BickMack und Akte One

"Uns geht es um die Kids!“ – Das ist wohl die Kernaussage des Projekts "HipHop macht Schule“, welches der Rapper BickMack etabliert hat und gemeinsam mit Akte One aufzieht. Ziel ist es, an Schulen Kindern und Jugendlichen neues Selbstvertrauen durch Rap und Tanz zu schenken. Seit zwei Jahren existiert das Projekt nun schon und morgen findet das erste Schoolbattle statt, bei dem sich Schüler einer Kölner und einer Berliner Schule gegenüberstehen und sich in Rap und Tanz messen. Im C-Club am Columbiadamm 9-11 wird am morgigen Dienstag zunächst um 17 Uhr der Film "Hip-Hop, the world is yours“ ausgestrahlt, bevor die Jugendlichen um 19 Uhr auf die Bühne treten und ihr Können unter Beweis stellen.

rap.de: Ihr macht das Projekt "HipHop macht Schule". Hättet ihr jemals gedacht, dass es Euch irgendwann mal wieder in die Schule zieht und dann auch noch als Lehrer?
BickMack: Nee. Als ich das erste Mal hinter dem Lehrerpult stand, dachte ich eine Minute lang: "Das gibt's doch jetzt gar nicht". Dreißig Kids vor einem. Das ist schon ein ganz komisches Gefühl, auch, dass man auf einmal Verantwortung hat.

rap.de: Wie war das denn bei Euch in der Schule früher?

BickMack: Ich glaube ich war derjenige, über den jeder Lehrer sagen würde: "Ein unmöglicher Fall". Also ich habe mich nicht gut benehmen können, ich habe Lehrer beleidigt, Schule geschmissen, ins Gesicht gespuckt, alles Mögliche.

rap.de: Was sagst Du zu diesen Kindern heute, wenn du ihnen als Coach gegenüberstehst und so etwas erlebst?

BickMack: Ich mach sie klein, damit sie das nie wieder machen. Weil es einfach ein Fehler war. Wenn einer mal total ausrastet und mit 'nem Stuhl wirft, dann frage ich: "Warum schmeißt du jetzt mit dem Stuhl?" Manchmal findet man es heraus und dann hilft es einem, mit der ganzen Geschichte weiterzumachen. Es ist ja nicht nur das Komasaufen oder die Gewalt. Das sind nur Themen, die wir als Medium benutzen, um an die Jugendlichen ranzukommen und um bei Ihnen Dinge zu erfahren, die sie sonst niemand anderem erzählen würden, auch ihren Eltern nicht. Wir begleiten sie ein Stück in ihrer Pubertät.

rap.de: Wie kann man sich Hip Hop an der Schule vorstellen? Ist das wie ein Unterrichtsfach? Kriegen die Schüler Noten und Hausaufgaben?

Akte One: Ja. (Gelächter) Wir haben auch am Anfang richtig Theorieunterricht gemacht. Das fängt an mit der Geschichte Hip Hops, die ersten Jahrzehnte durchgesprochen, wie das entstanden ist und über Respekt gesprochen, um denen erstmal das Respektding zu vermitteln. Da gibt es schon richtig Unterricht, dann geht es weiter mit Unterricht über die Gefahren des Alkoholkonsums, danach wird das dann aufgeteilt, da wird dann Rap und Tanz gemacht. Das geht dann in die Ethik-Note mit ein. Es geht um das Benehmen, um Sozialkompetenz, wie sehr sie ihre Leute hängen lassen oder nicht. Aber wenn wir benoten, dann machen wir das nicht so straight.

BickMack: Es gibt ja auch unterschiedliche Module. Wir haben die Möglichkeit eine AG zu machen, also eine Arbeitsgemeinschaft, es gibt aber auch ein WP, das ist ein Wahlpflichtfach. Das war bei uns in Bonn das erste Jahr, für das wir wirklich Noten verteilt haben. Wir haben den Schülern Hausaufgaben mitgegeben. Das geht dann in die Ethik-Note mit ein oder in die Note eines anderen Faches. Dann hast du auch dieses Druckmittel.
Bei uns war das Thema dann Menschenrechte, mit Grundgesetz, wo man sich wirklich reinarbeiten musste. Es ist halt keine freiwillige AG, zum Schluss muss es schon beurteilt werden und im Zeugnis auftauchen.

rap.de: Werdet Ihr dabei von richtigen Lehrkräften unterstützt?

BickMack: Ja. Wenn das Thema jetzt zum Beispiel Komasaufen ist, dann informiere ich mich darüber und überlege, was ich mit meiner Gruppe dazu mache. Wir haben auch ein komplettes Kurrikulum mit unseren Zielen und wo es hingehen soll. Wir klären die Kids da schon richtig auf, das begleitet dann aber auch ein Lehrer. Das muss auch ein Lehrer begleiten, weil wir ja selber keine Pädagogen sind. Wir können diese Verantwortung gar nicht übernehmen. Das ist 'ne neue Art von Unterricht, wo der Lehrer einfach nur dabei ist. Der sagt nichts, er macht nichts, er hilft eigentlich nur bei der Organisation und überlässt uns die Freiheit, das so zu machen, wie wir wollen.