Aloe Blacc

Wie schaffst du es, diese Philosophie zu leben. Als Star ist es wahrscheinlich noch schwieriger, wenn man von so vielen Menschen beobachtet wird, oder?

Aloe Blacc: Ich bemühe mich, so gut es geht, diese Ideen umzusetzen und mein Leben danach auszurichten, aber… ehrlich gesagt ist es wirklich fast unmöglich, das zu schaffen. Wir sind alle in der glücklichen Lage, ich persönlich bin in der glücklichen Lage, ein sehr, sehr angenehmes Leben zu führen, weil vor uns Menschen gelebt haben, die neugierig waren und Dinge erfunden haben und andere wiederum so gierig waren und gewisse Ideen gefördert haben, die unser aller Leben einfacher machen. Aber je einfacher wir unser eigenes Leben machen, desto härter wird es teilweise für andere Menschen.
Ich habe ein Handy. Du hast ein Handy. Wahrscheinlich hat jeder, der das hier liest, ein Handy in der Tasche, aber keiner von uns kümmert sich darum, dass die seltenen Erden, die für die Herstellung bestimmter Chips und Bauteile der Handys, in gewissen Gebieten in Afrika abgebaut werden, die von Warlords kontrolliert werden. Diese Menschen schlachten Leute ab und vertreiben sie aus ihren angestammten Gebieten, damit dann wiederum die Firmen kommen können, um diese Mineralien abzubauen.
Ich meine, ist das meine Schuld? Ja, es ist meine Schuld! Es ist meine Schuld, weil ich nicht bewusst genug war! Weil ich es nicht bedacht habe, dass gewisse Rohstoffe zur Herstellung des Produkts nötig sind. Die Frage, die man sich stellen müsste ist: wo kommen die Rohstoffe her und wem haben wir sie weggenommen?

Also würdest du so etwas wie ein Handy-Fair-Trade vorschlagen, wie das teilweise schon mit Kaffee gemacht wird?

Aloe Blacc: Ja, es sollte ein Handy-Fair-Trade geben und es sollte Wissenschaftler geben, die so anteilnehmend sind, dass sie sagen, ok, wir können auch Handys machen, ohne diese Mineralien benutzen zu müssen. Das ist ja im Endeffekt alles, was es braucht. Ein paar Wissenschaftler, die ein bisschen besser nachdenken. Aber noch mehr bräuchte es, dass die Menschen mit Handys aufstehen und sagen: "Wisst Ihr was. Ich kaufe einfach kein neues mehr. Ich behalte mein altes Handy, weil es einfach noch gut funktioniert und ich überhaupt kein neues brauche.
Dizzy Gillespie hat auch nicht andauernd eine neue Trompete gebraucht.

Lass uns noch mal kurz über Musik sprechen. Du hast gerade ein anderes Projekt, das sich Bee nennt. Das bist Du und Cradle. Um was geht es da?

Aloe Blacc: Ja, das ist das Cradle Orchestra aus Japan. Ich hatte vor ein paar Jahren mal die Gelegenheit auf einer ihrer Singles zu erscheinen und dann hatten sie die Idee, dass sie ein ganzes Album machen wollen, mit mir als Sänger. Also bin ich nach Japan gegangen und wir haben wirklich ein ganzes Album mit sozialen und ökologischen Ideen gemacht.

War das ein erster Schritt in die Richtung von "Good Things" Album?

Aloe Blacc: Das kann man vielleicht so sagen. Das habe ich zwar noch nicht so gesehen, aber ja, es war das erste Album mit dieser strikten Philosophie.
Der Grund, warum ich mich für einige Zeit von Hip Hop ferngehalten habe und nicht mehr gerappt habe, war, dass ich zwar jede Menge Songs geschrieben habe, aber immer das Gefühl hatte, dass die nicht stark genug sind, die Message zu transportieren, die ich rüberbringen wollte. 
Ich wollte einfach lernen, wie man bessere Songs schreibt und jetzt weiß ich es. Zur Zeit arbeite ich mit Exile an einem neuen Emanon-Album und es wir "Bird’s Eye View“ heißen, "Vogelperspektive“. Das Konzept ist, dass ich alles, was auf der Welt passiert aus der Vogelperspektive beobachte. Insofern kann man all das sehen, was in Brasilien, in Afrika, in Indonesien passiert und ich erzähle die Geschichten, die normalerweise nicht erzählt werden. Natürlich mache ich das in einer popkulturellen Kunstform, dass die Leute trotzdem unterhalten werden. Aber wenn sie dann einmal enterteined sind, dann haben sie halt auch schon was gelernt und wenn sie etwas gelernt haben, dann werden sie vielleicht auch irgendwann einmal aktiv.

Könntest Du Dir vorstellen, dass Du vielleicht mal als Bürgermeister kandidieren wirst?

Aloe Blacc: Ich denke nicht, dass ich das tun muss. Ich denke, dass ich mit meiner Musik vielleicht den nächsten Bürgermeisterkandidaten aufkläre und zukünftige Politiker – zumindest hoffe ich das.
Ich hoffe, dass meine Stimme stark genug ist, dass mich Bürgermeister, Gouverneure, Polizebeamte und Richter als Sprecher ihrer Wählerschaft wahrnehmen und dann muss ich natürlich sicher sein, dass alles, was ich mache und sage auch wirklich dem entspricht, was die Menschen brauchen. Das ist das erste. Aber wie geht es dann weiter? Weil "brauchen“ und "wollen“ sind zwei ganz verschiedene Dinge.
Wollen tun die Leute viel. Die Menschen wollen laufend neue Sachen, aber diese Sachen sind nicht unbedingt notwendig…. Ach. Alles nur so Ideen.

Wie sehen Deine Zukunftspläne aus?

Aloe Blacc: Wie gesagt ich arbeite gerade an dem Emanon-Album mit Exile, das hoffentlich im Frühjahr 2011 rauskommt. 
Dann habe ich ein Album produziert und teilweise mitgeschrieben von einer Sängerin, die Maya Jupiter heißt und aus Australien kommt. Sie rappt auch und das klingt ein bisschen wie Weltmusik-Hip Hop.
Dann habe ich noch vier unveröffentlichte Alben, die fast fertig sind, die ich auch noch beenden muss. Ganz unterschiedliche Sachen. Ich habe zum Beispiel ein Acapella-Album und so etwas wie ein Bossa Nova Album, dann ein Alternative Rock Album, ein Indie Rock Album und ein bisschen alternativen elektronischen Sound. Sehr, sehr unterschiedlich. Ich will immer wieder neue Musik machen, um neue Fans zu bekommen und noch mehr Interviews geben, um den Leuten zu erzählen, was sie alles nicht brauchen.     

Das klingt sehr gut. Es war sehr angenehm mit Dir zu sprechen. Vielen herzlichen Dank für das Gespräch.