D-Bo

Danny Bokelmann ist fertig mit HipHop. Ganz offiziell. Unter seinem Pseudonym D-Bo hat der 32-Jährige hautnah den Aufstieg von ersguterjunge zu einem der führenden deutschen HipHop-Labels mitbegründet und miterlebt. Nun will der Berliner etwas ganz anderes machen, das zwar nicht unendlich weit weg ist von Rap, aber immer noch weit genug, um für hochgezogene Augenbrauen und hasserfüllte Forenposts zu sorgen: Electro. Warum D-Bo kein HipHopper mehr sein will, wie er seine Zukunft sieht und warum er gerne wildfremde Frauen nach einem Handjob fragt – darüber hat rap.de mit ihm gesprochen.

rap.de: Der Anfang Deines neuen Albums "Auf der Suche nach dem Glück" klingt ja so, als ob Du aussteigen möchtest. Gibt es diese Aussteigerfantasien bei Dir? Bist Du zivilisationsmüde?

D-Bo: Ne. Das geht eher in die Richtung Expedition. Ich würde gerne mal an einer Expedition teilnehmen. Einfach mal abschalten. Kein Internet, kein Facebook, kein Handy, aber trotzdem ein Ziel, eine konkrete Aufgabe. So etwas würde mich reizen.

rap.de: Gibt es. Heißt Bundeswehr. Aber bist Du abgetörnt vom Musikbusiness?

D-Bo: Ne, nicht wirklich. Ich bin einfach ein bisschen abgetörnt vom Musikalltag, diesem ganzen Business, das dahinter steht. In diesem Geschäft sind so viele Künstler unterwegs, die sich einfach nicht einschätzen können. Die denken, sie wären das Größte und Wichtigste, aber in Wahrheit verkaufen sie einfach nichts und sind auch einfach nicht gut. Davon gibt's wirklich ganz viele Leute, mit denen Du dann tagtäglich zu tun bekommst. Besonders im HipHop ist das so. Aber ich liebe HipHop, und ich habe auch nichts gegen das Musikbusiness, damit verdiene ich ja auch mein Geld.

rap.de: Woher kommt jetzt aber deine plötzliche Hinwendung zu Electro?

D-Bo: Naja, das ist halt die Musik, die ich in letzter Zeit viel gehört habe. Ich hab auch schon immer versucht, Electro-Musik zu machen, aber alleine hab ich das einfach nicht hinbekommen. Mit Max Mostley hab ich jetzt aber einen Produzenten gefunden, mit dem ich genau den Sound machen kann, der mir immer so vorgeschwebt hat.

rap.de: Ich fand immer ganz interessant, dass bei ersguterjunge eigentlich sehr viele feingeistige, kultivierte HipHopper unterwegs waren, aber wegen Bushido seid Ihr in der Öffentlichkeit immer als Prolls wahrgenommen worden.

D-Bo: Ich habe schon den Eindruck, dass Bushido ganz genau weiß, wer ein guter HipHop-Künstler ist. Das sieht man ja auch an seinem Musikgeschmack. Er steht ja auch eher auf Gang Starr als auf N.W.A.

rap.de: Wenn man jetzt die Statements der ehemaligen ersguterjunge-Künstler nimmt, dann klingt das so, als wäre das jetzt die große Befreiung und Ihr könntet jetzt endlich machen, was Ihr wollt. Hättest Du bei ersguterjunge ein Electro-Album machen können?

D-Bo: Klar hätte ich das machen können, künstlerisch waren wir dort auf jeden  Fall frei. Aber trotzdem steckt man ja in einer Struktur und ein solches Album hätte einfach keinen Support bekommen. Man ist zwar frei, aber trotzdem an so eine gewisse Politik gebunden.