rap.de: Sind das dann ausschließlich Mellowvibe–Künstler, die Workshops machen?
Ben: Der Einfachheit halber sind es vorwiegend Leute aus unserem Umfeld. Es heißt aber nicht, dass wir das nur für unsere Leute machen. Wir haben auch Anfragen gemacht bei anderen Künstlern. Die sollen sich bei Interesse bei uns melden.
rap.de: Also, wir können das jetzt so festhalten: Jeder, der Bock hat, bei euch einen Workshop zu machen, gegen eine kleine Aufwandsentschädigung, ist bei euch herzlich willkommen?
Ben: Ja. Absolut. Wir haben im letzten Jahr alle zwei Monate einen Workshop gemacht. Das war aber schwierig, weil nur wir das gemacht haben und wir nicht so viel Zeit hatten.
rap.de: Kann es sein, dass nicht nur Erfolg sexy macht, sondern auch ein gutes Layout? Warum habt Ihr Euch für den Sampler schon wieder so ein altbackenes und überhaupt nicht Hip Hop affines Layout ausgesucht?
Ben: Ja, dann schlag doch mal ein gutes Layout vor. Was würdest Du machen?
rap.de: Etwas Schlichtes, mit einer guten Schrift, aber das war jetzt nicht die Frage. Die Frage war, warum diese Spezialisierung auf traurig guckende Kinder?
Pasu: Das ist ein mit Prominenz besetzter Sampler, das heißt im Rap Bereich macht das sowieso seine Runde. Da entscheidet nicht das Cover darüber, ob es jemand kauft oder nicht. Und für die breitere Masse wiederum ist so ein typisches Hip Hop Cover nicht interessant. Dann ist es eher fördernd, die Kids vorne drauf zu haben. Das ist der Grund dafür gewesen.
rap.de: Gibt es auch außerhalb der Hip Hop Szene Leute, die den Sampler kaufen?
Ben: Wir haben bei dem Ersten ganz vielen Zuschriften von Eltern bekommen, die uns gratuliert haben und von ihren Problemen erzählt haben.
Ein Brief kam aus der Schweiz. Die haben die Mila in einer Talkshow gesehen, als sie über den Sampler geredet hat und haben von ihrem Sohn geschrieben, der viele Drogen konsumiert hat und unbedingt ein Gangstar Rapper werden will, also genau das, was wir angeprangert haben. Die haben uns dann um Rat gefragt und was man da machen kann. Die hatte keinen Zugang mehr zu ihm, er ist ihnen fremd geworden, hörte nicht mehr zu und die haben gefragt, ob wir ein Tipp haben, wie sie wieder an ihn heran kommen könnten. Das ist schon krass, weil wir ja gar keine Erzieher sind.
rap.de: Was habt ihr geantwortet?
Ben: Naja, ich hab ihr angeboten mal anzurufen und mit dem Jungen zu reden. Ansonsten habe ich gesagt, dass sie sich bemühen sollten, zu hinterfragen, was da vorgefallen ist. Ich kann da ja nicht mehr Tipps geben. Ich hab sie gebeten, mir mehr Infos zu schicken, damit ich gucken kann, was seine Probleme sind oder warum er so geworden ist. Das war mir schon sehr unangenehm, weil ich die ja auch nicht enttäuschen oder ihnen falsche Tipps geben wollte. Ich bin doch nicht allwissend.
Bei der Arche ist das so, wenn es nur darum ginge Geld zu sammeln, würde ich das hier gar nicht machen. Da geht es um viel mehr.
Wenn du bei der Arche warst und die Kids siehst, merkst Du, die brauchen Geborgenheit und jemanden, der ihnen zuhört und für sie da ist. Gerade die sind stolz auf den Sampler, weil das ihr Ding ist, ihr Baby. Die feiern das so sehr. Immer wenn wir da ankomme spielen sie die CD. Ich kann es schon fast nicht mehr hören. Aber sie feiern es und das ist schön, zu sehen. Und sie fühlen sich beachtet, darum geht es eigentlich.
rap.de: wie ist das für Euch, dass Mellowvibes als unabhängige Plattform für andere Künstler gar nicht mehr so präsent ist?
Pasu: Du meinst, dass der Name “Mellowvibes“ eigentlich nur als ein Produzent für dieses Archeprojekt gilt und gar nicht als Künstleragentur beziehungsweise als Künstlerplattform? Würde ich eigentlich verneinen. Im Moment ist es vielleicht so, aber das liegt daran, dass die PR gerade in der Hochphase ist. Das wird sich auch wieder legen.
Teil eins war auch lange in den Medien vertreten und fand seinen Abschluss mit der “Street Award“ Verleihung, so als Bestätigung dafür, dass die Idee auch in anderen Kreisen gut ankommt.
Ben: Eigentlich ist das gar nicht so wichtig. Es ist wichtig, dass der Sampler bekannt wird und der Grund dafür, warum es ihn gibt und dass die Leute sich damit auseinander setzten. Vor allem geht es darum, dass auch die Kids sich damit beschäftigen.