Mach One

rap.de: Gut und wann kommt "Meisterstück 2"?

Mach One: Ich würde sagen, dass ich so zwölf Tracks gemacht habe. Davon sind ca. sechs bis sieben richtig fertig. Die sind jetzt aber auch schon so alt, dass ich die noch mal umschreiben will. Ich hab grob das halbe Album fertig, will mich aber am liebsten noch mal hinsetzen, so als würde ich von vorne anfangen, um dann am Ende auszusortieren und ein schönes Album zu haben. 

rap.de: Wie wäre eigentlich die ideale Umgebung, um so ein Album zu produzieren? Träume mal.

Mach One: Da hab ich mir noch gar nicht so die Gedanken gemacht, aber ich brauche ein Studio, klein und dunkel, keine Fenster, aber mit Abluft weil ich rauche. Dann ein gefüllter Kühlschrank mit schnell servierbaren Gerichten, weil ich sonst nicht esse. Dann müsste die Miete bezahlt sein. Es wäre scheiße, wenn ich abends nicht einschlafen kann, weil ich keine Heizung und keinen Strom habe. Viel mehr brauche ich eigentlich nicht – und Ruhe.
Ich glaube ganz wichtig für mich ist, dass ich am Stück durchziehen kann. Am besten durchgehend da sein.
Ein guter Track fängt immer mit einer leichten Idee an und dann rutscht man immer tiefer rein und das wird meist gut. Aber meistens wird man ja unterbrochen.

rap.de: Es gab ja die unterschiedlichsten Geschäftsmodelle aus diesem ehemaligen Bassboxxx-Umfeld, wenn man Orgi auch mit dazu zählt. Sind Orgi oder Arzt Business-mäßig Vorbilder für Dich?

Mach One: Bei Arzt habe ich eh überhaupt keinen Einblick. Das Einzige, was ich von ihm weiß, ist, dass wenn er, egal mit wem er redet und es darum geht, dass er was abgegeben soll, dass er dann sagt: “Ey sorry, geht nicht!“ So in der Art habe ich das schon von Leuten gehört. Arzt ist einfach jemand, der guckt, dass alles bei ihm bleibt und anscheinend fährt er da ja ganz gut mit. Ich glaube aber auch, dass er da echt Glück gehabt hat mit diesem “Hey, das geht ab“, das dann zur Fußballhymne wurde, da kam ja eins zum anderen.
Aber ich muss auch sagen: Ich freu mich für ihn, dass er Geld macht. So wie er es gemacht hat, könnt ich es nicht, aber ich gönn es ihm.
´Ne Zeit lang war ich mehr oder weniger enttäuscht oder auch ein bisschen angepisst, weil er halt früher der krasseste Keep-It-Real-Prediger überhaupt war. Er hat ja damals mehr oder weniger diktiert, was gut ist und was nicht gut ist.

rap.de: Auch das hab ich am eigenen Leib erfahren. (Gelächter)

Mach One: Ja. Ich find´s halt ganz schön krass, wenn er damals gesagt hat: “Fettes Brot ist das allerschlimmste überhaupt.“ Heute macht er Mucke, dagegen ist Fettes Brot Hip Hop. Darum war ich ´ne Zeit lang einfach angepisst, weil er für mich, einfach alles, was er damals gepredigt hat, erstmal verraten hat.
Was ich ihm jetzt ein bisschen zugute halten muss, ist, dass er immer noch Anläufe macht, Untergrund-artige Sachen zu machen. Einerseits kann man ihm jetzt vorwerfen , dass er damit versucht, seine Credibility zu pushen, andererseits kann man ihm aber zugute halten, dass da sein Herz dran hängt.

rap.de:  Und was sagst Du zum Geschäftsmodell von Orgi?

Mach One: Bei Orgi muss ich sagen, dass ich gar keine Ahnung habe, wie das überhaupt funktioniert.

rap.de: Obwohl Du mit ihm zusammen gearbeitet hast? (lacht)

Mach One: Alleine, wie wir da schon gearbeitet haben. Orgi will ja immer so wenig wie möglich machen. Der hat da ja immer seine Produzenten sitzen, kommt dann mal und rappt seine zwölf oder 16 Zeilen ein und den Rest macht dann irgendjemand anders. So ähnlich ist es bei unserem Album auch gelaufen. Ich musste ihm am Ende dann schon immer in den Arsch treten, überhaupt 16 Zeilen zu schreiben. Er immer: “Nö, zwölf reichen, wa?“ – “Nee, komm 16, Orgi. Schreib mal 16!“ Dann hat er zwölf geschrieben und am Ende die letzten vier Takte rumgebrüllt. (Gelächter)
Bei Orgi war ich immer überrascht, wie das überhaupt funktioniert. Er macht auf mich immer den Eindruck, dass er so in den Tag hinein lebt und alles ein Witz sei. Aber ich habe jetzt mit diesem Album festgestellt, dass der schon ganz genau guckt, wo der sein Geld herkriegt. Der Typ ist ein erstaunlich harter Geschäftsmann. Das hat mich schon überrascht. Da habe ich ein bisschen was von ihm gelernt.

rap.de: In Sachen: “Auf sich selber gucken“?

Mach One: Nee, in Sachen: “Dass da auch das Geld reinkommt!“ Ich bin immer jemand gewesen der gesagt hat: “Ja, das machen wir dann schon, Geld ist nicht so wichtig.“

rap.de: Kunst und kaufmännische Sachen passen da meist auch nicht so gut zusammen.

Mach One: Ja, ich glaube, ich brauche da auch jemanden, der sich für mich drum kümmert. Ich bin ja meistens zu soft, wenn es um so was geht und bin dann auch immer froh, wenn ich meine Ruhe habe.
 
rap.de: vielen Dank für dieses Gespräch. Hast Du noch ewige Weißheiten, die Du loswerden möchtest?

Mach One: Freiheit fürs Baskenland.