kno: Ich verstehe ja, warum reiche, weiße Leute aus Brooklyn wie dieses Mädchen von MTV solch dumme Scheiße von sich geben. Aber deswegen bleibt es immer noch dumme Scheiße.
rap.de: Glaubt Ihr also, die Balance im HipHop stimmt nicht mehr?
Natti: Oh, definitiv.
Deacon the Villain: Aber das ist ja schon seit 1991 so.
Natti: Es ist doch Tatsache, dass ich früher als Rap-Fan ein Tupac-Video sehen konnte, direkt gefolgt von einem A-Tribe-Called-Quest-Video, direkt gefolgt von einem Notorious-B.I.G.-Video. Diese Variation und diese Mischung gibt es einfach nicht mehr. Die Labels haben gemerkt, dass sie den Leuten einfach geben können, was sie, also die Labels, wollen.
Kno: Ich bin mir nicht sicher, ob ich dem noch zustimmen würde. Viele der Künstler, die in letzter Zeit populär geworden sind, sprechen nicht sonderlich viel über Gewalt. Hör Dir mal Wiz Khalifa an – der Mutterficker ist einfach nur Devin the Dude.
Ich sage ja auch nicht, dass Wiz Khalifa der dopeste Rapper aller Zeiten ist. Aber von den Inhalten her würde ich sagen, dass die Dinge nicht mehr so einseitig sind wie vor acht Jahren. Viele der populären Rapper, die im Moment rauskommen, reden über Weed und Sneakers und so, nicht über Knarren und Felgen.