Tua & Vasee

rap.de: Wie schafft ihr das, die Leute draußen zu halten?

Vasee: Da muss man schon ein Arschloch werden und das muss man dann im Nachhinein wieder glatt bügeln. Aber meine Freunde haben Verständnis dafür. Mittlerweile kennen die mich ja auch. Ich bin da monatelang drin und möchte nicht gestört werden. Das Studio ist kein Spielplatz und fertig. Da ist schon ne gewisse Strenge drin.

Tua: Das geht einfach nicht mehr. Das ist einfach kein Jugendhaus.

Vasee: Wir sind ja beide Nachtmenschen und haben immer bis 6:00 Uhr morgens gearbeitet. In der Nacht ruft niemand an und die Leute lassen uns zufrieden. So setzten wir damit auch Kapazitäten frei.
Es gibt bewusst kein Internet, es gibt keine youtube-Sessions, es geht wirklich sehr produktiv zur Sache dort.

rap.de: Werdet Ihr unglücklich, wenn Ihr bei so etwas dann trotzdem gestört werdet?

Tua: Ja, mich kotzt so was voll an. Ich hasse nichts mehr. Die Situation gibt’s ja trotzdem ständig. Das fängt bei der geliebten Freundin an, aber geht mit allen möglichen Leuten weiter und dann ist halt doch wieder irgend ne Rechnung nicht bezahlt oder was auch immer. Dann ist der Film vorbei und man muss wieder ne Stunde lang rumbabbeln, bis man wieder im Film ist.

Vasee: Bei mir haben inzwischen viele aufgegeben und rufen gar nicht mehr an. Ich geh einfach nicht ran, weil ich muss da auch irgendwo Prioritäten setzen. Was ist wichtiger? Der letzte Satz der Hook oder wenn ich jetzt nen Kumpel frage: “Hey, was geht? Was machst du?“ Das kann ich schon ein bisschen einschätzen.

rap.de: Wird man einsam bei dieser Art von Arbeit?

Vasee: Definitiv. Ganz arg sogar, glaub ich.

Tua: Ich glaub, das bringt das Musikgeschäft eh mit sich. Sobald man ein bisschen erfolgreicher wird – das hat jetzt gar nichts mit diesem klassischen Dann-fangen-die-Leute-an-mich-zu-haten-Geschwätz zu tun, sondern es ist einfach so, dass es doch sehr viel mehr Arbeit ist, als viele Leute denken und auch Entbehrung.
Wenn du dann noch Familie hast – wir haben ja Kinder -, dann ist einfach wenig Platz, um dann noch viele Freund zu sehen.

Vasee: Ich persönlich kompensiere diese Einsamkeit mit den Konzerten. Die ganzen Touren, die ich hatte, haben mir richtig gut getan, weil ich da rausgezogen werde aus dem Studio. Ansonsten bin ich den ganzen Tag nur dort und arbeite.
Ich fühl mich auch manchmal so, wie der Mann auf dem Berg, der ganz schwer erreichbar ist. Wenn man mich besuchen will, muss man ganz weite Wege nach oben laufen. Und deswegen respektiere ich dann Leute, die dann wirklich kommen und klopfen oder klingeln und sagen: “Hallo!“. Dann nehm ich mir auch die Zeit. Aber die Einsamkeit bleibt.
Aber wir haben ja auch den Vorteil, dass wir in Reutlingen keine große Szene haben. Wir haben nicht das Gefühl, irgendwas zu verpassen. Tua kommt jetzt nicht zu mir und sagt: “Oh Vasee, du solltest jetzt eher Drum´n´Bass-Sachen machen!“, weil er das jetzt cool findet oder so. Das gibt’s bei uns nicht.

Tua: Obwohl ich Kaas schon ewig gesagt habe, er soll andere Musik machen. Aber er hört einfach nicht drauf. (lacht) Nein, Spaß.

rap.de: Du hast vorhin gemeint, viele Leute werden dieses Album als "anstrengend“ empfinden. Ich glaub, sie tun´s vielleicht auch deshalb, weil´s eine sehr verwinkelte Sprache hat. Versteht Ihr Euch gegenseitig in euren Metaphern?

Tua: Ja, auf jeden Fall. Wie Vasee vorhin schon erzählt hat. Wir unterhalten uns ja auch immer sehr viel und dann gibt es immer auch so einen Punkt, wo man merkt, da bleiben wir jetzt beide hängen. Dann ist halt der Unterschied, dass wir – nicht wie normale Leute – dann sagen: “Okay, Motto des Tages. Lass uns rausgehen und uns betrinken oder Basketball zocken oder so was“, sondern dass wir dann sagen: “Ey, cool. Das ist gerade so, wo unser beider Gemüt steht. Lass uns einen Song machen.“ So sind Dreiviertel der Songs entstanden.