Aloe Blacc

Als einer der ersten Acts für das diesjährige Splash!-Festival wurde Aloe Blacc schon bestätigt. Unsere Kollegen von germanrhymes.de haben den Ausnahmemusiker schon im letzten Jahr interviewt und uns freundlicherweise das höchst interessante Gespräch zur Verfügung gestellt.
Es geht um neue gesellschaftliche Konzepte, die ewige Weisheit von Naturvölkern und warum jeder, der ein Handy benutzt in der Verantwortung steht.
Wer das ganze lieber TV-Sendung zu sich nehmen möchte, der hat auf
germanrhymes.de die Möglichkeit dazu.  

 

Du sieht gut aus, in diesem 70er Jahre Outfit. Warum trägst Du das?

Aloe Blacc: Gerade fühlt sich das einfach gut und richtig an. Die Musik hört sich ja auch an, wie aus den frühen späten 60ern oder frühen 70ern. Dieses ganze Modeding macht einfach, dass die Musik besser auf mich wirkt. Ich fühle mich gut, das passt einfach, wenn ich auf der Bühne stehe mit diesem neuen Outfit. Ich mag das.   

Viele Leute behaupten ja, wenn sie nach Berlin kommen, dass die Stadt ein bisschen so sei, wie New York in den 70ern. Wie siehst Du das? Stimmt das?

Aloe Blacc: Wow. New York in den 70ern, aber ohne die Puerto Ricaner und ohne… (lacht) Na ja. Kann schon sein. 
Ich meine, man merkt auf jeden Fall, dass sich hier etwas bewegt. Alles ist in Aufruhr und es gibt so etwas wie eine Gegenkultur. Das ist auf jeden Fall wichtig. Wir brauchen das.

Dein Hit “I need a dollar” ist ja überall präsent und wurde in der TV-Serie "How to make it in America" eingesetzt. Wie kam das alles?

Aloe Blacc: Der Song landete in der Serie weil die Produzenten bei Stones Throw angefragt haben, ob diese auch was beisteuern könnten. Stones Throw hat dann ungefähr 20 Songs hingeschickt und "I need a dollar“ wurde ausgewählt. Den Song habe ich schon vor ziemlich langer Zeit geschrieben und die Lyrics und die Melodie waren eigentlich ganz anders. Dann bin ich mit den Produzenten in New York im Studio gewesen und wir haben ein paar neue Songs ausprobiert und auch eine neue Instrumentierung und da habe ich im Kopf "I need a dollar“ mitgesungen und es hat funktioniert. Also habe ich eins und eins zusammengezählt und mein ganz persönliches Mashup daraus gemacht.

Hat Dich das verändert? Schließlich warst du ja danach dann die große Neu-Entdeckung in den Staaten.

Aloe Blacc: Es hat auf jeden Fall dazu geführt, dass ich wahrgenommen wurde und jeder, der die Serie gesehen hat, kennt meinen Song. Aber auch Leute, die noch keine einzige Folge der Serie gesehen haben, kennen meinen Song und können jetzt mehr über mich herausfinden.
Die gehen zu youtube oder zu Stones Throw oder sie können auf iTunes meine alte Musik ausgraben und das ist, ziemlich großartig und ein bisschen wie Doping für meine Karriere.
Jeder Independent- Künstler will ja mal die Chance haben, dass die Leute seine Musik hören können und jetzt ist es eben an der Zeit, dass die Leute das hören, was ich so mache. Sie hören das "Emanon – Waiting“ Album oder "Shine Through“.   

Kannst Du Dich mit der Serie identifizieren?  Hast Du sie schon gesehen?

Aloe Blacc: Ja natürlich habe ich sie schon gesehen und ich finde, dass es eine ziemlich gute Show ist. Es spiegelt die Situation von jungen Leuten im heutigen Amerika wider. Niemand will einen Job haben, in dem er sich für jemand anderen abrackern muss.
Es ist schon cool wenn du dein Leben in die eigene Hand nehmen kannst und selbst bestimmen kannst, was du vom Leben willst.
Ich habe ja auch in einer Firma gearbeitet, in einer großen Beratungsfirma und als sie mich rausgeschmissen haben, hatte ich dann die Möglichkeit, meiner großen Passion zu folgen und Musik zu machen, was ich ja auch schon immer machen wollte und will.

Als Du diesen Job hattest, bist Du dann auch aufgetreten oder hast Du nur für Dich an Sachen geschrieben? Wenn sie Dich nicht gefeuert hätten, wärst Du heute ja gar nicht hier?

Aloe Blacc: Das stimmt, dann wäre ich wahrscheinlich wirklich nicht hier. Ich wollte eigentlich immer schon Musik machen, auch als ich gearbeitet habe. Manchmal habe ich nachts noch ziemlich lang Musik gemacht und musste dann morgens todmüde zur Arbeit. Aber das war eben meine Leidenschaft und das war mir auch wichtiger als Geld verdienen, insofern war das eine gute Sache.

