Tua & Vasee

Dass Tua und Vasee nicht zu den vordersten Spaßmachern dieser Nation gehören, dürfte jedem, der einmal in das musikalische Schaffen der beiden Reutlinger gehört hat, klar sein. Mit Evigila, der Stadt, gebaut aus den Sorgen und Nöten der Menschen, haben die beiden Musiker nun allerdings einen weiteren Meilenstein in der Geschichte der melancholischen Musik geschaffen, der am 3. Dezember veröffentlicht wird.
Mit rap.de sprachen Tua und Vasee genau über jene Melancholie, über das Leiden als Ursprung großer Kunst und darüber, ob böse Schwingungen aus dem nahen Stuttgart 21 ihr Schaffen beeinflusst haben könnten

 

rap.de: Die erste Frage, die mit zu Eurem Album einfällt: Was hat das ganze noch mit Rap und Hip Hop zu tun?

Tua: Ich rappe drauf. Die Beats sind zum großen Teil Hip Hop-mäßig angehaucht, aber warum ist das Deiner Meinung nach nicht Hip Hop?

rap.de: Natürlich ist das Hip Hop, aber es bewegt sich schon so radikal am Rand, wie ich das selten bei einem Album in letzter Zeit gehört habe.

Tua: Ja, klar. Es ist ja auch die Zusammenarbeit von einem Rapper und einem Sänger und zwei Produzenten gleichzeitig und folglich ist das ein musikalischer Kompromiss, der uns beiden aber eigentlich sehr leicht gefallen ist, weil unsere musikalische Schnittmenge so ungefähr 90 Prozent beträgt. Deswegen hört sich das Album auch ein bisschen an wie “Grau“, ist aber trotzdem nicht nur mein Produkt.

rap.de: Ich muss aber auch sagen, dass sich das Album wiederum nicht so anhört, wie man sich ein typisches Album von einem Rapper mit einem Sänger vorstellt.

Tua: Ich nehm’s als Kompliment, dass wir nicht Rapsoul sind.

rap.de: War das schwierig zu vermeiden? Du sprachst gerade von Eurer musikalischen Schnittmange. Was heißt das?

Tua: Das heißt, dass Vasee und ich schon jahrelang immer wieder Songs zusammen gemacht haben. Mehr als man öffentlich gehört hat und wir deswegen schon ein eingespieltes Team sind und dass wir ganz viele Songs gemeinsam geil finden. Wir haben einen ähnlichen Musikgeschmack und wenn wir dann Produzieren, dann lassen wir “es passieren“. Es ist nicht so, wie mit anderen, mit denen ich zusammen arbeite.

rap.de: Hat Eure Zusammenarbeit so ein bisschen Jam-Session-Charakter?

Vasee: Auf jeden Fall ein Bisschen. Wir treffen uns im Studio, reden sehr viel, erst mal über unsere Gemütszustände, passen uns daran an und fangen dann daraufhin an Musik zu machen und eventuell auch Dinge zu verarbeiten, über die wir gesprochen haben. Auf eine sehr natürliche Art und Weise. Wir machen uns auch wenig Gedanken darüber, was da jetzt entsteht, oder wieso und weshalb.

Tua: Was wir auch beide haben, ist eine Neigung zum Unkonventionellen, was das Arbeiten interessant und auch – spaßig hört sich so dumm an, aber eben – spaßig macht.
Auf dem Album haben wir richtig viele Drumelemente, Soundelemente und  Sachen gemacht, wie in Flaschen pusten und das dann gepitscht und das dann auf den Synthie gelegt und damit gespielt. Oder Stimmen und Drums aus “Chipstüten zerquetschen“. Ich liebe sowas und kann dann auch wirklich ne Stunde da dran sitzen, wie so ein Nerd und aus irgendeinem blöden Ton ne Snare machen. Vasee ist jemand der halt sowas feiert.

Vasee: Es ist ein großes Glück ist, wenn man sich ergänzt. Wenn man Stärken hat, wie Tua bei den Drums und Percussions und ich bei den Melodien und Hooks. Wenn man sich ergänzt und dem anderen sagen kann: “Ey übernimm mal Du, ich hab überhaupt keinen Bock da drauf.“ (lacht)

Tua: Ich kannte mal ein Typen, der war früher mal Labelboss, der hat immer zu mir gesagt: “Lass Dir die Hooks von jemand anderem schreiben“. (lacht)

Vasee: Siehst Du, da haben wir uns so ein bisschen gefunden.