Cunninlynguists

Als Protagonist der US-amerikanischen Underground-Szene hat man ja schnell seinen Ruf weg. Die Adjektive, mit denen man bedacht wird, sind eigentlich auch immer die selben: Langweilig. Pseudointellektuell. Verbittert. In Bezug auf die Cunninlynguists trifft nichts davon so richtig zu. Nicht falsch verstehen, die drei Jungs aus Atlanta bzw. Kentucky machen äußerst anspruchsvolle Musik. Aber zwischen all den großen Themen, die Kno, Natti und Deacon the Villain auch auf ihrer aktuellen Platte "Onierology" ansprechen, haben die Linguisten definitiv nicht das Lachen verlernt. Ein unterhaltsames Gespräch über Träume, dumme Hipster-Tussis – und den Tod der Kunst.

v.l.n.r.: Kno, Natti, Deacon the Villain

rap.de: Zwischen Eurer letzten Platte und dem jetzigen Album habt Ihr ja jede Menge Solo-Sachen veröffentlicht. Seid Ihr zufrieden damit, wie diese Projekte aufgenommen wurden?

Natti: Seit Mai 2009 haben wir vier Mixtapes veröffentlicht, nein, insgesamt sogar fünf Alben, wir sind… (schreit) wir sind der Shit, Mann!

rap.de: Ist es schwierig für Euch, wenn Ihr von Euren Soloausflügen zurückkommt und wieder in einer Gruppe arbeitet? Muss man da viele Kompromisse machen?

Kno: Wir machen keine Kompromisse, weil im Grunde machen die beiden immer genau das, was ich ihnen sage. (lacht) Deshalb gibt es keine Kompromisse. Für mich ist es also genau dasselbe. Eigentlich ist es sogar noch einfacher, weil es gewisse Dinge gibt, für die man verantwortlich ist, wenn man eine Soloplatte macht und für die man eben nicht verantwortlich ist, wenn man ein Gruppenalbum macht. Ehrlich gesagt finde ich es sogar schwieriger, ein Soloalbum zu machen, als mit den beiden hier zu arbeiten.

rap.de: Also gibt es eine Art Qualitätskontrolle in der Gruppe?

Kno: Genau. Weil ich sage, hey das ist dope und die sagen, Quatsch, mach das nochmal.

rap.de: Passiert das oft?

Natti: Ja, auf jeden Fall. Kno macht ungefähr 1.000 Beats und wir picken dann vielleicht neun.

Deacon the Villain: Er hat ungefähr sieben Platin-Beats gemacht und wir haben alle abgelehnt, weil wir uns dachten, dass das gut für ihn ist. (lacht) Der braucht den Promistatus nicht. Pack die Scheiße weg!

Kno: Die haben mich eingeschlossen, gegen die Tür gehämmert und geschrien: Mach Beats! Schneller!

Natti: (schreit) Ansonsten gibt es nichts zu essen!

Kno: Trotzdem habe ich offensichtlich noch keinen Hit abgeliefert.

Deacon the Villain: Nein, im Ernst. Normalerweise macht er 15 Beats und wir nehmen 14.

Kno: Viele Rapper machen 40 Songs und suchen sich dann die zehn besten aus. Wir machen das anders. Wir machen ein Konzept, dann mache ich die Beats, die meiner Meinung nach zu dem Konzept passen und dann klappt das. Wir haben keine überschüssigen Songs. So etwas machen wir nicht.

Natti: Wenn der Beat scheiße ist, dann nehmen wir den erst gar nicht.

Kno: Die verstecke ich unter meinem Bett.

Natti: Manchmal versteckt er auch die guten Beats.