Wir haben ja vorher schon über Deine Kleidung  geredet und im Vorgespräch hast Du mir erzählt, dass Du Dein eigenes Klamottenlabel machen möchtest. Dasselbe machen die ja in der Fernsehshow auch. Siehst du da ebenfalls eine Verbindung? 

Aloe Blacc: Also ich will jetzt nicht unbedingt mein eigenes Label eröffnen, ich würde nur gerne meine eigenen Klamotten machen. Ich würde gerne für mich die Kleidung machen und nicht unbedingt an andere Leute verkaufen, aber klar… wenn es den Leuten gefallen würde, dann ok.  
Es ist ein bisschen so, wie mit meiner Musik. Ich mache meine Musik in erster Linie tatsächlich für mich. Wenn andere Leute das mögen, dann teile ich es mit ihnen.

Ich habe in verschiedenen Online Interviews gelesen, dass Du die meisten Ideen hast, wenn Du Auto fährst. Wie kommt das und nebenbei, was fährst Du für ein Auto?

Aloe Blacc: Zur Zeit fahre ich einen Volvo 850 und davor hatte ich einen Infiniti, das Modell habe ich vergessen und davor hatte ich einen Ford Taurus und davor irgendeinen Chevy. Bislang hatte ich sechs oder sieben Autos, weil ich die immer gebraucht kaufe. Ich nehme, was ich kriegen kann, egal, Hauptsache es bringt mich von A nach B. Ich bin kein Materialist, mir geht es darum, dass es funktioniert.
Ich kann im Auto deshalb gut Songs schreiben, weil das für mich ein absolut ruhiger Ort ist. Ich höre dann auch nicht Radio, sondern gebe mir diesen absoluten Ruheraum, dass die Ideen einfach so kommen können. Das gleiche passiert, wenn ich koche. Wenn ich ein Essen vorbereite und Zeit vor dem Herd verbringe. Dann habe ich die besten Ideen oder beim aufräumen, oder bei der Gartenarbeit oder wenn ich eine längere Wanderung mache und mich um niemanden sonst kümmern muss. Dann habe ich Freiraum und dann entstehen großartige Songs. 

Dein erstes Soloalbum "Shine Through" war ziemlich persönlich, zum Beispiel in dem Song "I’m beautiful", das von Deiner Nichte beeinflusst war, die in der Schule gehänselt wurde. Das Album "Good Things" hingegen ist eher politisch. Warum der Wandel?  

Aloe Blacc: Als ich damals die Texte für die meisten der Songs geschrieben habe, war Obama gerade zum Präsidenten gewählt worden. Es gab die Weltwirtschaftskrise, die Arbeitslosigkeit, die Immobilienblase ist geplatzt und diese ganzen Sachen beschäftigen mich einfach und ich will darüber diskutieren, weil ich glaube, dass es notwendig ist, dass die Leute was dazu sagen.
Die Medien sprechen diese Sachen ja nicht unbedingt an. Sogar in den Nachrichten wird nicht richtig darüber berichtet, weil auch die Nachrichtensender selbstverständlich den großen Konzernen gehören und parteiisch sind. Also denke ich, dass eine Stimme von der Straße ganz wichtig ist.
Dadurch dass HBO "I need a dollar“ ausgesucht hat, können sich die Leute ja jetzt mein ganzes Album holen und hören, was ich sonst noch so an Message habe.   

Würdest Du sagen, dass Dein Album dann eher Deine Meinung zu einigen Sachen wiederspiegelt oder geht es da schon richtig um eine Botschaft und eine Philosophie?

Aloe Blacc: Es ist eine Botschaft und eine Philosophie und ich hoffe, dass die Menschen diese Botschaft annehmen können. Die Botschaft ist, dass egal, wo sie wohnen, egal in welchem Land sie leben oder in welchem Bundesstaat, dass sie erkennen, dass sie selbst für ihr Leben und ihre Lebensumstände verantwortlich sind. Jeder von uns ist verantwortlich für jeden anderen von uns. Der Grund, warum wir irgendwelche Politiker wählen ist doch, dass wir von denen erwarten, dass sie sich verantwortungsvoll um die Dinge kümmern. Leider vergessen das die Leute immer wieder, dass sie Verantwortung tragen. Wir kümmern uns viel lieber um das, was im Fernsehen läuft oder was wir uns als nächstes kaufen wollen und vergessen immer wieder, was wirklich wichtig ist. Im Endeffekt geht es doch um unsere Beziehungen untereinander, wie wir miteinander leben, als Gesellschaft, als kulturelle Gemeinschaft.