D-Bo

rap.de: Mit "Geschenk" gibt es ja auch einen spirituellen Song, der sich mit Gott beschäftigt. Bist Du ein spiritueller Mensch?

D-Bo: Wahrscheinlich schon, aber da muss ich etwas ausholen: Als ich jünger war, gab's öfter Stress. Meine Mom ist dann abgehauen, manchmal angetrunken und ist dann mit dem Auto weg und ich wusste mir nicht zu helfen, also hab ich angefangen zu beten und bin dann irgendwie in diesem Sinne gläubig geworden. Irgendwann hab ich dann erfahren, dass, wenn du gläubig bist, auch Religiosität dazugehört. Ich fand aber immer das, was die Kirche gesagt hat, nicht cool und auch was muslimische Freunde mir gesagt haben… da dachte ich mir so: "Das kann ich nicht mit meinem persönlichen Glauben vereinbaren."
Dann hab ich angefangen nach einer gewissen Zeit Bücher über Religion zu lesen und bin immer skeptischer geworden. Dann hab ich auch Bücher gegen Religion gelesen und mir ist bewusst geworden, Religion ist eigentlich Gift für die Menschen, für die ganzen Beziehungen unter Menschen. Es macht soviel kaputt.
Andererseits hilft dieser Glaube an Gott vielen Menschen und deshalb respektiere ich jeden Glauben. Ich selber bin mir total unsicher, ob ich jetzt sagen soll "Ja, es gibt einen Gott" oder"Nein, es gibt keinen Gott".
Wenn es Gott gibt, dann auf jeden Fall nicht so, wie er dargestellt wird. Ich glaube an eine Ebene, eine andere Dimension, die irgendwie alles miteinander verbindet. Ich hab auch Bücher über Quantenphysik gelesen, das spielt ja da alles mit rein.

rap.de: Warum machst Du so einen Song?
 
D-Bo: Wenn du was besonderes sein willst in der Musikszene, dann musst du auch was machen, was nicht jeder macht. Wenn ich einfach nur Partysongs machen würde, hätte ich schlechte Karten, weil David Guetta macht das 2.000 Mal besser als ich und das bin ich auch nicht. Ich bin jemand, der auch wenn er in den Club geht, nicht ausrastet. Ich nehm auch keine Drogen und ich besauf mich auch nicht.
Ich verteufel das zwar nicht, aber ich trink das nicht. Wenn ich mal einen Schluck abkriegen sollte, dann spuck ich das wieder ins Glas. Natürlich ist es schon mal passiert dass mich jemand verarschen wollte und mir irgendwas in den O-Saft gekippt hat. Ich hab das dann zwar im Mund, aber ich schluck das nicht runter. 

rap.de: Hat das irgendeinen Grund?

D-Bo: Ich hab früher oft bei meinen Großeltern gewohnt und meine Großeltern hatten schon einen großen Einfluss auf mich. Meine Oma hat mir immer gesagt: "Trink keinen Alkohol!" Die hat das sehr verteufelt, weil mein Opa Alkoholiker war. Da hat sie mir schon sehr den Kopf gewaschen. Darum hab ich das nicht angerührt, als dann die anderen mit 13,14 angefangen haben zu trinken. Ich hatte halt einfach Schiss vor meinen Großeltern und dann war ich was besonderes, mit 16, als alle anderen regelmäßig Alkohol getrunken haben und ich nicht. Das fanden die Mädels halt auch ganz süß und dann dachte ich mir: "Cool!".
Ich war trotzdem nie ein Außenseiter und wurde in alles integriert. Die anderen haben da auch gekifft oder sich an anderen Sachen ausprobiert und ich hab's auch nie verteufelt oder jemanden dafür schlecht gemacht, dass er das getan hat. Aber ich hab's halt selber nie gemacht.

rap.de: Das heißt, du warst noch nie berauscht?

D-Bo: Ne. Ich war einmal, auf einer Party mit 18, 19 und habe halt gefragt, ob ich was essen könnte und die meinten zu mir: "Geh in die Küche, da steht ein Blech Kuchen". Da hab ich halt drei, vier Stück von gegessen und das war Space-Kuchen. Da war dann alles ganz langsam und alles, was mir gesagt wurde, hab ich als total wichtig empfunden. Jemand hat mir zum Beispiel eine Flasche gegeben und meinte: "Halt mal. Ich geh mal kurz pissen." Dann hatte ich voll den Auftrag, auf diese Flasche Bier aufzupassen. Ich hab da drüber gelacht und fands auch nicht schlimm. Ich brauch das halt nicht für mich.
Wahrscheinlich komm ich ins Paradies, auch wenn ich nicht an Gott glaube.

rap.de: Unter diesen Umständen kann ich mir gar nicht vorstellen, dass Du auf Dauer in der Musikindustrie bleiben willst. Das klingt für mich nach jemandem, der auf dem Absprungbrett der Gesellschaft steht…

D-Bo: Nee, ich bin ja schon immer so gewesen. Ich bin halt dieser typische Deutsche, der alles ordentlich macht, der seine Sachen pünktlich macht und Bescheid sagt, wenn er zu spät kommt.
Ich bin ehrlich und deshalb wollen auch unfassbar viele Leute mit mir zusammen arbeiten, weil die wissen, wieviel Betrüger in dieser Branche unterwegs sind oder wie viele Leute sich da einfach nur bereichern wollen. Natürlich will ich auch meinen Anteil haben, aber ich würde nicht, wenn ich vorher was ausgemacht habe, im Nachhinein versuchen, alles was abgesprochen ist zu vertuschen, um mir mehr Geld in die Taschen zu stecken.