Talib Kweli

rap.de: Wie lebst Du Dein Leben, damit es ein gutes Leben ist? Hast Du irgendwelche, grundlegenden Regeln?

Talib Kweli: Ja klar habe ich Regeln. Aber das sind meine Regeln. Ich versuche meine Regeln, anderen eben nicht aufzudrängen.

Ich habe diesen Song "Manifesto“ gemacht. Das war ein Zehn-Punkte-Programm für Hip Hop und über die Jahre ist mir aufgefallen, dass dieses Programm eigentlich ausschließlich für mich gemacht ist. Eigentlich habe ich den Song nur für mich gemacht. Ich bin ja auch gar nicht in der Position und möchte auch gar nicht in der Position sein, einem anderen Rapper zu sagen, wie er rappen soll, oder über was er zu sprechen hat. Ich kann nur über das sprechen, was ich weiß. 

rap.de: Warst du jemals "mad“ auf irgendeinen Rapper? 

Talib Kweli: (überlegt) Nein. Ich mag Hip Hop. 

rap.de: Joe Budden ist sauer auf jede Menge Rapper, oder?

Talib Kweli: Das stimmt. (lacht) Aber ich mag Joe Budden. Ich bin froh, dass Joe Budden an meiner Stelle sauer ist, auf alle möglichen Leute.

"Slaughterhouse" ist eine der besten Sache, die es gibt. Er hat eine Hitsigle. Dieses “Pump it up, pump, pump, pump it up”. Aber wenn man ihn auftreten sieht, dann will er diesen Song nicht spielen. Er hasst diesen Song. Das ist aber seine größte Platte. Die Leute lieben genau dieses Stück, aber wenn er mit "Slaughterhouse" auftritt, dann spielt er ihn nicht. 

rap.de: Weil er sich limitiert fühlt?

Talib Kweli: Er denkt immer, der Song würde ihn nicht repräsentieren. Er denkt halt, dass er eher der Lyricist ist und das ist eben eine Hitsingle. Aber sogar ICH mag die Platte. Die ist echt großartig. 

rap.de: Die Songs von Deiner neuen Platte mit Hi-Tek, scheinen ein bisschen mehr bombastischer zu sein.

Talib Kweli: Ich denke Hi-Tek und ich sind besser als jemals zuvor. Es sind einfach zehn Jahre vergangen und ich meine, hoffentlich sind wir besser als vor zehn Jahren.

Hi-Tek ist ein besserer Produzent als vor zehn Jahren. Unter besser verstehe ich jetzt größer, musikalischer, vielleicht auch bombastischer, wie Du gesagt hast.

rap.de: Fühlst Du Dich manchmal unterschätzt?

Talib Kweli: Manchmal. Aber das ist eine gute Sache. Weil es mich dazu antreibt, noch härter zu arbeiten. 

rap.de: Und bekommst Du das, was Du verdienst?

Talib Kweli: Mann. Ich versuch’s Dir mal zu erklären. Ich wäre sehr undankbar, wenn ich mich über mein Leben beschweren würde. Jetzt gerade bin ich in Berlin. Ich bin ein Kid aus Brooklyn und jetzt bin ich in Berlin und irgendwelche Leute kommen zu unserer Show.

Leute auf der ganzen Welt respektieren mich. Ich kann reisen. Ich kann Musik machen und davon meine Familie ernähren. Ich wollte immer nur ein Musiker der Arbeiterklasse sein und ein guter Künstler.

Wenn es darum geht, mehr Geld zu verdienen, dann würde ich sagen, dass ich noch viel mehr Geld verdienen möchte. Klar, das wäre großartig, aber es gibt nichts, worüber ich mich beschweren kann. Ich bin sehr gesegnet, mit dem, was ich habe. 

rap.de: Was hältst du von dem Sprichwort: Wenn du immer zu wenig hast, um abzugeben, wirst du nie genug haben.

Talib Kweli: Das ist die Wahrheit. 

rap.de: Du hast einen Buchladen gekauft. Musst Du da regelmäßig Geld reinstecken?

Talib Kweli: Den Buchladen haben wir nicht mehr, aber als ich ihn noch hatte, habe ich mein ganzes Geld in den Laden gesteckt.

Es war ein Verlustgeschäft, aber gar nicht so sehr deshalb, weil Buchläden nicht gut laufen würden, in Zeiten von amazon.de oder so. Nein, es war deshalb ein Verlustgeschäft, weil ich mich in diesem Geschäftsfeld überhaupt nicht auskannte.

Wenn ich damals das gewusst hätte, was ich heute weiß, dann wäre das auf jeden Fall ganz anders und viel besser gelaufen. Heute habe ich viel mehr Erfahrung und ganz andere Mittel.  Aber egal. Wir haben’s versucht.