Aloe Blacc

Wenn wir gerade über Politik sprechen. Wie ist Dein Standpunkt zur Gesundheitsreform? Was hältst du davon, dass Obama eine gesetzliche Krankenversicherung einführen will? 

Aloe Blacc: Auf jeden Fall brauchen wir eine Gesundheitsreform in den USA. Jeder sollte Zugang zu medizinischer Versorgung haben und zwar zu guter medizinischer Versorgung.
So wie hier in Europa, wo das Gesundheitssystem auch mit Steuergeldern finanziert wird, weil die Politiker, die Steuern ordentlich verwalten.
Unglücklicherweise werden die Steuergelder in den USA nicht nur schlecht verwaltet, die Regierung bekommt auch noch zu wenige Steuerzahlungen von den Großkonzernen, so dass die Belastung für den einzelnen Bürger extrem groß ist. Die Bürger müssen also extrem viel Steuern abdrücken für ein System, das diese Gelder missbraucht und es gibt kaum Belastungen für die Konzerne, die sich mit dem Geld die Taschen voll stopfen. 

Wenn du dir unsere Gesellschaft mal von einem ganz plumpen, ökonomischen Standpunkt aus anschaust: Unsere Ressourcen sind begrenzt und das bedeutet doch, dass diese Ressourcen verantwortungsvoll verteilt werden müssen, so dass jeder was davon hat. Ansonsten haben einige zu viel und andere zu wenig.
Die Leute, die jetzt zu viel haben, müssen verdammt nochmal aufwachen und sagen: Okay, ich brauche einfach nicht so viel Geld auf der Bank. Ich kann was abgeben, damit ein anderer, etwas zu essen hat, weil das meine Pflicht als Mitglied dieser Gesellschaft ist. 
Das Problem in den USA ist: Niemand fühlt sich mehr als Mitglied irgendeiner Community. Jeder ist nur noch für sich und sagt: "Was haben die anderen mit mir zu tun?
Ich wohne in Los Angeles und eigentlich müsste man sich um andere Leute, die auch in Los Angeles leben, kümmern, aber da fühlt sich keiner mehr zuständig. Jeder sagt: "Nein, ich habe keine Verpflichtungen den anderen gegenüber.“ Aber das stimmt eben nicht. So funktionieren Gesellschaften eben nicht.

Zur Zeit leben wir in einer Art Fantasiewelt, in der behauptet wird: "Jeder ist ein Einzelkämpfer, man macht, was man will und keinen stört’s.
Du rauchst eine Zigarette, schmeißt sie auf den Boden, wen kümmert’s? Es ist egal, aber das stimmt nicht. Es ist eben nicht egal! Erstens solltest du überhaupt nicht rauchen, weil es die Luft verpestet, die andere einatmen wollen, zweitens solltest du sie nicht auf den Boden werfen, weil es nicht dein Boden ist, sondern unser aller Boden!
Wenn du meinst, dass das richtig ist, wie du dich verhältst, dann komme ich einfach zu dir nach hause und schmeiße alle möglichen Sachen auf deinen Boden und dann wirst du vielleicht begreifen, was Gemeinschaft ist.

Woher hast Du diese Ideen? Ist das Marxismus?

Aloe Blacc: Nö. Diese Ideen stammen von verschiedenen Naturvölkern, von den Buschmännern in Afrika, von den amerikanischen Ureinwohnern, wie den Sioux-Indianern und den Cherokee oder den Ureinwohnern von Panama. Das sind alles Völker, die von der Erde leben, in den Wäldern und jetzt gerade ums Überleben kämpfen müssen, wie zum Beispiel in Brasilien.
Diese Völker leben dort und fällen Bäume, um ihre Häuser zu bauen. Jetzt kommen riesige Konzerne und kaufen das ganze Land auf, und diese Menschen können nicht einmal mehr ihre ein oder zwei Bäume für ihre Häuser fällen, weil das Land auf dem sie leben jetzt einer Firma gehört.
Ich könnte hier die verschiedensten politischen Theorien zitieren, aber darum geht es gar nicht. Es geht um Naturvölker, die wirklich verstanden haben, worum es im Leben geht und worum es beim Menschsein geht. Mensch sein heißt, ein Tier mit Einfühlungsvermögen zu sein, mit mitfühlenden Ideen, Konzepten und Gedanken. Mensch sein heißt aber eben nicht, dass man in einer Fantasiewelt aus Autos, Hochhäusern und Fernsehern lebt. Mensch sein heißt, dass man weiß, wie man Nahrung anbaut und nicht einfach dass man in den nächsten Laden rennt, um etwas einzukaufen, was irgendjemand anderes hergestellt hat.