Pitbull

 

rap.de: Gibt es dort so etwas wie eine dritte Kultur? Das, was in der zweiten und dritten Generation von Einwanderern entsteht? Die Kinder und Kindeskinder von Immigranten, leben nicht mehr so wie ihre Eltern oder Großeltern, aber auch nicht so wie die Amerikaner. Sie haben eine eigene Kultur, die dazwischen liegt, eben eine dritte Kultur.

Pitbull: In Miami ist das nicht so stark, aber in L.A. habe ich das beobachtet, dass die Leute ihre eigene Kultur ein wenig aufgeben und mehr aus der amerikanischen übernehmen. Das nennt man "Spanglish“. Es verbreitet sich schnell, denn Latinos sind überall in den USA, sie sind die häufigsten Einwanderer hier und sie vermehren sich schnell. (lacht) Wir sind alle ein Haufen Kaninchen und wir haben gerne eine gute Zeit. Wir multiplizieren uns nun mal schnell (lacht).

rap.de: Was hältst du denn von den Touristen-Bussen, die durch die Calle Ocho rollen und von den Touries, die euch fotografieren? Ist das eine gute Sache oder eine kritisches Gentrification-Thema?

Pitbull: Nein, das ist eine gute Sache, sie sollen kommen und unsere Vibes genießen, unsere Leute kennen lernen. Sie sollen die Stadt und ihre Menschen fühlen. Manche verstehen unsere Stadt nicht, sie denken, sie sind in der dritten Welt gelandet. Ich meine, wenn du in manche Viertel von Miami gehst, dann musst du zwar nicht fließend Spanisch sprechen, aber du solltest schon einen Weg finden, mit den Leuten dort zu kommunizieren, denn wenn nicht, dann bist du am Arsch. (Gelächter) In Miami ist das so, du weißt nicht, ob das die dritte Welt ist, die USA oder gar ein Teil der Karibik. Es ist ein Schmelztiegel vieler Kulturen, es ist eine der internationalsten Städte in Amerika, wenn nicht sogar … (geistesabwesende Pause).

rap.de: …DIE internationalste Stadt der Staaten?

Pitbull: Ja. Girl, du hast telepathische Fähigkeiten. Schau dich an. Du kannst meine Gedanken lesen.

rap.de: Nee, nee. Es war doch offensichtlich, was du sagen wolltest.

Gelächter

rap.de: Kommen all diese Kulturen denn wirklich so gut klar mit einander? Ich mein verstehen sich Dominikaner und Haitianer? Ich weiß nicht wie viele Haitianer ihr habt.

Pitbull: Viele! Uff! Sehr viele. Ich habe früher in einer Gegend gewohnt die Little Haiti hieß. Diesen Clash zwischen den Kulturen hast du überall auf der Welt. Jetzt mit der Gentrification ist die Stadt sehr stark in Bewegung. Die Leute ziehen viel um, in andere Gegenden, in fremde Gegenden. Früher hatte jede Einwanderernation ihre eigene kleine Gegend. Verschiedene Kulturen bringen nun mal unterschiedliche Menschen hervor, aber ich denke alle, die aus der Karibik stammen, kommen ganz gut klar miteinander. Ob es nun Haitianer, Puerto Ricaner, Kubaner oder Jamaikaner sind. Wir essen ähnliches Essen, wir tanzen zu ähnlicher Musik und vor allem haben wir ungefähr die gleichen Werte. Aber schwarze Amerikaner und die Schwarzen aus der Karibik, das clasht. Nicht so sehr wie früher, aber die Haitianer und die Jungs aus Liberty-City… whoa.. da gab es schon sehr heftige Auseinandersetzungen. Die Haitianer sind die neuen Kubaner. Sie sind die jetzige Generation Einwanderer, die Geschäfte aufmachen, die sich den Arsch aufreißen. Schritt für Schritt werden sie ein immer wichtiger Teil der Gesellschaft und irgendwann werden sie auch politischen Einfluss haben. Darum geht es doch letztendlich in den Staaten! Sich um seine Community zu kümmern, sich um seine Leute zu sorgen und ihnen zu helfen. So haben es die Kubaner gemacht und so ist Miami gewachsen.

rap.de: Das hast du schön gesagt. Aber was ist mit den Arabern in Miami? Ich habe gehört, dass sie Miami in der Hand haben. Man sieht sie zwar nicht, aber letzten Endes, hätten sie die Zügel in der Hand.

Pitbull: Araber? Die haben doch alles in der Hand (Gelächter). Ihr Geld ist überall, ja, das stimmt. Sie haben viel in Downtown-Miami investiert, was eine zeitlang sogar eine der größten Baustellen der USA war, weil überall umgebaut wurde. Die Araber haben Läden, die verkaufen alles mögliche, aber man sieht sie nicht. Sie prägen das Stadtbild nicht so sehr wie die Latinos. Das Ding ist, dass in Downtown niemand wohnen kann, weil es dort viel zu teuer ist, und dann stehen die Sachen einfach leer. Auch wenn die Namen mancher Hoods in "Design District“ und "Midtown“ geändert haben, weil ein paar Vögel von außerhalb hingezogen sind, sind es im Grunde immer noch die gleichen Hoods.