Morlockk Dilemma

rap.de: Dein Künstlername stammt zum Teil ja auch aus einem Film.

Morlockk Dilemma: Ja, aus der "Zeitmaschine“, aber eigentlich bezieht sich das mehr auf das Buch, was ich zu meiner Schande natürlich noch nicht gelesen habe.

rap.de: Aber es klingt besser, wenn man sagt, dass es sich auf das Buch bezieht? (lacht)

Morlockk Dilemma: Natürlich! Es gibt so eine ganze Reihe von Science Fiction-Schreibern, die so in den 60er, 70er Jahren tätig waren und, das ist jetzt ziemlich interessant und krass: Die haben ihre Geschichten, die in der Zukunft spielen, gar nicht mal als so eine utopische Sache dargestellt, sondern die haben wirklich daran geglaubt. Ganz viele Science Fiction-Schriftsteller wie dieser H. G. Wells, waren voll die krassen…

rap.de: Wissenschaftler?

Morlockk Dilemma: Ja, aber ich suche ein anderes Wort. Das war so richtig eklig, teilweise sogar rassistisch. Aber um es jetzt auf den Punkt zu bringen: Morlocks sind in diesem Buch die Untermenschen, die unter der Erde leben und die Drecksarbeit machen, während auf der Erde die Elois in frohlockendem Wohlstand leben, sich von Weintrauben ernähren und einfach gar nichts machen. Darum geht es in dem Buch auch. Was in dem Film nicht so gut rüber kommt: Das ist wirklich eine Herrenrasse-Untermenschen-Geschichte und das fand ich natürlich erstmal im Bezug auf Untergrund ganz lustig, ansonsten habe ich natürlich nichts mit einem Morlock zu tun. Die sehen nämlich ganz furchtbar aus und haben leuchtende Augen.

Was ich aber lustig fand ist, dass die Elois trotzdem die Morlocks fürchten, obwohl sie eigentlich die Herrenmenschen sind, weil die Morlocks nämlich Elois fressen. Das fand ich eine ganz gute Sache, weil ich Untergrundrap mache und natürlich gibt es Leute, die mehr Platten verkaufen, aber die sollten sich immer vor dem Morlockk in Acht nehmen. Irgendwann kommt er nämlich mal hoch und schnappt sich einen! Er isst ihn auf und wirft seine seelenlose Schale zurück in die Büsche. Das fand ich damals sehr witzig, aber mittlerweile erheitert es mich natürlich nicht mehr.

Was aber wie gesagt interessant ist: Dieser H. G. Wells hat das damals echt ernst gemeint. Der dachte halt wirklich, dass die Zukunft so aussehen wird, und diese Autoren haben auch Bücher geschrieben, dass Menschen mit minderwertigem Genmaterial gezwungen sein sollten, übers Reagenzglas vermehrt zu werden, damit es immer ein Überangebot an Arbeitskräften gibt. Das hat mich damals beschäftigt und wahrscheinlich bin ich deshalb darauf gekommen. Das ist ziemlich interessant.

rap.de: Worauf ich mit der Frage eigentlich hinauswollte ist, dass auch dein Videotrailer zu "Der Eiserne Besen“ sehr viele filmhistorische Elemente enthält. Also es wirkt schon so, als wärest du da sehr firm.

Morlockk Dilemma: Ja, aber wie gesagt. Ich bin jetzt keiner, der sich mit jemandem an den Tisch setzen und über Regisseur xy diskutieren kann. Da fehlt mir so eine Windung im Kopf, mir Namen zu merken. Ich hab zum Samplen schon millionen Platten gehört, kann mir aber keinen Namen merken. Dafür kann ich sagen "Hey, die Melodie kenne ich!“. Toll. Das macht nicht viel her in solchen Nerd-Gesprächen. Die Mucke ist so Sample-Loop basierend, dass wir das auch einfach mal visuell umsetzen wollten. Das haben wir schon ansatzweise bei dem "Kugeln/Bastard Homosapiens“-Video gemacht, da habe ich mich auch schon mit Filmschnipseln ausgetobt.

rap.de: Ach, das hast du selbst gemacht?

Morlockk Dilemma: Ja ja. Bei der Sache ging es mir auf jeden Fall darum, den Eisernen Besen als Charakter, diese Battle-Seite von mir, so cartoonesk wie möglich darzustellen. Damit auch endlich mal die Fragen aufhören, ob ich das mit den Battletexten eigentlich ernst meine. Damit klar ist, dass man nicht immer alles so ernst nehmen soll.