Deutschlands Vergessene Kinder

rap.de: Ist es anstrengend, in diesem Charity Dschungel aktiv zu sein? 

Ben: Naja, wir machen ja unser Ding und haben damit nicht großartig viel zu tun sonst. Wir wollten das nur als Promo für den Sampler nutzen. Mit den 350.000 Euro für die Arche hätten wir ja nichts zu tun gehabt, das kam von dem Verein. Nur als die Veranstaltung gescheitert ist, haben wir dafür gesorgt, dass es nachträglich doch stattfindet. Wir haben dann wirklich mit Abgeordneten telefoniert, Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt. Dann kam noch mal die Zusage, dass es doch stattfinden kann.  Dann hab ich den Anwalt wieder angerufen und das war das Gespräch, als er sagte, dass ihm alles egal ist und er keine Lust hat und wenn sich die Abgeordneten quer stellen, dann ist er halt der Buhmann. 

rap.de: Wie ist euer Verhältnis zur Politik? Ihr macht ja viel mit der Arche zusammen und trefft auch einige Leute aus der Politik. Wie reagieren die auf Euch?

Pasu: Auf den Sampler? Ich weiß nicht, ob die so viel mitkriegen. Ich hab vor kurzem mit Wolfgang Büscher, dem Pressesprecher der Arche, gesprochen und er hat mir erzählt, dass von politischer Seite viel Druck auf ihn und die Arche ausgeübt wurde. Zum Teil sind das schon heftige Sachen und kommt auch von Parteien, von denen es am allerwenigsten zu erwarten ist. 

rap.de: Was sind das für Sachen? Wie kann man sich das konkret vorstellen? 

Pasu: Die Arche genießt ja einen sehr guten Ruf und macht diese ganze Medienarbeit, weil sie einfach auf die Spenden angewiesen sind. Und es schmeckt natürlich nicht jedem, wenn die immer wieder auf Missstände in bestimmten Bezirken hinweisen. 

rap.de: Glaubt ihr noch an die Politik? 

Ben: Ich sag’s mal so, wenn du zu Hause sitzt und darauf wartest, dass die Politik was macht, hast du Politik nicht verstanden. Wir selbst machen ja die Politik.

Einen Sampler zu machen, ist viel Arbeit und bringt eigentlich nichts. Aber das macht man ja auch, um Zeichen zu setzten, um andere Leute mitzuziehen. Irgendwie müssen wir ja auch Erfolg haben, das ist schon wichtig. Erfolg macht sexy! Und es spornt auch andere an, mitzumachen oder was ähnliches zu machen. Das ist unsere Art, Politik zu machen.

Ich hab keine Lust auf diese Jugend, die einen auf Gangster macht. Diese Halbstarken sind ja gerade deshalb gefährlich, weil sie dumm sind. Sie schlagen gleich zu.

So will ich meinen Sohn nicht aufwachsen sehen. Ich will wirklich was dagegen tun. Noch ein übriggebliebener Idealist.

rap.de: Wie erfolgreich war der erste Sampler eigentlich? Was ist dabei tatsächlich rumgekommen?

Ben: Naja ich habe keine Hemmungen zu sagen, was es eingebracht hat. Aber es muss halt erfolgreich sein, damit es auch bei gewissen Leuten akzeptiert und geachtet wird. Wir haben bis heute knapp 2.000 Stück verkauft. Aber es verkauft sich immer noch.

rap.de: Also kam der Erfolg eher durch die Medienarbeit? Wie viel Geld konntet ihr der Arche spenden?

Pasu: Die Produktionskosten waren ziemlich teuer für den ersten Teil. Es war ne Doppel CD. Es war ein Buch drin mit gesammelten Geschichten, die ich mit Wolfgang zusammen geschrieben hatte. Das herzustellen war sehr teuer.

Diesmal haben wir eine einfache CD gemacht und als Schmankerl diese Synchronsprecher reingeholt, die zwischen den Tracks konkrete Fakten über Kinderarmut präsentieren. Das ist neu.

Wenn wir einen großen Aufwand machen, bleibt am Ende nichts übrig, was Du spenden kannst. Immerhin bleibt aber der positive Effekt, dass man die Jungendlichen aufmerksam auf ihre Probleme macht.

Das merken die Jugendlichen, die in der Arche sind, oft gar nicht. Die denken, das Leben wie sie es führen ist eben normal und irgendwann kommt Hartz 4. Das wird als Berufsaussicht betrachtet.

Das wird ihnen ja teilweise auch so vorgelebt. Und damit diesmal auch von uns finanziell da was hängen bleibt, haben wir uns bei der neuen Produktion entschieden, nur eine CD zu machen.

Ben: Wir brauchen auch nicht drum herum zu reden. Wir sind ganz klar auf den Kosten hängen geblieben. Aber was wir schon gesagt haben, es ändert nichts daran, dass wir es trotzdem machen wollen.

Und die Workshops, die von dem Überschuss finanziert hätten werden sollen, finanzieren wir trotzdem. Also, Leute, die mitmachen, bekommen auch ein kleines Honorar, aber das zahlen wir aus unserer eigenen Tasche.

Wir können ja schlecht zur Arche gehen, mit dem Gedanken, ihnen etwas Gutes zu tun und von ihnen dann verlangen, die Workshops zu bezahlen. Das wäre ja Schwachsinn.