D-Bo

rap.de: Hast Du durch diese Ehrlichkeit die ein oder andere Gelegenheit ausgelassen? 

D-Bo: Ganz bestimmt, ja. Mein ganz großes Problem ist, dass Künstler mich dann fragen, wenn sie irgendwo anders mehr verdienen können. Ich kann denen dann nicht in ins Gesicht lügen und sagen: "Nee, bei mir ist viel cooler". Ich sag denen dann schon: "Bei denen hast du viel geilere Chancen!" Da gehen mir dann halt viele Leute flöten, mit denen ich viel länger zusammenarbeiten könnte. Aber im Grunde genommen wissen die es dann irgendwann zu schätzen und dann profitiere ich davon und ich hab halt ein unfassbar reines Gewissen. Ich hab auch nicht ständig so einen vollen Kopf wie andere. Ich muss nicht überlegen: "Ah, mit dem hab ich das und das gesprochen", so ist das halt bei mir nie.

rap.de: Wie sieht denn eigentlich dein Geschäftsmodell für die Zukunft aus? 

D-Bo: Ich denke, dass die ganzen Major-Labels ihre Struktur ausdünnen müssen und noch einige Leute entlassen werden. Die werden sich nur noch um die ganzen Topseller kümmern und alle anderen Künstler müssen sich halt selber vermarkten. Dafür braucht man halt nur noch das richtige Netzwerk und ich biete genau diese Netzwerke an.
Die Künstler verdienen halt auch mehr bei meinem Modell und diesen ganzen Stress, sich nen Label Code organsieren und Gema-Anmeldung und so weiter, will sich auch keiner machen und deshalb bin ich grad in einer ganz guten Lage.

rap.de: Machst Du das für jeden, der bereit ist zu investieren oder suchst Du Dir die Leute immer noch aus?

D-Bo: Ja, ich suche mir die aus. Man hat ja auch eine gewissen Öffentlichkeit als Label und ich will schon, dass es sich nach und nach steigert. Das kann man halt nur erreichen, wenn man auch ein bisschen selektiert. Ist ja klar.

rap.de: Aber Du glaubst schon, dass physische Tonträger in absehbarer Zeit immer noch eine Rolle spielen werden?

D-Bo: Das wird natürlich immer weniger, aber ich glaube, dass es genauso wie bei Platten eine Szene gibt, die immer CDs kaufen wird. Für sie ist das so ein Ritus, sich eine CD im Handel zu holen oder bei Amazon zu bestellen, in den Händen zu halten und das dann auf der Anlage abzuspielen. Das wird dann auch so eine Liebhaber-Geschichte wie bei Vinyl. 

rap.de: Das klingt ja alles erstmal sehr nüchtern, realistisch und bodenständig. Welchen Stellenwert hat Deine eigene Musik darin? 

D-Bo: Das hängt ein bisschen davon ab, wie sich das jetzt entwickelt. Ich hab schon vor, weiter Musik zu machen. Ich will das aber ein bisschen trennen. Meine eigene Musik wird dann wohl das zweite, dritte, vierte, fünfte Standbein.
Ich bin halt kein Electro-Label. Meine ganzen Kontakte sind in dieser Szene überhaupt nicht vorhanden. Solange das also nicht funktioniert, bringe ich meine Sachen über mein Netzwerk raus. Ist ja auch alles super gelaufen, keine Beanstandungen. Wenn's nicht funktioniert, dann habe ich immer noch was, wo ich andere Künstler supporten und mit denen Geld verdienen kann.

rap.de: Aber wie wichtig ist Dir Deine eigene Musik?

D-Bo: Immer ein bisschen wichtiger als die Musik von anderen Leuten, was jetzt nicht heißt, dass ich andere Künstler hinten anstelle. Das gibt's bei mir nicht, aber wenn ich jetzt weiß, dass ich an diesen und jenen Terminen etwas für meine eigenen Sachen machen muss, dann nehme ich mir zu diesen Zeiten eben nichts für andere Leute vor. Und wenn ich irgendwann wissen sollte, dass ich mit meiner Musik nichts mehr verdienen kann, dann wäre das nur noch so ein Hobby. Das mache ich dann, wenn ich Freizeit habe, und alles Geschäftliche wäre dann wichtiger.
Wahrscheinlich hätte ich dann zwar immer noch die Hoffnung, irgendwann trotzdem mal einen Hit zu schreiben oder die Leute begeistern zu können. Da ist schon so eine Leidenschaft in mir drin. Ich glaube nicht, dass ich irgendwann vollständig damit aufhören könnte.