rap.de: Hattest du Sample-bezogen eigentlich mal irgendwelche Probleme?
Morlockk Dilemma: Sagen wir es mal so: Ich hatte damit noch keine Probleme, aber ich bin jetzt auch nicht so der Künstler, wo man feuchte Augen kriegt, wenn man bei dem irgendein Sample wieder erkennt. Erstens ist die Radio-GEMA-Kohle ein Witz, weil ich nicht in Rotation gespielt werde. Ich werde zwar in Radioshows gespielt, aber in so Spezialsendungen, wo die Abrechnung dann auch wieder pauschal erfolgt. Außerdem ist es natürlich auch keine Mucke, die sich jetzt 20.000 Mal verkauft und darüber hinaus wissen wir natürlich auch, was wir tun. Ich mach das nicht erst seit zwei Jahren und sample "Die Fabelhafte Welt der Amelie“. Es gibt aber noch viel Schlimmeres. "Star Wars“ ist toy, "Requiem For A Dream“ verstehe ich auch nicht und "Oldboy“ samplet man auch nicht. Auch wenn uns das ein paar Leute bei unserem Remixcontest geschickt haben.
Ich sample jetzt zum Beispiel auch nicht so Sachen wie The Doors. Da könnte man superviel finden, aber damit verbinde ich einfach so viele schöne Dinge. Es gibt Mucke, wo es einfach albern ist und auf der anderen Seite. Das ist jetzt kein Dogmatismus oder so, aber für mich hört es in den 80er Jahren auf. Ich bewege mich in einem Zeitraum von ´65 bis ´85, wo ich Sachen sample, und da dürfte keiner mehr leben. Und wenn doch, dann fahren wir da einfach vorbei!
rap.de: Samplen ist ja auch einfach ein elementarer Teil von Rap.
Morlockk Dilemma: Eben. Besonders für Leute wie mich, die kein Instrument spielen. Und ich liebe das auch, diesen Frickel-Scheiß. Es gehen allein schon Stunden dafür drauf, das ganze Zeug zu hören. Es gibt ja auch Leute, die kaufen sich so Pre-Sets oder Drums. Das sind Toys. Ich möchte das Wort "Toy“ übrigens wieder einführen. Ich finde das wunderschön. Die "Hurensohn“-Jahre kann man auch einfach mal ad acta legen. Ich zucke jedes Mal zusammen, wenn das jemand erwähnt. Das ist nicht gut für mein Herz. Nee. Da geht so viel Zeit bei drauf, aber man fühlt sich jung. Das ist wie mit einem Baukasten zu spielen. Texten ist ja nichts anderes. Worte zusammensetzen kann jeder, aber wie, das ist die Frage.
rap.de: Also ist Rap auch ein bisschen so ein Nerdtum?
Morlockk Dilemma: Natürlich. Nicht die Gees oder die, die den ganzen Tag auf der Straße rumrennen, haben irgendwelche Styles entwickelt. Das waren dann wahrscheinlich deren DJs oder die Typen, die im Keller gesessen haben. Die perfekte Mischung wäre wahrscheinlich so ein Gee-Geek. Rede ich eigentlich großen Unsinn? Ihr müsst mich so ein bisschen vor mir selbst schützen. Ich bin so verkatert.
rap.de: Gab es jemanden, der dich nicht aufgrund seines Raps, sondern aufgrund der Tatsache, wie seine Beats und seine Texte zusammengesetzt waren, beeindruckt und beeinflusst hat? Eben weil man weiß, was da für eine Arbeit drin steckt?
Morlockk Dilemma: Ich rede jetzt mal nur von Deutschland. Amerika hat man sich natürlich jahrelang rein gezogen und man hat seine Lieblinge, wo glaube ich auch jeder weiß, was ich da mag. Da habe ich mich aber auch nie hingesetzt und mir angeguckt, wie das aufgebaut ist. Bei den Beats ist es sowieso schwierig und es ist auch geschmacklos zu gucken, wo die gesamplet haben und sich dann alles von dem Künstler zu ziehen. So was machen nur Toys. Aus Deutschland war ich auf jeden Fall von den Stieber Twins beeindruckt. Das waren so die Ersten, die ich gehört habe. Damals war das noch alles neu oder zumindest nicht wie die Fanta 4 und das war schon mal ein Quantensprung.
Ab dann waren die Eckpfeiler so Samy, Tone, Savas und dann ganz lange nichts. Von den Strukturen und der Komplexität her ist aktuell auf jeden Fall Kollegah der, den ich cool finde. Ich sehe da auch ganz viele Parallelen, wie zum Beispiel der Aufbau von mehrsilbigen Reimwörtern. Wie man das macht, wann die Punchline kommt und so weiter. Das fand ich auf jeden Fall sehr beeindruckend und davor war halt lange nichts, was mich außerhalb des Kreises, mit dem ich sowieso schon zusammen arbeite, beeindruckt hat. Von Absztrakkt war ich jahrelang auch richtig geburnt, weil es halt etwas sehr Spezielles ist. Ich bin ein sehr großer Fan von Leuten, bei denen der Unterschied zum Nächstbesten nicht so gering ist.
Von Lakman war ich auch riesiger Fan, obwohl ich es selbst nicht so gemacht hätte, weil es einfach der Laki-Style ist. Das klingt jetzt immer wie "Das ist interessant, aber nicht gut“, aber das meine ich nicht. Warum sollte man versuchen, wie Lakman zu rappen? Es gibt nur einen, genau wie Taktloss. Den finde ich auch grandios. Das hat jetzt natürlich nichts mit irgendwelchen Pattern oder Reimstrukturen zu tun, weil die kennt nur Taktloss. SD fand ich zum Beispiel auch richtig killer. Jotta finde ich auch sehr eigen, gut und komplex. Ich mag das, wenn Leute von den Reimen, von der Struktur, von den Punchlines her komplex sind. Banjo ist auch jemand mit einer sehr krassen Technik, wo aber auch sonst alles zusammen passt. Es braucht auch einfach Charakter. Es bringt nichts, sich da mathematisch ran zu setzen, bis jede Silbe sitzt und am Ende springt der Funke nicht über. Da gibt es auch ganz viele, wo ich sage: Es ist gut gemacht, aber es berührt mich halt Null. Dann schon lieber jemanden, der charismatisch ist und vielleicht nicht so der Techniker ist. Wo ich einfach sage "Yeah!“. Oh nein, schreib bitte nicht "Yeah“, das ist dasselbe, als würde ich sagen "Word!“. Wort auf die Mutter.
rap.de: True story, no homo. (Gelächter)
Morlockk Dilemma: Frieden aus!