BickMack und Akte One

rap.de: Bei der Pressekonferenz war ja auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung da. Welchen Eindruck hat sie Euch vermittelt? War das nur ein Pflichtbesuch?

BickMack: Bei ihr nicht. Ich glaube, die war überrascht, was da überhaupt auf sie zukommt. Beim ersten Mal hat die gar nicht mit soviel Presserummel gerechnet. und als die dann zum zweiten mal kam, da sagte sie: "Oh krass, wieviel ihr in dieser Zeit erreicht habt".

rap.de: Seid Ihr überrascht, dass es so einen Zuspruch gab, oder hattet Ihr mit diesem Zuspruch gerechnet?

BickMack: Das ist Pflicht. Die Politik muss das auch mitbekommen, egal wie. Es ist auch nicht so "bitte, bitte", sondern ich klopf so lange an, bis mir einer zuhört. Die SPD und auch Siegmar Gabriel waren die ersten, die mir zugehört haben. Die Grünen waren auch da und haben gesagt: "Ey, das gibt es bis jetzt noch gar nicht". Man darf nicht aufgeben, sondern muss einfach immer weiter machen.

rap.de: Und Dein Traum ist es, das Ganze bundesweit zu machen?

BickMack: Mein Traum ist Obama-Deutschland. Nein, ich möchte wirklich, das mehr Leute, die gar nichts gelernt haben, die Chance bekommen, mit dem Wissen, das sie haben über Hip Hop und Rap und auch mit ihrer eigenen Art Geld zu verdienen. Ich sag dir ganz ehrlich, am liebsten würde ganz Deutschland mitmachen. Das hört sich jetzt echt krass an, aber es ist wirklich so. Ich hab schon Anfragen aus ganz Deutschland bekommen, aber ich wohn halt in Bonn und ich kann mich nicht zerreißen.

rap.de: Gibt es vom Geldgeber irgendwelche Vorgaben, dass Ihr bestimmte Worte wie 'ficken' nicht sagen dürft oder ist es Euch freigestellt?

Akte One: Ich hab gesagt: "Wenn wir das machen, dann auf unsere Art". Und das war von Anfang an die Intention. Wenn da jemand nicht mitspielt, dann geht das eben nicht. Die Leute sehen ja, dass es funktioniert. Sie sind am Anfang immer wieder schockiert, aber es funktioniert nur, wenn wir so sind, wie wir sind. Wenn wir genau die Sprache der Kids sprechen. Also es gibt natürlich auch gewisse Grenzen. Du musst ja auch aufpassen, dass du politisch korrekt bleibst. Wenn dann Sachen gegen Juden kommen, dann sage ich: "Hey, was ist denn, wenn ich jetzt Jude bin? Oder auch schwul bin?", dann denken die auch erst darüber nach.

BickMack: Das Ding ist ja auch, wir kommen in die Klasse rein und da wird dann erstmal gesagt : "Fettsack, was willst Du von mir?" Das ist schon häufiger vorgekommen. Aber trotzdem ist es dann hochinteressant, weil die nicht loslassen können.
Aber ich lege mich dann auch mit denen an. Weil ich es darf, es ist meine Aufgabe und entweder die kommen damit klar oder die kommen damit nicht klar. Das ist eben keine Streichelpädagogik.
Wir machen das auf Augenhöhe. Ich versuche auch gerade, den neuen Coach einzuweisen, und ich sag ihm ständig: "Es geht hier nicht um Dich! Es geht hier nicht um Dich als Coach, es geht um die Kids und darum, was wir aus ihnen machen wollen!"
Ich hab schon Coaches hier stehen gehabt, die sich einfach nur profilieren wollten. Die denken, sie wären krasse Rapper und könnten den Schülern was beibringen. Aber die merken dann, dass sie menschlich nicht an die Kids rankommen.
Ich sag oft zu einem von den deutschen Schülern: "Ihr seid Rassisten, Ihr seid alles Rassisten" und er guckt mich dann an und fragt: "Was meinst Du damit?" Und ich antworte: "Warum sagst Du zu ihm "Blöder Jude!", das ist rassistisch, was Du da sagst!" Und dann begreifen die das erstmal.
Der ist ein Weißkopf und geht an 'ne Schwarzkopf-Schule. Da muss er eigentlich ganz anders reden! Ich habe das Problem, dass ich reinkomme und die Kids erstmal sagen: "Der ist keiner von uns", weil ich Christ bin und kein Moslem. Wenn du dich in so einer Situation befindest, mitten auf dem Schulhof, und dann alle möglichen Leute battlen musst, weil die gehört haben, dass Du rappst und dann erstmal testen wollen, ob Du ein Opfer bist. Ich kenn das ja auch aus dem Untergrund, dass der Respekt mir gegenüber nicht so da war.

rap.de: Am morgigen Dienstag steht ja das Finale an. Wer wird gewinnen?

BickMack: Gemeine Frage! (lacht) Das wäre pädagogisch nicht sinnvoll, das jetzt zu beantworten (Gelächter).