Cunninlynguists

rap.de: Trotzdem. Fühlt Ihr Euch unterschätzt?

Kno: Nein.

Deacon the Villain: Nein.

Natti: Nein. Ich fühle mich eigentlich genau richtig eingeschätzt, ich fühle mich lediglich nicht entsprechend bezahlt. Das ist alles. (lacht)

Kno: Man muss ein paar Sachen bedenken. Erstens: Wir haben einen schrecklichen Namen. Mit diesem Namen werden wir niemals richtig groß werden können. Aber das war uns schon von Anfang an klar. Zweitens: Wir machen sample-basierte Musik im Jahr 2011, was faktisch illegal ist in den Vereinigten Staaten.
Insofern, da wir uns also nur um die künstlerische Seite der ganzen Angelegenheit kümmern, sind wir sogar relativ überrascht, wie groß wir dann doch geworden sind. Wir sind für das, was wir machen, schon ziemlich groß.

Deacon the Villain: Nenn mir ein anderes englisches Wort, das 15 Buchstaben hat! Amerikaner sind faul, die wollen kurze Namen.
Ich habe Eure Straßennamen hier gesehen. Ich habe versucht, die in mein GPS einzutippen. Ich habe das nicht geschafft. Was ist das für ein U mit den zwei Punkten drüber?

rap.de: Ja, die deutsche Sprache verfährt nach dem Prinzip: Wieso etwas in fünf Buchstaben sagen, wenn man auch fünfzehn dafür verwenden kann.

Kno: Glaube ich sofort! Wir haben ja eine Theorie. Wir glauben, dass sich unsere europäischen Fans nicht an unserem Namen stören, weil die Leute hier an lange Namen gewöhnt sind.

rap.de: Glaubt Ihr auch, dass europäische Fans die Kunstform HipHop mehr zu schätzen wissen? Das hat uns zumindest Pharoahe Monch neulich im Interview erzählt.

Kno: Oh Gott, Pharoahe Monch. Der ist sowieso ein Lügner.

Deacon the Villain: Die Leute in den USA wissen überhaupt nichts zu schätzen. Du kannst jedes Land der Welt nennen und in jedem Land der Welt werden die Dinge mehr geschätzt als in den USA. Pharoahe Monch hat vollkommen recht.

Kno: Pharoahe Monch hat vielleicht recht und wir sagen vielleicht dieselben Sachen, die er sagt, aber wir sagen sie nicht aus denselben Gründen. Alles, was wir sagen ist, dass die Leute in den USA ein Anspruchsdenken haben, dass sie nichts mehr richtig schätzen können. Die kommen hier rein und sehen, dass es hier was umsonst gibt und beschweren sich dann, dass es nur Coca Cola und kein Pepsi gibt.
Viele Amerikaner sind einfach komplett undankbar. Ich denke, das ist eines der mentalen Probleme der aktuellen Rezession und speziell der Krise in den USA, dass die Leute immer davon ausgehen, dass sie immer alles haben können, was sie wollen.
Die Kunst ist tot in Amerika, und das ist kein Scherz. Wann hast Du das letzte Mal von einem richtig guten amerikanischen Künstler gehört? 

Natti: Wann hast Du das letzte mal einen guten amerikanischen Film gesehen?

rap.de: Ich habe neulich einen Trailer für einen Film namens "Cowboys & Aliens" gesehen, mit Harrison Ford und Daniel Craig. Das fand ich schon wahnsinnig lustig.

Natti: Das ist auch ein Remake! (Gelächter)

Kno: Versteh mich nicht falsch, ich werde mir den anschauen. (lacht) Aber der Punkt ist: Sie machen immer und immer wieder den selben Film. Die Welt hat früher in gewissen Dingen zu Amerika aufgeschaut, aus einer künstlerischen Perspektive. Vor allem Hollywood! Aber mittlerweile interessiert sich keiner mehr für Kunst. Kunst ist tot in den Staaten.

Natti: Und diejenigen, die sich noch für Kunst einsetzen, bringen sie aus den Staaten hierher, um sie hier zu verkaufen.

Kno: Richtig. Deswegen sind wir hier. (Gelächter) Wir haben aber in den Staaten eine genauso große Fanbase wie hier.

Natti: Abgesehen vom Süden, der hat uns enteignet, weil wir tatsächlich über echte Dinge sprechen (Gelächter). Wir sprechen über wichtige Dinge und Gefühle, deswegen wurden wir aus dem Süden verbannt.