rap.de: Wie ist das bei Dir eigentlich alles passiert. Lief das alles über dieses RBA – Zeug?
F.R.: Du meinst, wie ich angefangen habe? Ich fing tatsächlich in der RBA an, das war eine sehr gute Plattform, um mich weiter zu entwickeln. Es war sehr gut für die ersten Schritte, würde ich sagen und kann ich auch jedem empfehlen. Ich war erst in Internetforen und habe dann diese Plattform entdeckt, wo man sich virtuell batteln kann. Da hab ich dann mein Ding gemacht, habe 10-12 Jahre Ältere besiegt.
rap.de: Auch Kollegah?
F.R.: Nee, Kollegah hab ich nicht gebattelt. Aber in der RBA waren auch K.I.Z. und ich glaube Pillath war auch da, das war schon witzig. Das war schon so eine kleine Brutstätte. Ich würde aber nicht sagen, dass das der wesentlich Teil meiner Entwicklung war. Aber es war sehr gut, um die ersten Fußstapfen zu hinterlassen. Und dann kam auch mit 14 Jahren mein erstes Album raus.
rap.de: War das angenehmer so über das Internet? Das ist ja eine neue Generation von Hip Hop. Es gibt ja noch diese Old School Menschen, die noch immer ihren Jams nachtrauern, was auch in Ordnung ist. Aber ist das jetzt der Prototyp des neuen MCs, der sich seine Sporen nicht auf irgendwelchen Jams verdient?
F.R.: Ich hatte ja damals keine anderen Möglichkeiten, als mir durch das Internet bestimmte Sachen anzueignen. Ich hatte weder einen großen Bruder, der gerappt hat, noch Freunde in meinem Umfeld, die sich für Rap interessiert haben. Auch keinen Zugang oder Informationen zu irgendwelchen Jams, die vielleicht in meiner Gegend waren. Und ich hatte als 12-Jähriger auch keinen Mut dazu, da alleine hinzugehen. Deswegen kam mir der Internet Zugang recht gelegen. Und da habe ich mir meine Sporen auch live verdient. es war nicht so, dass ich der Internet MC war, der fünf Jahre bekannt war und sich dann getraut hat, da aufzutreten, sondern habe mit Ende 13 meinen ersten Auftritt gehabt und seitdem bin ich durchweg auf Tour. Ich hatte auch viele Einzel-Dates und deswegen ist das bei mir auch eine Mixtur. Ich glaube nicht, dass es so gut ist, wenn man seine Karriere als MySpace Rapper durchführen will. Für mich ist es immer wichtig, Kontakt zu den Leuten zu haben, die meine Musik hören und dann kann man nur durch die Musik nicht wirklich schaffen. Live ist immer wichtiger.
rap.de: Du bist jetzt 19. Dann sind das ja fast sechs Jahre, seit denen Du unterwegs bist. Wie war das mit der Schule? Wie hast Du einen 1,5 Abitur Schnitt geschafft?
F.R.: Ich würde sagen, ich habe diesen Mittelweg sehr gut durchgezogen. Ich habe mich damit wohl gefühlt, dass ich in zwei Bereichen immer 100% geben wollte. Jetzt hätte man denken können, ok, dann kommt bei beiden Sachen nichts Halbes und nichts Ganzes raus. Aber bei mir hat das immer geklappt. Ich konnte irgendwie immer meine Leistungen in der Schule und gleichzeitig meine Leistungen in Sachen Musik abrufen. Und ich denke, das hat sehr viel mit Selbstdisziplin, sehr viel mit Ehrgeiz zu tun. Und auch sehr viel mit den Prioritäten, die man sich setzt.
rap.de: Hattest Du denn Abi, als Du “Rap braucht Abitur“ gemacht hast?
F.R.: Nein, hatte ich nicht.
rap.de: Angenommen, Du hättest es verkackt. Was wäre dann gewesen?
F.R.: Ich will mal sagen, das war zu diesem Zeitpunkt schon fast nicht mehr möglich. Wenn Du in der 12. oder 13. Klasse bist, zeichnet es sich ja ab, welche Noten oder Punkte Du hast. Und die Punkte, die Du erreichst, fließen schon ins Abitur ein. Das heißt, du musst eine bestimmte Punktzahl erreichen, um überhaupt zur Prüfung zugelassen zu werden. Und ich war da schon so selbstbewusst zu sagen, ok, ich werde jetzt nicht drei Unterkurse im Abitur haben und kann dann diesen Titel machen. Außerdem, heißt “Rap braucht Abitur“ ja nicht, dass jeder Rapper das Abitur haben muss. Es heißt, wenn ich das nicht geschafft hätte… Hört euch meine Interviews von vor einem Jahr an, dann wisst ihr, wie das alles gemeint war.
rap.de: Du machst ja Musik jetzt seit 7, 8 Jahren. Was machst Du, wenn das wegfällt? Immerhin kann man mit Musik in den meisten Fällen heutzutage nicht mehr lange sein Geld verdienen.
F.R.: Musik, ist in erster Linie meine Leidenschaft und ich habe es auch immer aus diesem Antrieb gemacht. Ich denke, ich werde noch in den nächsten zehn Jahren Musik machen. Ob das dann eine Haupteinnahmequelle wird, entscheidet sich in dem Prozess, in dem ich gerade bin. Ich habe mein Abitur, habe erst mal etwas in der Tasche und noch das Privileg, dieses Jahr Musik machen zu können und denke mir: “Wann, wenn nicht jetzt?“. Ich schau erst mal an, wie das Künstlerleben eigentlich so ist. Und da bin ich eigentlich auch realistisch und pessimistisch genug, um selbst einzuschätzen, wo die Grenze ist. Ich denke mal, später werde ich auch studieren, nur jetzt habe ich den Luxus, dass ich noch meine Musik habe und nicht, wie viele in meinem Alter, anfangen muss, irgendetwas zu studieren. Viel wissen in meinem Alter gar nicht, was sie machen wollen und schreiben sich irgendwo ein, weil sie keine Alternative haben, keinen Ausweg. Und die fühlen dann auch einen Druck, weil alles immer schneller geht und das finde ich schade. Deshalb freue ich mich so darüber, dass ich dieses Privileg habe, diese Karte Musik noch spielen kann.