F.R.

rap.de: Ok. Ich finde aber das mit dem Künstlerleben interessant. Was heißt das? Vielleicht völlig zerstört auf einer Tour zu sein und Schnaps zu trinken?

F.R.: Ich meine damit eher, die Kreativität mal voll auszukosten. In der Schulzeit konnte ich nur hauptsächlich an den Wochenenden mal was aufnehmen oder Texte schreiben. Oder auch mal hier und da so eher nebenbei. Ich musste dieses Zwischending wählen und jetzt kann ich mich wirklich mal darauf konzentrieren und wenn ich aber irgendwann an den Punkt komme, dass ich denke: “So geht’s nicht weiter“, dann werde ich das auch ändern. Ich bin mir auch nicht so sicher, ob mir der Horizont, den ich in der Musik habe, nicht zu klein ist. Also, ob ich wirklich ein motivierter Typ bin, der sich immer mehr Wissen aneignen will und seine Fühler auch mal in andere Richtung ausstreckt. Ich will herausfinden, ob mir dieser Musikhorizont nicht irgendwann zu klein wird und ich irgendwann nach neuem Wissen lechzen oder denke, ich muss was anderes machen. 

rap.de: Meinst Du den Raphorizont oder die Musik allgemein? 

F.R.: Also, Rap ist mir eigentlich jetzt schon zu klein. Das heißt nicht, dass ich keine Rapmusik mehr mache, aber ich habe auch andere Einflüsse in meiner Musik drin. Ich meine eher dieses musikalische Umfeld. Es ist zwanghaft so, dass wenn Du sehr lange Musik machst, Dein Freundeskreis irgendwann nur noch aus dieser Musikindustrie kommt und besteht. Als ich Savas für das Splash Mag interview habe, sagte er auch, dass sein Freundeskreis eigentlich nur aus Leuten besteht, die mit Rap oder eben Musik zu tun haben. Es muss ja auch nichts negatives sein, aber ich denke, dass es sein kann, dass sein eigener Horizont kleiner wird und das möchte ich für mich nicht. Ich will mir das ein bisschen offen halten.

rap.de: Wie machst Du das? Suchst Du zwanghaft nach Kontakten außerhalb der Musikszene?

F.R.: Nee, ich suche nicht zwanghaft nach Kontakten außerhalb der Musikszene. Ich versuche eher meine Bekanntschaften aufrecht zu erhalten, die ich außerhalb der Musik habe. Ich habe viele Freunde, die nichts mit Musik zu tun haben. Und ich finde es wichtig, dass selbst wenn die Interessen anders liegen, diese Freundschaften am Leben zu erhalten. Freundschaften leben von diesem Kern, dass man was zusammen erlebt hat und diesen einen kleinen gemeinsamen Nenner hat. 

rap.de: Schaffst du das? Ich meine, scheitert es nicht sehr oft, wenn man einfach nicht mehr da ist?

F.R.: Das kennt denke ich mal jeder, dass man bestimmte Leute aus den Augen verliert. Das ist was ganz normales. Aber so wirkliche Freundschaften bestehen eigentlich. Dazu muss ich auch sagen, dass ich ein Typ bin, der sehr stark zwischen Freundschaft und Kumpel sein unterscheidet. Ich habe eigentlich einen sehr übersichtlichen Freundeskreis, aus Leuten, denen ich alles erzählen kann und die mir alles erzählen. Wo das Vertrauen gleich 100 Prozent ist. Und daneben habe ich halt viele Kumpels, mit denen ich Spaß habe, mit denen ich feiere und mit denen ich Interessen teile. Aber denen ich eben nicht dieses hundertprozentige Vertrauen schenke und sie mir wahrscheinlich auch nicht. Da unterscheide ich schon relativ strikt.

rap.de: Du kommst aus Braunschweig, wie war das denn da mit der einheimischen Szene? Wie haben die dich beäugt?

F.R.: Ich habe in Braunschweig nie wirklich eine Szene wahrgenommen. Ich bin irgendwann auf Jams gegangen und da auch aufgetreten und habe dadurch halt gemerkt, dass es verschiedene Künstler gibt, die da ihr Ding machen, aber nicht so eine eingeschworene Szene, in die man irgendwie erst reinkommen muss. Die gibt es ja auch nur in wenigen Städten. Es gab schon verschiedene Gruppen, die teilweise cool ihr Ding gemacht haben, aber es gab nie dieses Szene Problem.

rap.de: Ist das denn noch deine Homebase? Du wirkst sehr wurzellos. Nicht im negativen Sinne, sondern mehr so kosmopolitisch.

F.R.: Braunschweig ist schon meine Heimat, definitiv. Ich habe damals einen Song gemacht, der auch ein paar Mal im Eintrachter Stadion lief, und da habe ich schon gesagt, dass mir Braunschweig nicht zu klein und nicht zu groß ist. Als ich den Text geschrieben habe, war ich 15. Mir macht es Spaß, da zu leben, aber natürlich schnuppere ich jetzt ein bisschen an dieser Berliner Luft und merke, dass hier sehr viele coole Leute sind, mit denen ich viel zu tun habe. Meine Produzenten sind hier, mein Label ist hier – irgendwann werde ich wahrscheinlich auch nach Berlin ziehen. Das könnte ich mir gut vorstellen, weil ich momentan sowieso die meiste Zeit hier bin. Aber Braunschweig ist auf jeden Fall eine sehr coole Stadt. Recht übersichtlich, mit ungefähr 250 000 Einwohnern aber auch nicht zu winzig als, dass man da extrem gelangweilt sein müsste. Das ist schon eine Homebase, nur halt nicht im Rapper technischen Sinne. 

rap.de: Welche Rapper gibt es da noch?

F.R.: Mal überlegen – MC Rene oder Aleksey von Jazzkantine sind ja bekannt. Aber mit denen wurde ich nie in Verbindung gebracht.