Mach One

rap.de: Könnte man sagen, dass es ein persönliches Album werden soll?

Mach One: Ja, es wird persönlich. Das Erste war ja im Großen und Ganzen eher so ein wenig Straßen-mäßig. Das zweite soll viel mehr Kopf-mäßig sein. Es wird das persönlichste. Das dritte Album soll sehr frei werden. Da möchte ich auch mit vielen Musikern arbeiten.

rap.de: Dann stellt sich jetzt die Frage, inwieweit ist das Asoziale und die "Scheiß-auf-alles"-Mentalität ein Teil Deiner Persönlichkeit und warum hat das dann in dieser Kopfgeschichte keinen Platz?

Mach One: Schön, lass mich mal nachdenken. Ich bin einfach älter geworden. Diese asoziale Nummer hat da durchaus einen Platz, denn ich bin ja auch ein Opfer der Alkoholschizophrenie. Bei mir ist es nicht so extrem, dass ich eine komplett andere Person bin, aber wenn ich mich wirklich abschieße, dann falle ich in alte Muster zurück. Dann bin ich genau der gleiche Idiot wie von 16 bis 20. So ungefähr kann man das sehen. Die Zeit war einfach wüst, sie war auch sehr asozial. Aber ich bereu nicht wirklich viel, denn es hat unglaublich viel Spaß gemacht und deswegen ist das im Großen und Ganzen auch ein Teil meiner Persönlichkeit.
Aber ich bin einfach älter geworden, bin jetzt 31 und ich habe gemerkt, dass es mich nicht wirklich voran bringt.
Es gab ja dann zwischendrin auch noch diese behinderte Knastgeschichte und die Story mit der Messerstecherei. Die Messerstecherei hat auch noch mal sehr viel bewirkt. Die hat mich schon noch mal sehr, sehr weit runtergeholt.
Es gab ja auch eine lange Zeit, in der ich gesagt habe: “Älter als 36 werde ich sowieso nicht“ und so weiter und sofort. Ich muss aber sagen, dass ich ganz froh bin, dass ich diese Messerattacke überlebt habe und seitdem hoffe ich dann doch, dass ich älter werde als 36. Es hat auf jeden Fall etwas bewirkt. Logisch.

rap.de: Bist Du ein Mensch, der sich gerne selbst im Weg steht?

Mach One: Anscheinend schon. Ich habe jede Menge Scheiße, in die ich mich immer wieder reinreite. Ich bin generell so ein Typ, der sich “gerne“ mal im Weg steht, sich dann aber auch darüber aufregt, dass der Weg so steinig ist. (lacht) Ich habe Riesenprobleme, mich um meine Steuerabrechnung zu kümmern zum Beispiel.

rap.de: Dabei muss man sie nur machen.

Mach One: Richtig. Wenn ich sie denn mal gemacht habe, ist das auch immer so voll der Befreiungsschlag. (lacht)
Ja und ein Album muss man auch einfach mal machen. Aber, auch wenn ich mir im Weg stehe, bin ich aber auch ein Mensch, der dann immer mal wieder was schafft. Ich kenne genug Leute, die es probieren, aber nie etwas zu Ende bringen. Ich reiße mich ab und zu dann doch mal zusammen und dann schaffe ich auch etwas und bin damit auch ganz glücklich. Für ein paar gute Tage. (lacht)

rap.de: Bist du generell glücklich?

Mach One: Ich glaube, ich bin generell glücklich. Auch wenn ich oft höre, dass die Leute das anders einschätzen, weil das nicht so rüberkommt. Ich bin generell glücklich, auch wenn ich immer wieder Abstürze.

rap.de: Denkst Du, dass Hip Hop oder Rap Dir noch was schuldig ist?

Mach One: Nö, kann ich so nicht sagen. Mit elf habe ich mal entschieden: Ich werde Künstler. Das habe ich irgendwie so gemacht. Ich lebe noch und bin eigentlich zufrieden. Es geht grade so, aber es geht und das fühlt sich gut an. Ich mache, worauf ich Bock habe. Ich male mal ne Leinwand oder mache mal einen Auftritt oder mache mal einen Track.

rap.de: Gibt es für das neue Album eigentlich Tour oder Live-Pläne?

Mach One: Eine Tour ist soweit jetzt nicht geplant. Wir hatten zwischendurch mal überlegt, ob wir ein Video machen, doch ich glaube da ist inzwischen auch schon drauf geschissen. Ich glaube das Album ist das Album und das haben wir gemacht und das ist geil.
Natürlich passiert es jetzt, dass die Leute mich anschreiben und mich nicht mehr alleine buchen, sondern mit Orgi zusammen buchen wollen. Ich mag Orgi, das ist nicht das Ding, aber ich hab doch so lange gekämpft, um von diesem Bassboxxx/Porno-Ding wegzukommen und hoffe, dass ich jetzt nicht wieder zu krass in einen Topf mit ihm geworfen werde.

rap.de: Hast Du den Eindruck, dass die Leute Bock haben auf diesen Retrosound oder sich auch nach der Zeit von früher sehnen?

Mach One: Sonst hätten wir das Album ja nicht gemacht. Ich hab schon auch das Gefühl gehabt, dass Leute da Bock drauf haben und dass es viele Leute gibt, die sagen: “Ist doch alles für den Arsch. Damals war alles besser!
Aber es gibt auch genug Mach-Fans, denen ich von vornherein gesagt hab, was jetzt auf sie zukommt, und dass wir jetzt sowas machen, im alten Style. Die finden das auch gut, aber freuen sich trotzdem alle auf “Meisterstück 2“.